„Junge Europäer – Wir stehen für Nachhaltigkeit und Eco-Justice!“ Fachgespräch in Brüssel

(Doris Klingenhagen, Steffen Schmid)

Im Rahmen eines internationalen Fachgesprächs am 9. September 2014 in Brüssel haben Vertreter christlicher Jugendorganisationen ihre Projekte zum Klimaschutz vorgestellt und daraus entstandene Forderungen und Fragen an Vertreter der EU-Kommission und des Europäischen Parlaments gerichtet. Die Fragen und Forderungen zielten auf die Verhandlungen der EU in Lima im Dezember 2014 und Paris 2015 zur Verabschiedung eines neuen internationalen Klimaschutzabkommen (Nachfolge Kyoto-Protokoll). Zwei Projekte standen besonders im Fokus. Als Erstes stellten Jugendliche aus Deutschland die Jugendklimakonferenz „Klar zur Wende" der Evangelischen Jugend der Nordkirche vor. Sie plädierten dabei für eine Kursänderung in Kirche und Gesellschaft, um endlich ernsthaft dem Klimawandel und seinen Folgen zu begegnen. Dazu hatten sie auf ihrer Klimakonferenz Thesen verfasst, die mittlerweile der Synode der Nordkirche vorliegen. Darunter findet sich die Aufforderung, dass die Nordkirche eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen müsse und alle Menschen ihren Lebensstil auf den Verbrauch von Kohlenstoffdioxid hinterfragen sollten. Als zweites Beispiel für das besondere Engagement junger Menschen stellte Igino Zanandrea, Direktor der Organisation Turismo Giovanile e Sociale Eurogroup (Italien), vor, wie im Rahmen von Ferienfreizeiten Kinder und Jugendliche auf spielerische Art und Weise lernen, sorgsam und verantwortungsvoll mit der Schöpfung umzugehen.

Im Anschluss tauschten sich Margrete Auken (Mitglied des Europäischen Parlaments), Roberta Di Lecce (Beauftrage für Klimapolitik der italienischen Ratspräsidentschaft), Yrjö Mäkelä (Europäische Kommission, Generaldirektion Klima), Raphael Breyer (Bund der Deutschen Katholischen Jugend, BDKJ), Pawel Pustelnik (Ökumenischer Jugendrat in Europa, EYCE) und Peter Pavlovic (Konferenz Europäischer Kirchen) über die Erfordernisse einer nachhaltigen und ökologisch gerechten Zukunft aus.

Roberta Di Lecce machte die großen Herausforderungen deutlich, vor denen die EU in den nächsten Jahren im Bereich des Klimaschutzes stehe. Es sei nicht einfach, dass sich alle Mitgliedsländer auf eine gemeinsame politische Linie einigten, da die Verantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels zwischen den Staaten immer wieder hin und her geschoben werde. Nur mit einer gemeinsamen Stimme werde Europa seiner Vorreiterrolle in der Welt gerecht. Als wichtige Ziele der italienischen Ratspräsidentschaft nannte sie die Überarbeitung des Emissionshandels und die Verabschiedung der Rahmenvereinbarung für die Klima- und Energiepolitik der EU in den Jahren 2020-2030. Margrete Auken brachte dagegen ihre Enttäuschung über die zu wenig ambitionierte Klimapolitik der EU zum Ausdruck. „Es herrscht im Bereich des Klimawandels ein falsch verstandenes Gottvertrauen vor, so als würde alles irgendwann schon gut werden". Dass dem nicht so sei, machten viele wissenschaftliche Studien deutlich, die zum großen Teil sehr bedrohliche Szenarien für die Zukunft entwerfen.

Dass jetzt dringend gehandelt werden müsse, unterstrich auch Yrjö Mäkelä von der EU-Kommission. Er wehre sich aber dagegen, die Ziele und Maßnahmen der Europäischen Union schlecht zu reden. Die EU sei weltweit führend in der Bekämpfung des Klimawandels und der Umstellung ihrer Wirtschaft hin zu einer Green Economy. „Gerade die Jugendlichen von heute sind es, auf die es in Zukunft ankommen wird", betonte Raphael Breyer als Vertreter des BDKJ. Junge Menschen wissen oft um diese Verantwortung, sie seien aber häufig enttäuscht von dem, was sie in der Klimapolitik wahrnehmen würden. Er erhoffe sich daher eine größere Unterstützung für die Projekte Jugendlicher.

Von seinen Erfahrungen mit einer Kampagne zur Förderung von Eco-Justice berichtete Pawel Pustelnik. Er erlebe in vielen Seminaren des EYCE eine intensive Auseinandersetzung junger Menschen mit Klima- und Gerechtigkeitsfragen, die auch von der Politik Gehör und Beachtung gefunden haben. Bei der Beteiligung von Jugendlichen an Diskussions- und Entscheidungsprozessen gebe es aber auch noch Verbesserungsbedarf.

„Ambitioniert, gerecht und verbindlich," so fasste Peter Pavlovic die Erwartungen der Konferenz europäischer Kirchen an die europäische Klimapolitik zusammen. Dass der Klimawandel auch heute schon in der Dritten Welt immer mehr Opfer fordere, dürfe in dieser Debatte nicht vergessen werden. Deshalb müssten die kommenden Klimagipfel unbedingt erfolgreich enden. Das Fachgespräch wurde in ökumenischer Zusammenarbeit von sechs kirchlichen Büros und christlichen Jugendorganisationen veranstaltet: Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej), Konferenz der Europäischen Kirchen (CEC), Sekretariat der Kommission der Bischofskonferenzen in der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Don Bosco International, Büro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Brüssel, Ökumenischer Jugendrat in Europa (EYCE), Rete Juventutis / Europabüro für katholische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung.



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