"Sportfreunde Brüssel" - Die Kommission entdeckt den Sport

(Martin Kasperek)

Am 02. Februar 2012 hat das Europäische Parlament mit dem Bericht über die europäische Dimension des Sports weitreichende Vorschläge zur europäischen Sportpolitik gemacht. Das Thema Sport ist auf der Agenda der Europäischen Union noch recht jung:

Erst durch den Ende 2009 in Kraft getretenen Lissabon-Vertrag wurde der Sport offiziell zu den Kompetenzbereichen der EU hinzugefügt (Art. 165 AEUV). 2007 hatte die EU bereits in einem Weißbuch die soziale und wirtschaftliche Dimension des Sports in Europa betont. Hierbei wird zum einen auf seine gesundheitsfördernde Wirkung, seine Integrationskraft für Menschen verschiedenster Herkunft oder die Bedeutung des Ehrenamts in Sportvereinen hingewiesen. Zum anderen werden auch wirtschaftliche und wettbewerbsrechtliche Fragen angesprochen, schließlich geht es bei Vermarktungs- und Übertragungsrechten von Sportereignissen um viele Millionen Euro. Dass Sport als "Wirtschaftszweig" zu sehen ist, wird bereits an den Urteilen des EuGH deutlich, der Sportler als Arbeitnehmer behandelt, die die gleiche Freizügigkeit wie andere Arbeitnehmer genießen (vgl. Bosman-Urteil RS C-415/93 von 1995).

Im EU-Vertrag verpflichtet sich die Union zur Förderung des Sports, doch das Budget für entsprechende Programme war bislang unsicher. Der Forderung europäischer Sportverbände nach einer Einbeziehung des Sports in bestehende Förderprogramme ist die Kommission mit dem Vorschlag für das Programm "Erasmus für alle" entgegengekommen. Dieses sieht für die Förderperiode 2014-2020 ein Budget von 238 Millionen Euro für die Sportförderung vor.

In seinen Vorschlägen hat das Parlament nun neben einer verstärkten europäischen Förderung des Sports unter anderem einen besseren Schutz von Minderjährigen im Leistungssport gefordert – was sehr berechtigt scheint, bedenkt man, dass z.B. Fußball-Bundesliga-Trainer Felix Magath Anfang des Jahres einen 13-jährigen für den VfL Wolfsburg verpflichtet hat. Außerdem soll jungen Sportlern eine duale Sport- und Berufsausbildung ermöglicht werden, damit sich diese nach Ende ihrer sportlichen Laufbahn nicht in der Arbeitslosigkeit wiederfinden. Schließlich wollen die Parlamentarier die europäische Identität durch den Sport stärken, indem z. B. jedes Jahr ein "Europäischer Tag des Sports" organisiert wird oder indem bei Sportveranstaltungen in Europa neben den nationalen Fahnen auch die Europa-Fahne gehisst wird.

Den Bericht des Parlaments finden Sie unter:



erweiterte Suche