Europäische Agenda für Jugendarbeit veröffentlicht

(Doris Klingenhagen)

Vom 27. bis 30. April 2015 trafen sich in Brüssel fast 500 Jugendarbeiter, Jugendforscher und für Jugendpolitik Verantwortliche aus ganz Europa, zur „2nd European Youth Work Convention“. Zu dem Kongress hatte Belgien anlässlich seiner Europaratspräsidentschaft eingeladen. In insgesamt 40 Workshops und Praxisstudien arbeiteten die Teilnehmer dazu, den „Common Ground“ der Europäischen Jugendarbeit mit ihren verschiedenen Ausprägungen, Fragestellungen, Angeboten und Herausforderungen zu beschreiben. Die Vorarbeit dazu hat Howard Williamson, Professor für Europäische Jugendpolitik an der Universität Südwales mit seinem Beitrag „Finding Common Ground“ („Gemeinsame Nenner finden“) geleistet, der das Verständnis von Jugendarbeit, Ziele und Praktiken, Anerkennung, Qualität, Verbindungen zu anderen Politikfeldern thematisiert.

Aus den Arbeitsergebnissen entwickelte der Kongress eine „Europäische Agenda für die Jugendarbeit“. Eckpunkte für die weitere Entwicklung und Stärkung zentraler Handlungsfelder sind dabei nicht nur Forderungen nach mehr Finanzmitteln, sondern auch der Appell, die eigene Praxis in ihrem Realitätsbezug kritisch zu überprüfen. Auf der Agenda der Jugendarbeit stehen nach Meinung der Teilnehmenden außerdem:

  • eine bessere gesetzliche Verankerung von Jugendarbeit in einzelnen Mitgliedsstaaten,
  • eine Verstärkung der Bemühungen um die Anerkennung nicht formalen Lernens,
  • mehr Qualität und mehr Professionalisierung für das Berufsbild „Jugendarbeiter/-in“,
  • mehr Forschung im Jugendbereich,
  • mehr sektorübergreifende Kooperation im Jugendbereich,
  • mehr gesellschaftlicher Dialog über die Entwicklung von Jugendarbeit und mehr Einbeziehung von Jugendlichen in diesen Dialog

Als derzeit besondere Herausforderungen der Jugendarbeit in Europa beschreibt die Deklaration die zwei Themenfelder Online-Jugendarbeitspraxis und kulturelle Vielfalt/ interkulturelles Lernen. Die große Bedeutung der digitalen Medien im Alltag junger Menschen sowie die immer multikulturelleren Gesellschaften Europas fordern das Engagement der Jugendarbeit. Darüber hinaus halten die Teilnehmenden in der Deklaration fest: „Jugendarbeit ist ein zentraler Baustein für das soziale Europa“ und sie sprechen die Mahnung aus: „Jugendarbeit zu vernachlässigen, hat drei Konsequenzen. Erstens: Es ist die Verweigerung, die Verantwortung für die nächste Generation zu übernehmen. Zweitens: Es ist das Auslassen der Chance, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ganz Europa zu stärken. Und Drittens: Es schwächt das enorme Potential, sehr effektiv die großen sozialen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen wie z.B. Arbeitslosigkeit oder Extremismus.“

Die beschlossene Deklaration wird politische Unterstützung auf der europäischen Ebene erhalten. Die Aussagen sollen Eingang in eine Empfehlung des Europarates finden. Nach Aussagen der Vertreterin der lettischen EU-Präsidentschaft wird auch die EU-Kommission aufgefordert, eine Empfehlung für eine Ratsentschließung der EU zur Jugendarbeit zu erarbeiten und dabei die Ergebnisse des Kongresses einfließen zu lassen. Das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat angekündigt, 2018 zu einem Folgekongress nach Deutschland einzuladen.

Zur Deklaration:
http://ekd.be/EU-Youth-Work2015

Zum Beitrag: „Finding common ground“ von Prof. Williamson:
http://ekd.be/Beitrag_Williamson



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