Durch die Brille der Bildung: Breites Themenspektrum für europäische Projektarbeit im Programm ERASMUS+

(Gisela de Vries)

Zum 1. Januar 2014 hat die neue siebenjährige Förderperiode der Europäischen Union begonnen. Trotzdem waren zum Stichtag bei den meisten Förderprogrammen noch nicht alle Entscheidungen über die Prioritätensetzung und Ausgestaltung getroffen.

 

Dieser Prozess zog und zieht sich über das ganze Jahr 2014 hin. Bei den meisten direkten Programmen sind mittlerweile die Rahmenbedingungen bekannt.

 

In dieser wie auch in den nächsten Europa-Informationen werden wir Ihnen nach und nach die Programme vorstellen und zeigen, wie Sie möglicherweise davon profitieren können.

 

ERASMUS+ ist das neue Programm der Europäischen Union für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport.

 

Für Einrichtungen, die hier aktiv werden möchten und noch nicht mit der Entwicklung eines Projekts begonnen haben, wäre es jetzt höchste Zeit, damit zu beginnen. Bei intensiver Beschäftigung mit dem Projekt hätten sie noch ausreichend Vorlaufzeit zur Erstellung und Beantragung eines Projekts bis zur Einreichfrist voraussichtlich im ersten Quartal 2015.

 

Unter dem Dach von ERASMUS+ werden seit dem 1. Januar 2014 das bisherige Bildungsprogramm der Europäischen Union „Programm für Lebenslanges Lernen", das Programm „Jugend in Aktion" sowie der Bereich Sport zusammengefasst.

 

Es hat zum Ziel, Begegnungen zwischen Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern zu ermöglichen, persönliche Kompetenzen oder die Beschäftigungsfähigkeit von Einzelpersonen zu verbessern, wie auch die Modernisierung der Systeme der Jugendarbeit oder der allgemeinen und beruflichen Bildung in Europa voranzubringen.

 

Von 2014 bis 2020 sind für ERASMUS+ 14,774 Milliarden Euro vorgesehen, wobei hier – im Gegensatz zu vielen anderen Programmen der EU, bei denen Kürzungen vorgenommen wurden – eine Steigerung von 40 Prozent der Mittel gegenüber der letzten Förderperiode zu verzeichnen ist.

 

Im neuen Bildungsprogramm „ERASMUS+" werden die bisherigen Arbeitsbereiche mit jeweils eigenen Budgets beibehalten:

  • Vorschulische und schulische Bildung
  • Berufliche Bildung
  • Hochschulbildung
  • Allgemeine Erwachsenenbildung
  • Jugend
  • Sport

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Eine Neuerung des Programms besteht darin, dass einzelne Projekte auch bereichsübergreifend arbeiten, und sich dadurch zum Beispiel mit Themen im Übergang von der Schule in Ausbildung oder Beruf beschäftigen können.

 

Zur Vereinfachung der Abläufe trägt bei, dass Projekte in allen genannten Arbeitsbereichen grundsätzlich nach den Vorgaben der folgenden drei Leitaktionen durchgeführt werden.

 

Leitaktion 1: Lernmobilitäten von Individuen (mindestens 63 Prozent der Mittel)

Ermöglichen die Teilnahme an einer Begegnung, einem Kurs oder Durchführung eines Praktikums oder einer Hospitation in einer Partnereinrichtung. Davon profitieren können Studierende, Auszubildende, Jugendliche, Freiwillige, Lehrer, Trainer, Jugendarbeiter, Ausbildende wie auch Beschäftigte in Bildungseinrichtungen.

 

Leitaktion 2: Kooperation für Innovation und gute Praxis (mindestens 28 Prozent der Mittel)

  • Strategische Partnerschaften zum Austausch von Erfahrungen zwischen Organisationen, Entwicklung von Strategien, Curricula oder Schulungsmaterialien
  • Allianzen für branchenspezifische Fertigkeiten
  • Wissensallianzen: Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Arbeitswelt
  • Leitaktion 3: Unterstützung politischer Reformen (mindestens 4,2 Prozent der Mittel)
  • Strukturierter Dialog: Treffen von jungen Menschen und Entscheidungsträgern im Bereich Jugend
  • Unterstützung europäischer politischer Werkzeuge wie zum Beispiel Instrumente zur Vergleichbarkeit beruflicher Qualifikationen
  • Aktivitäten, die von Kommission und Mitgliedstaaten gesteuert werden

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ERASMUS+ ist von besonderer Bedeutung für Kirchengemeinden sowie alle kirchlichen und diakonischen Organisationen und Einrichtungen, die sich mit Jugendarbeit, vorschulischer- und schulischer Bildung, Hochschul- und Erwachsenenbildung beschäftigen. Ebenso können alle Institutionen davon profitieren, in denen berufliche Aus- und Weiterbildung stattfindet.

 

Im Rahmen des Programms ERASMUS+ können Projekte mit einer sehr vielfältigen thematischen Ausrichtung durchgeführt werden, jedoch immer mit einem starken Bezug zur Bildung.

 

Das Programm bietet zum einen Einrichtungen mit langjähriger Erfahrung in europäischer Projektarbeit vielfältige Möglichkeiten, sich auszutauschen und ihre Vorhaben und Ideen zusammen mit Partnereinrichtungen aus anderen Ländern in Europa umzusetzen.

Zum anderen stellt ERASMUS+ für Einrichtungen ohne große Erfahrungen in (europäischer) Projektarbeit eine gute Möglichkeit dar, einen Einstieg in diesen Bereich zu finden. Andere Einrichtungen nutzen dieses Programm, um zu beginnen, sich ein Netz an geeigneten Partnereinrichtungen in Europa aufzubauen, mit denen zusammen sie auch in den nächsten Jahren Problemlösungen erarbeiten können, die für alle von Interesse sind.



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