EU Kommission legt Evaluierungsbericht zur EU-Jugendstrategie vor

(Doris Klingenhagen / Sebastian Schwab, Praktikant)

Am 1. März 2016 sind die Ergebnisse der Evaluierung der EU-Jugendstrategie (2010 – 2018) und der Empfehlung des EU-Rates über die Mobilität junger Freiwilliger innerhalb der EU (2009) veröffentlicht worden. Die Evaluierung, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde, umfasst den Zeitraum 2010 bis 2014. Befragt wurden junge Menschen, Freiwilligenorganisationen, Ministerien mit Verantwortung für junge Menschen, Jugendringe, Erasmus+ -Agenturen, andere Interessensgruppen auf EU- und Mitgliedsstaatenebene sowie Mitglieder der Europäischen Kommission, Vertreter des Europarates und des Europäischen Jugendforums. Die EU-Jugendstrategie bildet derzeit den Rahmen für die jugendpolitische Zusammenarbeit. Sie zielt auf die Förderung der sozialen und beruflichen Eingliederung Jugendlicher, die Förderung der persönlichen Entfaltung, des sozialen Zusammenhalts und des gesellschaftlichen Engagements in acht spezifischen Aktionsbereichen: Allgemeine und berufliche Bildung, Beschäftigung und Unternehmergeist, Gesundheit und Wohlbefinden, Partizipation, Freiwilligentätigkeit, soziale Eingliederung, Jugend in der Welt, Kreativität und Kultur. Die Studie hatte den Auftrag, die Jugendstrategie im Hinblick auf ihre Relevanz, Kohärenz, Effektivität, Effizienz, Nachhaltigkeit, ihren gemeinschaftlichen Mehrwert zu bewerten und Möglichkeiten der Verbesserung im Zeitraum 2015 – 2018 aufzuzeigen sowie Erkenntnisse für die Erneuerung der Jugendstrategie nach 2018 aufzuzeigen.

Wesentliche Ergebnisse sind: Die EU-Jugendstrategie wird von jungen Menschen und (jugend-)politischen Akteuren grundsätzlich als relevant empfunden. Derzeit bietet die Strategie einen breiten und flexiblen Rahmen, in dem alle Beteiligten Themen finden, die für ihren eigenen Bedarf von Bedeutung sind. So sei es zu einer „à la carte"-Nutzung der Strategie gekommen, meinen die Autoren. Durch eine Fokussierung auf eine kleinere Anzahl klarer definierter Ziele, eine stärkere Einbeziehung lokaler und regionaler Akteure aus dem Jugendbereich und eine verbesserte jugendpolitische Koordinierung könnte die Strategie ihrer Ansicht nach jedoch noch an Bedeutung gewinnen. Insgesamt gesehen, waren die Aktionsbe-reiche: Beschäftigung, allgemeine und berufliche Bildung sowie Partizipation von hoher Relevanz für die Akteure. Von mittlerer Bedeutung waren: soziale Eingliederung, Freiwilligentätigkeit und Gesundheit und Wohlbefinden. Gering eingestuft wurden: Kreativität und Kultur sowie Jugend in der Welt. Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in einigen EU-Ländern und die daraus resultierende soziale Ausgrenzungs- und Armutsgefährdung junger Menschen sieht ein Teil der Befragten den zukünftigen Schwerpunkt der Strategie in diesen Bereichen. Andere würden die Kernbereiche der Jugendarbeit wie Partizipation und Freiwilligenengagement mehr in den Mittelpunkt stellen wollen, da diese im Zuge der Staatsschulden-, Finanz- und Wirtschaftskrise vernachlässigt worden seien. Die Studie empfiehlt weiter die Ziele in der ressortübergreifenden Arbeit klarer zu fassen, damit deutlicher wird, was die Strategie in den einzelnen Politikfeldern beitragen will. Ebenso sollten mehr Verbindungen zwischen den Themen und Ergebnissen des „Strukturierten Dialogs" – dem Kerninstrument der Jugendstrategie zur Partizipation junger Menschen an europäischen Themen – und den sie betreffenden Politikfeldern gezogen werden. Die EU-Jugendstrategie hat Impulse auf Länder- und Organisationsebene gesetzt und die Entwicklung gemeinsamer Ansätze und Prinzipien in den Mitgliedsstaaten befördert. Die Strategie konnte jedoch nicht als einzig einflussnehmender Faktor identifiziert werden, da auch die nationalen Politikebenen und andere Einflüsse eine Rolle spielen würden. Am deutlichsten war der Einfluss in den Bereichen der Jugendpolitik erkennbar: Freiwilligenengagement, Internationalisierung und Mobilität, Jugendarbeit und sektorübergreifende Ansätze. Noch mehr Einfluss könnte sie entfalten, wenn wesentliche Akteure aus dem Jugendbereich besser über ihre Ziele und Instrumente informiert wären. Der „Strukturierte Dialog" und die Mobilisierung von EU-Mitteln waren neben dem Element des „Voneinander Lernens" und dem Wissensaufbaus die effektivsten Instrumente der Jugendstrategie. Es bestünde jedoch die Notwendigkeit, die Anwendung von Kooperationsinstrumenten klarer und strategischer mit den Zielen der Jugendstrategie abzustimmen. Dies sollte auch für die Schaffung von Schnittstellen zwischen den Förderprogrammen und den auf politischer Ebene gesteckten Zielen innerhalb des Kooperationsrahmens gelten. Trotz des knappen, auf ein breites Tätigkeitsspektrum verteilten Budgets konnten in den Mitgliedsländern wie auch in Organisationen Veränderungen erzielt werden. Res-sourcenknappheit auf nationaler Ebene erwies sich jedoch als hinderlich für die konkrete Umsetzung der Strategie. Als weiteres Effizienzhindernis stellten sich die beiden Beobachtungsmechanismen - Jugendindikatoren und die nach drei Jahren einzureichenden Berichte der Mitgliedsstaaten – heraus. Sie würden den tatsächlichen Beitrag der Jugendstrategie nicht ausreichend erfassen. Um die Erfolge der Jugendstrategie besser messen zu können, wäre die Einrichtung eines Beobachtungs-rahmens, welcher an die Interventionslogik der Strategie geknüpft ist und auch die Ergebnisse des „Strukturierten Dialogs" reflektiert, gewinnbringender.

