"Chancen für junge Menschen" statt Arbeitslosigkeit

(Doris Klingenhagen)

Vor dem Hintergrund der mit 21 Prozent anhaltend hohen Jugendarbeitslosigkeit  in Europa setzt sich die Europäische Kommission intensiv dafür ein, dass mit vereinten Kräften gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorgegangen wird. Als ersten Schritt verabschiedete sie am 20. Dezember 2011 dazu die neue Initiative "Chancen für junge Menschen".

Im Kern zielt die Initiative darauf ab, frühzeitige Schulabgänge zu verhindern, jungen Menschen die Entwicklung der für den Arbeitsmarkt relevanten Kompetenzen zu erleichtern und ihnen das Sammeln von Berufserfahrung zu ermöglichen. Zudem geht es darum, ihnen eine innerbetriebliche Ausbildung anzubieten und sie aktiv bei der Suche nach einem ersten guten Arbeitsplatz zu unterstützen.

Die EU-Kommission ruft dazu die Mitgliedstaaten auf, die Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds besser zu nutzen. Derzeit seien 30 Mrd. Euro aus dem Fonds noch nicht konkreten Aktivitäten zugewiesen worden. Diese gelte es, für junge Menschen einzusetzen und Maßnahmen auch beschleunigt umzusetzen. Gefragt sind daneben neue Konzepte z. B. zur Unterstützung junger Menschen bei der Teilnahme an Lehrstellen- und Praktikumsprogrammen oder zur Förderung des Unternehmergeistes. Eine Mehrheit der Länder hat die frühzeitigen Abgänger aus der schulischen und beruflichen Bildung als eine der größten Gruppen unter den arbeitslosen jungen Menschen identifiziert. Deshalb müssten Maßnahmen zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit bei dieser Zielgruppe vorrangig ansetzen. Betroffen sind in zunehmendem Maße aber auch Hochschulabgänger, die keine erste Arbeitsstelle finden.

Folgende Hauptmaßnahmen sollen durch die Initiative "Chancen für junge Menschen" unmittelbar von der Kommission finanziert werden:

Mit 4 Mio. Euro werden die Mitgliedstaaten unterstützt, um ein "Jugendgarantie"-System einzuführen. Diese Garantie soll gewährleisten, dass junge Menschen innerhalb von vier Monaten nach Verlassen der Schule entweder eine Arbeitsstelle oder einen Weiterbildungsplatz erhalten.

1,3 Mio. Euro werden aus dem Europäischen Sozialfonds in die Schaffung von Lehrstellen verwendet werden. Bis Ende 2013 will die EU-Kommission  damit 370.000 neue Ausbildungsstellen schaffen.

3 Mio. Euro aus dem Sozialfonds sind vorgesehen, um die Staaten bei Förderprogrammen für junge Unternehmensgründer und Sozialunternehmer zu unterstützen. Im Rahmen der Programme "Erasmus" und "Leonardo da Vinci" sollen 130.000 Lehr- und Praktikumsstellen in Unternehmen vermittelt werden. Durch Aufstockung der Finanzmittel für den Europäischen Freiwilligendienst sollen 2012 mindestens 10.000 zusätzliche Angebote für eine Freiwilligentätigkeit bereitgestellt werden. Darüber hinaus sollen im Zuge der Initiative "Dein erster EURES-Arbeitsplatz" 5000 junge Menschen in den Jahren 2012/2013 bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in einem anderen Mitgliedstaat unterstützt werden.

Auf dem EU-Gipfel am 20. Januar 2012 folgte der Initiative "Chancen für junge Menschen" der Kommission die Erklärung der Staats- und Regie-rungschefs "Wege zu wachstumsfreundlicher Konsolidierung und beschäftigungsfreundlichem Wachstum", die einen besonderen Abschnitt über beschäftigungspolitische Impulse für junge Menschen enthält. Sie verabreden darin folgende Anstrengungen, um die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern und knüpfen dabei in weiten Teilen an die Initiative der Kommission an:                      

Es sollen Maßnahmen erfolgen, mit denen die erste Berufserfahrung junger Menschen und ihrer Teilnahme am Arbeitsmarkt gefördert werden. Als Ziel wurde hier ebenfalls formuliert, dass Jugendlichen innerhalb von wenigen Monaten nach dem Verlassen der Schule eine qualitativ hochwertige Arbeitsstelle angeboten wird oder sie eine weiterführende Ausbildung, einen Ausbildungsplatz oder eine Praktikantenstelle erhalten. Die Erklärung bleibt hier in ihrer Formulierung im Bezug auf die Frist, nach der dieses Angebot vorliegen soll, jedoch weniger konkret als der Vorschlag der Kommission, der vier Monate benennt. Darüber hinaus wollen die Mitgliedstaaten in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern die Zahl der Ausbildungs- und Praktikantenstellen deutlich erhöhen, Schulabbrechern eine Ausbildung ermöglichen und die grenzüberschreitende Vermittlung junger Menschen in ein Arbeitsverhältnis erleichtern. Dies soll durch die verstärkte Nutzung des EURES-Internetportals zur beruflichen Mobilität erfolgen. Die Kommission wird diese Maßnahmen entsprechend unterstützen und intensiv mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, deren Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist.                                            

Kommissionspräsident José Manuel Durão Barroso erklärte das enorme Problem der Jugendarbeitslosigkeit in Europa zur "Chefsache": "Wir können nicht akzeptieren, das annähernd ein Viertel der heranwachsenden Generation arbeitslos ist. In einem Aktionsteam mit der Kommission, den Mitgliedsstaaten und den Sozialpartnern wird es bis April einen Plan geben, um das Problem gezielt anzugehen."

Die Dokumente dazu finden Sie hier:



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