Neue Strategie in „Erasmus+“ für den Jugendbereich: Inklusion und Diversität

(Doris Klingenhagen)

Die Einbeziehung junger Menschen aus benachteiligten Verhältnissen war ein besonders erklärtes Ziel des Programms JUGEND IN AKTION (2007 – 2013) und ist auch weiterhin eines der Hauptziele der neuen EU-Programme im Jugendbereich. Mit der im April 2015 veröffentlichten neuen Strategie „Erasmus+ - Strategie zu Inklusion und Diversität im Jugendbereich“ will die EU erstmals auch Diversität als Ansatz und als Thema gezielt fördern. Mit „Erasmus+“ soll die besondere Fokussierung auf Jugendliche mit geringeren Chancen ausgebaut werden. Kein Förderprogramm bietet derartig individuell anpassbare Regelungen und Möglichkeiten, wenn es darum geht, Projekte mit benachteiligten jungen Menschen umzusetzen. Zur Frage, warum die EU-Kommission nun das Thema Diversität neben den Begriff Inklusion in ihrem Strategiepapier stellt, führt sie aus: „Schwerpunkte der bisherigen Inklusionsstrategie waren die Einbindung junger Menschen mit geringeren Chancen in Projekte des Förderprogramms JUGEND IN AKTION und ihre Integration in die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. Diese benachteiligten Gruppen müssen angesprochen werden, aber mit Zuwendung allein ist es nicht getan. Weitere Maßnahmen, wie etwa die Vermittlung notwendiger Kompetenzen an junge Menschen und Fachkräfte der Jugendarbeit, sind für den Umgang mit Diversität und deren Unterstützung unabdingbar.“ Damit würde ein Beitrag zur positiven Interaktion mit unterschiedlichen Inklusionsgruppen ungeachtet ihrer Ethnizität, Beeinträchtigung, Fähigkeiten, Religion, sexuellen Identität, Hautfarbe, sozioökonomischen Herkunft sowie ihres Aussehens, Bildungsniveaus, ihrer Muttersprache usw. geleistet. Die Wertschätzung von Diversität wird letztlich Jugendlichen aus benachteiligten Verhältnissen und ihrer Inklusion in die Gesellschaft zugute kommen. Sechs „Erfolgsfaktoren“, die in der Strategie detailliert ausgeführt werden, sollen Antragstellern und anderen Akteuren und Akteurinnen im EU-Programm „Erasmus+ JUGEND IN AKTION“ bei der Umsetzung der Inklusions- und Diversitätsstrategie als Orientierung dienen:

  • Gezielt Kontakte suchen
    Jugendorganisationen und andere Projektträger sollen dezidiert auf unterschiedliche Zielgruppen zugehen und Zugangsbarrieren verringern.
  • Jungen Menschen Gestaltungsfreiheit zugestehen
    Projekte mit einem inklusiven und diversitätsbewussten Ansatz sollen insbesondere an den Stärken der Jugendlichen und ihren aktiven Beiträgen ansetzen. Dazu bedarf es entsprechend geschulte Jugendarbeiter, die mit besonderen Bedürfnissen umgehen können.
  • Mit allen Erscheinungsformen von Diversität professionell umgehen
    Multikulturelle Gesellschaften werden immer vielfältiger. Menschen aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlicher Herkunft oder unterschiedlichen Lebensverhältnissen müssen miteinander umgehen. Dies verlangt von Jugendprojekten Sensibilität für Konflikte und eine entsprechende Konfliktmanagementkompetenz sowie besondere Aufmerksamkeit für die beteiligten Organisationen und deren Hintergründe.
  • Nicht formales Lernen nutzen
    Von den Methoden und Ansätzen des nicht formalen Lernens profitieren besonders junge Menschen, die mit der formalen Bildung und Lernen überfordert, gering qualifiziert sind oder die Schule abgebrochen haben. Sie können in Jugendprojekten neue Kompetenzen entwickeln und sich grundlegende Alltagsfähigkeiten (Life Skills) aneignen.
  • Langfristige Wirkung im Auge behalten
    Bei der Gestaltung und Organisation von inklusions- und diversitätsbezogenen Projekten sollen die langfristigen Wirkungen im Auge behalten werden, um Lebensverhältnisse junger Menschen mit geringen Chancen zu verbessern.
  • Ganzheitlichen Ansatz sichern, Partnerschaften eingehen
    Der Erfolg eines Projektes setzt voraus, dass es in einen größeren Kontext eingebunden wird und Schnittstellen mit dem Projektumfeld hat. Durch die Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren und Akteurinnen kann die Wirkung deutlich vergrößert werden. Der Anhang der Strategie enthält modellhafte Jugendprojekte, die in einer speziellen Datenbank des SALTO (Support, Advanced Learning and Training Opportunities)-Ressourcenzentrums für Inklusion veröffentlicht worden sind. Sie geben gute Anregungen wie Jugendbegegnungen und Freiwilligendienste inklusiv ausgerichtet werden können und enthalten Impulse für Fachkräfte.

Erasmus+ - Strategie zu Inklusion und Diversität im Jugendbereich:
http://ekd.be/EU-Komm-Erasmus-Strategie

Zur SALTO-Datenbank:
https://www.salto-youth.net/about/



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