Ein „Wahl-O-Mat“ für die Europawahl 2014

(Johanna Speyer)

Wie können junge Wähler motiviert werden, an der Europawahl 2014 teilzunehmen und eine informierte Entscheidung zu treffen? „VoteWatch Europe“ und das „European Youth Forum / League of Young Voters“ haben zu dieser Frage am 18. September 2013 in Brüssel ihre gemeinsame Initiative „MyVote2014.eu“ präsentiert.

Auf dieser Website können die Nutzer ihre eigenen Ansichten mit denen der Europa-Abgeordneten vergleichen. Hierzu müssen sie, ähnlich wie beim Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für Politische Bildung zur Bundestagswahl, über 15 verschiedene Themen abstimmen. Es handelt sich dabei um umstrittene Fragen, die in der vergangenen Legislaturperiode im Europaparlament diskutiert und entschieden wurden und die von besonderer Bedeutung für junge Wähler sind, darunter zum Beispiel Bildung, Umweltschutz, Kernenergie und Beschäftigung. Anders als beim deutschen Wahl-O-Mat werden die Voten der Nutzer anschließend nicht mit den Wahlversprechen einzelner Parteien, sondern mit dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten aller Abgeordneten des Europaparlaments abgeglichen. Das Ergebnis kann nach MdEP, nationaler Partei oder Fraktion gefiltert werden. Zudem bietet „MyVote2014.eu“ zu jeder Frage zusätzliche Informationen sowie Pro- und Contra-Argumente. Der Nutzer hat die Möglichkeit, seine Abstimmungsergebnisse seinem MdEP zukommen zu lassen. In einem anderen Bereich der Website ist es möglich, das Abstimmungsverhalten zweier MdEPs direkt miteinander zu vergleichen. Außerdem bietet die Website ein Spiel zum Europaparlament an.

Die Initiative bietet einen niederschwelligen Zugang zur EU-Politik und ermöglicht es jungen Menschen, einen Einblick in die Breite und die Bedeutung der im EP diskutierten Themen zu erhalten. Eine gute Idee ist zudem, dass die eigene Position nicht mit Wahlversprechen, die vielleicht ohnehin nicht gehalten werden, sondern mit dem tatsächlichen Verhalten der MdEPs abgeglichen wird.

Etwas problematisch ist allerdings die Vereinfachung der Themen auf plakative Fragen. Da die Parlamentarier über viel differenziertere und kompliziertere Texte abstimmten, stellt sich die Frage der Vergleichbarkeit der Voten der Nutzer und der der Abgeordneten. Auch die Informationen, die zusätzlich zu jeder Frage angeboten werden, sind deutlich vereinfacht. Zwar bieten die Pro- und Contra-Argumente, die zu jeder Frage abgerufen werden können, einen besseren Einblick in die möglichen Vor- und Nachteile, jedoch sind diese, trotz aller Bemühungen, nicht immer ganz ausgeglichen.



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