hochINKLUSIV – mittendrin statt außen vor. Junge Menschen äußern sich zu sozialer Inklusion

(Doris Klingenhagen)

In der gesamten EU haben junge Menschen von Anfang Januar 2013 bis Mitte Juni 2014 ihre Meinungen, Vorschläge und Forderungen zum Thema Inklusion im Rahmen des Strukturierten Dialogs zusammen getragen. Ihre Beiträge wurden über drei Beteiligungsrunden in jedem EU-Mitgliedstaat gesammelt, anschließend auf EU-Jugendkonferenzen von Jugend- und Ministeriumsvertretern gemeinsam diskutiert und auf der Jugendkonferenz in Thessaloniki im März 2014 zu Empfehlungen zusammengefasst. Unter anderen gingen folgende Impulse zu folgenden Themen von den jungen Menschen aus:

 

  1. Gute Bildung – Gleiche Bildungschancen für alle jungen Menschen garantieren. Die EU-Mitgliedstaaten sollten dafür sorgen, dass junge Menschen, insbesondere benachteiligte Jugendliche, freien Zugang zur Anerkennung von Kompetenzen erhalten, die sie sich durch außerschulische Bildung und informelle Lernprozesse angeeignet haben. Dies bestärkt sie darin, an lebenslangen Lernprozessen teilzuhaben und verbessert ihre Beschäftigungsfähigkeit.
  2. Guter Übergang – Jungen Menschen den Übergang in den Beruf erleichtern. Die EU-Mitgliedstaaten sollten die EU-Jugendgarantie langfristig ausrichten und besser zugänglich für junge Menschen machen, auch für diejenigen, die sich nicht in Arbeits-, Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen befinden. Bei der Umsetzung des Qualitätsrahmens für Praktika sollten die Mitgliedstaaten politische Maßnahmen entwickeln, die auf den Richtlinien der Europäischen Qualitätscharta für Praktika und Lehrlingsausbildungen beruhen.
  3. Gute Arbeit – Jungen Menschen hochwertige Arbeitsplätze sichern. Die EU-Mitgliedstaaten müssen gemeinsam mit den Sozialpartnern nationale, altersunabhängige Mindestlöhne einführen, die den tatsächlichen Lebenshaltungskosten in dem Land, in dem junge Menschen arbeiten, entsprechen, um deren Unabhängigkeit zu gewährleisten und den Mindestlohn als soziales Recht anzuerkennen.
  4. Dialog und Lernen zwischen den Generationen – Generationenübergreifende Solidarität stärken. Die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten sollten eine Vorabbewertung des langfristigen Erfolgs ihrer politischen Maßnahmen entwickeln und umsetzen, um sicherzustellen, dass diese auch ältere Generationen und künftige junge Generationen nicht benachteiligen.
  5. Aktive Inklusion – Bedingungen für eine vollständige Eingliederung junger Menschen in die Gesellschaft schaffen. Die EU-Mitgliedstaaten müssen eine Institution damit beauftragen, die sicherstellt, dass individualisierte und professionelle Beratungsdienste junge Menschen effektiv informieren und über ihre Rechte z. B. in Bezug auf Unterkunft, Gesundheit und Kultur sowie hinsichtlich persönlicher und beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten beraten. Junge Menschen sollen so ihr Potential ausschöpfen und persönliche Unabhängigkeit erreichen können.
  6. Jungunternehmertum – Unternehmertum unter jungen Menschen stärken. Die EU-Mitgliedstaaten sollten junge Existenzgründer in den ersten Jahren unterstützen, indem sie Steuervorteile und andere finanzielle Anreize bieten, bürokratische Hürden abbauen sowie in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen, Jugendorganisationen und der Privatwirtschaft wirksame Unterstützungsstrukturen und Gründerzentren einrichten. Darüber hinaus sollten die Mitgliedstaaten Jugendorganisationen als Hauptanbieter non-formalen Lernens und damit auch als Anbieter einer unternehmerischen Denkweise und unternehmerischer Fähigkeiten anerkennen.
  7. Unternehmertum – Unternehmertum mit positivem sozialem Einfluss fördern. Die EU-Mitgliedstaaten sollten Banken ermutigen, Investitionsgarantieprogramme für junge Sozialunternehmer zu entwickeln, einzurichten und bekannt machen. Der Schwerpunkt sollte dabei auf jungen Menschen liegen, die eingeschränkte Möglichkeiten haben und aus abgeschiedenen Regionen kommen.

  8.  

Die Empfehlungen und Forderungen flossen in zwei Dokumente des Jugendministerrates ein, die dieser am 21. Mai 2014 verabschiedete: den Schlussfolgerungen zum Jungunternehmertum und der Entschließung zur Inklusion junger Menschen. Auch wenn im Juli 2014 bereits eine neue Phase des Strukturierten Dialogs mit dem Thema „Youth Empowerment" begonnen hat, ist der Strukturierte Dialog zur Inklusion junger Menschen noch nicht beendet. Politisch Verantwortliche in der EU und den EU-Mitgliedstaaten sind aufgefordert, sich mit den Ergebnissen des Prozesses zu beschäftigen.

 

Derselbe Jugendministerrat beschäftigte sich in einer eigenen Entschließung zum Strukturierten Dialog mit der Jugend auch mit der Optimierung dieses Dialogs. Zukünftig wird in 18 Monaten nur ein Schwerpunktthema behandelt. Bisher wurden durch die Ratspräsidentschaften weitere Unterthemen gesetzt. Das Schwerpunktthema wird von den Jugendkonferenzen begleitet und am Ende des Prozesses wird nur noch ein Ergebnisdokument erarbeitet. Offen geblieben ist in der Entschließung, wie die Ergebnisse des Strukturierten Dialogs in Form eines geregelten Feedbacksystems in die poltischen Prozesse auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene aufgenommen und bearbeitet werden.



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