Der Bevollmächtigte des Rates - Büro Brüssel

Europa-Informationen Nr. 133

Mehr Organspenden in Europa – Einigung über Richtlinie in Sicht

(Katrin Hatzinger)

Das Europäische Parlament (EP) und der Ausschuss der Ständigen Vertreter haben am 5. Mai 2010 den Weg für eine Verabschiedung der Richtlinie über Sicherheit und Qualität der Organspende in erster Lesung frei gemacht. Die vorgeschlagene Richtlinie wird im Mitentscheidungsverfahren zwischen Ministerrat und EP verabschiedet. Sie soll harmonisierte Qualitätsstandards für Organtransplantationen schaffen und Vorschriften und Verfahren angleichen, um eine effiziente Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten zu ermöglichen. Bisher gibt es in Europa lediglich zwei Verbundsysteme, in deren Rahmen grenzüberschreitend Transplantate bereitgestellt werden können: den Verbund „Eurotransplant“, worin Deutschland, Österreich, die Beneluxstaaten sowie Kroatien und Slowenien zusammenarbeiten sowie Scandiatransplant, das Kooperationsnetzwerk der skandinavischen Staaten.

Neben dem Verbot der Kommerzialisierung des menschlichen Körpers war das Prinzip der freiwilligen und unentgeltlichen Spende wichtigstes Anliegen der Abgeordneten im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit des EP (ENVI). Es ist nun festgeschrieben. Kontrovers wurde über das Verhältnis „Lebend versus post-mortem-Spende“ diskutiert. Schließlich einigten sich die Abgeordneten in dem Bericht des slowakischen Abgeordneten Miroslav Mikolášik (EVP) darauf, dass Lebendspenden nur dann zugelassen werden sollten, wenn ein post-mortales Spenderorgan nicht rechtzeitig zur Verfügung stehe.

Außerdem nahm der ENVI am 22. März 2010 einen zweiten Bericht des spanischen Abgeordneten Andres Perello Rodriguez (S&D) zu einem Aktionsplan im Bereich Organspende und  transplantation an. Mit Hilfe des Aktionsplans soll vor allem die Zahl der verfügbaren Organe erhöht und damit die Wartelisten für Organspenden verkürzt werden. In dem Bericht zum Aktionsplan der EU schlägt der ENVI vor, dass die EU-Staaten den Spenderpass systematischer anbieten sollten, beispielsweise bei der Ausgabe von Führerscheinen.

Das Plenum des EP wird voraussichtlich Mitte Mai über beide Berichte, den zur Richtlinie und den zum Aktionsplan, abstimmen.

Weitere Informationen unter:
http://www.europarl.europa.eu/news/public/story_page/066-70539-067-03-11-911-20100312STO70510-2010-08-03-2010/default_de.htm



erweiterte Suche