„Unter der Lupe“: JUGEND IN AKTION (2007 – 2013)

(Doris Klingenhagen)

„Unter der Lupe“ ist der in Deutschland erhobene Teil einer wissenschaftlichen Begleitung des EU-Programms „JUGEND IN AKTION (2007 – 2013“). Der im Januar 2015 erschienene Bericht dazu stellt die Lernerfahrungen, die Teilnehmende und Projektverantwortliche gemacht haben und welche Rolle dabei dem nicht formalen und informalen Lernen zukommt, dar. Der Bericht ist im Rahmen eines europäischen Forschernetzwerks erhoben worden, welches mittlerweile auf 24 Programmländer angewachsen ist.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung können wertvolle Anregungen und Empfehlungen für die Umsetzung und die Arbeit der kommenden Jahre mit dem Kapitel „JUGEND IN AKTION“ (JIA) in „Erasmus+“ geben. Für die zweite Jahreshälfte 2015 hat das Europäische Parlament dazu eine erste Zwischenbilanz angekündigt. Die wichtigsten Erkenntnisse, die Deutschland in diesen Prozess einbringen kann, sind folgende: Teilnehmende wie Projektverantwortliche bestätigen, dass in und durch JIA-Projekte nicht formale Lernsituationen angeboten werden, die erfolgreiche Lernprozesse im Hinblick auf die Entwicklung und Stärkung persönlicher, sozialer und interkultureller Fähigkeiten entstehen lassen. Die verschiedenen Aktionen von Jugendbegegnungen über Freiwilligendienste, Jugendinitiativen oder Jugenddemokratieprojekten beinhalten in unterschiedlichem Maß Potential zur Förderung einzelner Schlüsselkompetenzen wie fremdsprachliche oder bürgerschaftliche Kompetenzen. Allen gemein ist, dass sie jungen Menschen neue Impulse gegeben haben und Motivationen geschaffen wurden, das Leben aktiver anzugehen. Durch die Vielfalt der geförderten Fähigkeiten und Kompetenzen gibt es auch positive Effekte in Bezug auf ihre Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit. Für Projektverantwortliche und Träger gibt es dazu eine positive Einstellung, dass diese Effekte mit bedacht und auch erreicht werden, weil sie für die jungen Menschen und ihre weitere Lebensplanung wichtig sind, aber ein eindeutiges Nein im Hinblick auf eine Instrumentalisierung nicht formaler Bildung für unmittelbare arbeitsweltbezogene Ziele.

Jugendlichen wie Trägern war es in der Befragung sehr wichtig, dass sich JIA-Projekte grundsätzlich von schulischen oder beruflichen Lernsituationen unterscheiden. Und zwar durch: Freiwilligkeit, Teilnehmerorientierung, Alltagsbezug, soziales und exemplarisches Lernen, Spaß und aktive Beteiligung. JIA-Projekte haben wesentlich dazu beigetragen, einen subjekt- und ressourcenorientierten Ansatz als erfolgreiches Merkmal nicht formaler Bildungspraxis umzusetzen – eine Bildungspraxis, die Jugendlichen zunächst exemplarische Handlungsspielräume eröffnet, sie aber auch ermutigt und befähigt, sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren. JIA-Projekte haben sich über die Programmgenerationen hinweg in immer größerem Ausmaß und systematisch zu „Empowerment-Projekten“ entwickelt. Dies bestätigen Aussagen von Jugendlichen zum Erlebten, dem sie Wirkungen und Effekte wie Ermöglichung interkultureller Erfahrungen, Förderung von Toleranz und Solidarität, Förderung des europäischen Bewusstseins, Erweiterung des Wissens- und Erfahrungshorizonts, Förderung der Selbstständigkeit, Kreativität und Eigeninitiative, Austausch und Netzwerkbildung mit Gleichaltrigen u.a. zuschreiben.

Die Studienergebnisse führen zu dem Schluss: Auch wenn es gelungen ist, „JUGEND IN AKTION“ als eigenes Kapitel im neuen Programm zu halten, wird es besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, die Sichtbarkeit des Jugendbereichs als nicht formale und informelle Lernmöglichkeit angesichts der dominanten Stellung von „Erasmus+“ und der fokussierten Ausrichtung dieses Programms auf ausbildungs- und beschäftigungsrelevante Effekte, weiterhin zu gewährleisten.

Zum zusammenfassenden Bericht „Unter der Lupe“:
http://ekd.be/Bericht-Unter_der_Lupe



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