Der Bevollmächtigte des Rates der EKD

Europa-Newsletter Nr. 125

Zur Halbzeit noch nicht halb so weit - Zur Zwischenbewertung des "Europäischen Aktionsplans Umwelt und Gesundheit 2004-2010"

Sara Behr

In den letzten Jahren haben sich die Erkenntnisse vermehrt, dass es durch die verstärkte Umweltbelastung bedingte Faktoren gibt, welche die Gesundheit nachweislich beeinflussen. Am 4. September 2008 hat das Europäische Parlament (EP) eine Resolution zu der im Juni 2007 von der Kommission der Europäischen Union vorgelegten Zwischenbewertung des Europäischen Aktionsplans Umwelt und Gesundheit 2004-2010 verabschiedet. Der im Juni 2004 angenommene Aktionsplan hatte das Ziel, die Wissensgrundlage in der Umwelt- und Gesundheitsforschung zu erweitern, um die Auswirkungen der Umwelt auf die menschliche Gesundheit besser bewerten zu können und die Koordination von Präventivmaßnahmen zu erleichtern.

In der Entschließung äußern sich die Abgeordneten des EP kritisch zu den bisher erlangten Veränderungen. Sie verweisen auf die unklar definierten Ziele des Aktionsplans und den fehlenden Finanzierungswillen - bis heute könne der Budgetrahmen nur schwer festgelegt werden und wäre in seinem bisherigen Ausmaß nicht ausreichend für eine effiziente Umsetzung. Laut der Stellungnahme des EP verhinderten diese zwei gravierenden Defizite eine aussagekräftige Zwischenbilanz.

Dennoch erkennt das Europäische Parlament die bisherigen positiven Erfolge des Aktionsplans an und ruft die EU-Kommission auf, ihre Bemühungen zu verstärken. Verbessert wurden nach Auffassung der Parlamentarier die Informationsdichte über das Zusammenspiel von Umwelt und Gesundheit, die Integration und Stärkung der Forschung in diesem Bereich und die Zusammenarbeit mit auf diesem Gebiet spezialisierten internationalen Organisationen. Als vorrangig bis 2010 anzustrebende Ziele fordern die Europaabgeordneten die Kommission auf, zwei ihrer schon in 2004 selbstgesetzten Ziele verstärkt zu verfolgen: Zum einen besteht die Notwendigkeit, das Bewusstsein der Bürger für die Umweltverschmutzung und deren gesundheitsschädigenden Auswirkungen zu fördern und zum anderen die europäische Politik der Risikoeindämmung zu überarbeiten und anzupassen.

Von durch Umweltbelastung beeinflussten Gesundheitsrisiken seien vor allem so genannte Risikogruppen gefährdet, wie Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen. Dies werde darin deutlich, dass in der Europäischen Union Atemwegserkrankungen inzwischen die häufigste Todesursache bei Kinder unter 5 Jahren sind. Zusätzlich zu den erhöhten Gesundheitsrisiken schon bekannter Krankheiten, seien im Lauf der letzten Jahre neue Krankheiten im Gebiet der umweltbedingten Gesundheitsprobleme aufgetreten, wie zum Beispiel multiple chemische Hypersensibilität oder Hypersensibilität gegenüber elektromagnetischen Strahlungen.

Eine besondere Bedeutung misst die Entschließung der Luftqualität in Innenräumen zu. Europäische Bürger verbringen im Durchschnitt 90 % ihrer Zeit im Inneren von Gebäuden und sind dort oftmals schlechter Luftqualität und verschiedensten Schadstoffen ausgesetzt. Durch finanzielle Anreize, besonders für Unternehmen mittlerer und kleiner Größe, sollen die Marktteilnehmer motiviert werden, die bisherigen Voraussetzungen zu verbessern, unter anderem die Luftqualität in Innenräumen, sowie die Senkung der elektromagnetischen Strahlen in Gebäuden und Büroräumen.

Durch die aktuelle Diskussion und Forschung sei das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels stetig gewachsen. Dieser macht auch nicht vor umweltbedingten Gesundheitsproblemen halt. Folglich führe die Bekämpfung des Klimawandels zu positiven Effekten, sprich der Verringerung, bei den durch Umweltbelastung hervorgerufenen Krankheiten. Die Ausdehnung des Aktionsplans auf den Bereich der nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit wird folgerichtig als notwendiger Schritt dafür betrachtet.

Um die Folgen des Klimawandels und der damit verbundenen Umweltbelastung auf die Gesundheit zu verringern fordert das EP, vor allem präventive Maßnahmen zu ergreifen und der Bevölkerung das Ausmaß der Auswirkungen bewusst zu machen.

Die Entschließung des Europäischen Parlaments finden Sie unter:
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P6-TA-2008-0410+0+DOC+XML+VO//DE&language=DE



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