Artenvielfalt: Nagoya weckt Hoffnung in der EU

(Patrick Roger Schnabel)

Vom 18. Bis 29. Oktober 2010 hat in Nagoya/Japan die 10. Konferenz der Signatarstaaten der UN-Biodiversitätskonvention stattgefunden. 2010 war zugleich das Jahr, bis zu dem der Verlust der Artenvielfalt in der EU gestoppt sein sollte. In einem am 8. Oktober veröffentlichten Bericht der Europäischen Kommission wurde nun offiziell bestätigt, dass dieses Ziel auch in der EU verfehlt wurde – es ist nun auf 2020 verschoben.

Die Erhaltung natürlicher Lebensräume gilt als Schlüsselelement einer Biodiversitätsstrategie. Die EU hat 18 % ihrer Fläche im Rahmen des Natura-2000-Netzes als Schutzflächen ausgewiesen. Das Europäische Parlament strebte nun für Nagoya an, international 20 % der Flächen – Land wie Wasser – unter besonderen Schutz zu stellen. Dies hat die EP-Delegation für Nagoya im Vorfeld der Konferenz gefordert. Derzeit geht man davon aus, dass 12-55 % der ausgewählten Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Aus Sicht der EU-Parlamentarier sollte insbesondere in den Bereichen der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft angesetzt werden, um diesen Trend zumindest in der EU zu stoppen. Neben der Ausweisung weiterer Schutzgebiete sollte dabei auch das Ziel eines völligen (Netto-)Entwaldungsstopps erreicht werden. Auch dürfen, so die Abgeordneten, Naturschutzziele nicht durch Klimaschutzziele konterkariert werden – etwa durch die Verdrängung wertvoller Ökosysteme für den Biokraftstoffanbau. Die Ökosystemleistungen, auch für den Klimaschutz selbst, müssten in einer umfassenderen Analyse von Projekten und Maßnahmen gegengerechnet werden.

Die EU-Kommission wollte zunächst die Ergebnisse der UN-Konferenz abwarten, bevor sie ihre eigene Folgestrategie bis 2020 präsentiert. Nagoya hat viele der – nach dem Scheitern der Klimakonferenz von Kopenhagen geringen – Erwartungen übertroffen, wenn auch der Verlust an Artenvielfalt noch nicht gestoppt werden kann. Doch konnte hinsichtlich des Stopps der Biopiraterie ein Übereinkommen über Access and Benefit-Sharing und den Zugang zu genetischen Ressourcen abgeschlossen werden. Das ebnete den Weg, das auch die südlichen Staaten zustimmten, dass bis 2020 alle Staaten wirksame Maßnahmen ergreifen, um den Verlust an biologischer Vielfalt aufzuhalten: 20 Einzelziele legen fest: unter anderem sollen bis dahin etwa 17 % der Land- und 10 % der Wasserfläche unter Schutz stehen.

Die Ergebnisse von Nagoya finden Sie unter:
http://www.cbd.int/nagoya/outcomes/



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