Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - EU-Politik und Sport

(Christoph Schnabel)

Mit dem Vertrag von Lissabon wurden der Europäischen Union sportpolitische Kompetenzen eingeräumt (siehe EKD-Europa-Informationen Nr. 139), die sie bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 zum ersten Mal als politischer Akteur unter Beweis stellen konnte. Neben der inner-europäischen Sportförderung ist die Sportpolitik der EU-Kommission auch ein entwicklungspolitisches Instrument. Explizit wird die "Förderung des interkulturellen Dialoges und des Friedens" als Leitziel proklamiert.

Dass Sport und Politik sich oft nicht klar trennen lassen, wurde bereits bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 ersichtlich. Ein Blick auf die Veranstaltungsorte zukünftiger sportlicher Großereignisse verdeutlicht, dass auch künftig klare Positionierungen der EU-Politik von Nöten sind. 2014 findet die Eishockey-Weltmeisterschaft in Weißrussland statt, die Fußball-Weltmeisterschaft wird 2018 in Russland und 2022 in Katar abgehalten. Die Europäische Kommission hatte auf die Berichte über Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine, insbesondere den Fall Julija Tymoschenko, mit einem Fernbleiben europäischer Spitzenpolitiker von den Meisterschaften reagiert, da es "unter den gegebenen Umständen inopportun wäre, zu den Spielen in der Ukraine zu reisen".

Vor dem Hintergrund, dass die Sportpolitik noch ein junges Feld der EU-Politik darstellt, waren diese Reaktionen ein erster Schritt, von den neuen Kompetenzen Gebrauch zu machen. Gleichwohl ist in Anbetracht der kommenden Großereignisse nochmals die diplomatische Schärfe der nun zur Verfügung stehenden politischen Instrumente von Dialog, Restriktion, Kooperation und Förderung zu überdenken.

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