Der wichtigste Mehrwert der Strategie bestand im Zugewinn von neuen Ideen und Methoden, Wissen und Fachkenntnis sowie in der Möglichkeit Reformen und Anträge z.B. auf Förderung von Jugendarbeit, Jugendpartizipation oder sozialer Eingliederung von jungen Menschen mit dem Bezug auf die EU-Jugendstrategie einzubringen. In mehreren Mitgliedsstaaten wurden neue Gesetze und Strategien verabschiedet sowie Konsultationsstrukturen geschaffen. Ein deutlicher EU-Mehrwert wurde in den tatsächlichen Möglichkeiten der Zusammenarbeit – auch durch finanzielle Ressourcen – gesehen, die erst eine Annäherung an die vereinbarten Ziele brachte. Demgemäß sind die EU-Mitgliedsstaaten an einer weiteren Zusammenarbeit in jugendpolitischen Fragen auf EU-Ebene interessiert. „Um die Relevanz der Strategie weiter zu erhöhen, sollten in der Zukunft höhere Maßstäbe in Form von ehrgeizigeren Zielen gesetzt werden, um auch Ländern mit starker Tradition neue Impulse geben". Seit dem Start der EU-Jugendstrategie seinen zudem neue Herausforderungen entstanden, die integriert werden sollten: Radikalisierung, Integration von Migranten und Digitalisierung, so das abschließende Fazit der Autoren.

Hinsichtlich der oben genannten Empfehlung über die Mobilität junger Freiwilliger war es durch deren Einbindung in die EU-Jugendstrategie möglich, die grenzüberschreitende Freiwilligenarbeit als eine dauerhafte Priorität der jugendpolitischen Zusammenarbeit in der EU beizubehalten. Die Evaluierung der Empfehlung ergab, dass dort benannte Notwendigkeiten weiterhin relevant sind. Dies gelte insbesondere für die bessere Information über Angebote, die Verbesserung des Zugangs für Jugendliche mit eingeschränkten Möglichkeiten, den Abbau der Hindernisse im Bereich der europaweiten Freiwilligenarbeit und die Verbesserung des Freiwilligenmanagements.

Auf die externe Evaluierung soll in Kürze eine öffentliche Konsultation folgen, bevor im letzten Quartal 2016 eine Veröffentlichung der EU-Kommission den Evaluierungsprozess zusammenfassen und wesentliche Ergebnisse präsentieren wird.

Die gesamte Studie finden Sie unter: http://ekd.be/2atVa7q

Die Kurzfassung auf Deutsch: http://ekd.be/2aKmwdY



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