Europäische Religionsführer debattieren Stärkung des Zusammenhalts in Europa

(Katrin Hatzinger)

Zum neunten Mal lud Kommissionspräsident José Manuel Barroso am 30. Mai 2013 führende Vertreter der monotheistischen Religionen nach Brüssel ein, um gemeinsam mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, und dem Vize-Präsidenten des Europäischen Parlaments, Laszlo Surjan, über die Zukunft Europas im Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger zu diskutieren.

Unter den rund 20 hochrangigen Vertretern nahm für die EKD der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider an den Gesprächen teil.

Der Kommissionspräsident ermutigte die Religionsgemeinschaften, sich aktiv an der laufenden öffentlichen Debatte im Rahmen des Europäischen Jahres der Bürgerinnen und Bürger 2013 sowie an der jüngst gestarteten Initiative „Ein neues Bild Europas" zu beteiligen. „Wir müssen die Bürger wieder in den Mittelpunkt unseres gemeinsamen Projekts der europäischen Integration rücken, indem wir erörtern, warum es sinnvoll ist, als Union gemeinsam zu handeln. Ich bin der festen Überzeugung, dass die aktive Mitwirkung der Religionsgemeinschaften bei diesem Unterfangen von entscheidender Bedeutung ist", sagte er.

Van Rompuy stellte die Frage nach der europäischen Identität, also danach, was uns einzeln und gemeinsam als europäische Bürgerinnen und Bürger ausmache. Es sei essentiell, dass politische und religiöse Instanzen gemeinsam darüber nachdenken. „Denn gemeinsam tragen wir – jeder in seiner Funktion und im Rahmen seiner Verantwortung – zur Gestaltung des europäischen Projektes bei, durch eine stetige Debatte, die manchmal gegensätzlich, aber immer fruchtbar ist – fruchtbar, gerade weil sie manchmal gegensätzlich ist," so der Präsident des Europäischen Rates.

Der Vorsitzende des Rates der EKD unterstrich in seinem Beitrag, dass es gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten wichtig sei, den Menschen den Wert und die Werte des vereinten Europas deutlich zu machen. Doch nur wenn wirtschaftliche Freiheit und soziale Verantwortung in Europa im Gleichgewicht gehalten würden, würden die Bürgerinnen und Bürger weiter hinter dem europäischen Projekt stehen." Dabei zeigte sich Schneider insbesondere angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in der EU besorgt.

Schon der Reformator Martin Luther habe erkannt: „Wie der Vogel zum Fliegen, so ist der Mensch zur Arbeit geboren." „Deshalb verlieren Menschen ohne sinnvolle Arbeit ihr Selbstwertgefühl und werden in ihrer Würde beschädigt. Und damit wird auch ihre Fähigkeit beeinträchtigt, ein Gemeinwesen demokratisch zu gestalten", so der Ratsvorsitzende. Schneider betonte: „Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft ergibt sich gerade daraus, welche Perspektiven ihre Jugend hat. Es darf nicht sein, dass eine ganze Generation als ‚verloren‘ gilt. Für die Jugendlichen braucht es kurzfristig wirksame Hilfe, aber auch langfristig wirksame Strukturreformen." Deshalb begrüßte er die Idee einer „Jobgarantie" der Europäischen Kommission.

Die Kirchen seien ferner bereit, sich in diesem Dialog der Kulturen und Religionen zum Wohle Europas zu engagieren: „Wir wollen einer der ‚Marktplätze‘ sein, auf denen Begegnung und Austausch möglich ist und eine neue Vision des gemeinsamen Projekts Europa gelebt wird." Er verwies auf das im Herbst letzten Jahres veröffentlichte Wort des Rates der EKD „Für eine gemeinsame Zukunft in einem geeinten Europa" zur Stärkung des europäischen Zusammenhalts und stellte in Aussicht, dass die EKD in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und gemeinsam mit den europäischen ökumenischen Partnern in Brüssel im Frühjahr nächsten Jahres eine große Diskussion der Kirchen über Europa abhalten werde.

Auf der anschließenden Pressekonferenz betonte der Kommissionspräsident, dass die Versammlung der Vertreter von Judentum, Christentum und Islam mit den Präsidenten der EU-Institutionen keine Selbstverständlichkeit sei und mehr als eine „photo opportunity" darstelle. In vielen Teilen der Welt würden Menschen ihres Glaubens wegen verfolgt. Bei allen Problemen, denen sich die EU aktuell gegenüber sehe, sei das Treffen der Religionsführer doch ein lebendiger Ausdruck des guten Miteinanders in Europa.

Näheres zu dem Treffen finden Sie unter:
http://ec.europa.eu/bepa/

Die EKD-Pressemitteilung ist hier nachzulesen:
www.ekd.de/presse/



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