Zwischenzeugnis für EU-Programm „Lebenslanges Lernen“

(Andreas Abelein)

Dem EU-Programm für „Lebenslanges Lernen“ (LLL) ist in einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen und von externer Stelle durchgeführten Zwischenbewertung ein sehr positives Zeugnis ausgestellt worden. Laut dem am 7. Juli 2011 veröffentlichten Bericht spielt das Programm eine große Rolle bei der Entwicklung der europäischen Dimension in der allgemeinen und beruflichen Bildung und im Bereich des politischen Austausches und bietet im Vergleich zu ähnlichen internationalen oder nationalen Programmen einen deutlichen Mehrwert. Auch wären die in diesen Bereichen durchgeführten Maßnahmen ohne das LLL kleiner und weniger extensiv angelegt gewesen und eine Reihe wichtiger Ergebnisse hätte nicht erzielt werden können.

 

Das Programm für „Lebenslanges Lernen“ stellte in den ersten drei Jahren knapp 3 Mrd. Euro für die Finanzierung von transnationalen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Förderung der Modernisierung der Bildungssysteme in 31 europäischen Ländern zur Verfügung. Es ist eine alle Bildungsbereiche abdeckende Mantelstruktur für EU-Programme wie Comenius (Schulbildung), Erasmus (Hochschulbildung), Leonardo da Vinci (berufliche Bildung) oder Grundtvig (Erwachsenenbildung). Das LLL ebnete beispielsweise dem Bologna-Prozess den Weg und führte dazu, dass bisher 720.000 Studierende und fast 180.000 Lehrkräfte, Auszubildende oder Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen eine „Mobilitätsphase zu Lernzwecken“, also einen Studien- bzw. Bildungsaufenthalt im Ausland absolvieren konnten. An den Kooperationsmaßnahmen beteiligen sich mehr als 50.000 europäische Organisationen in unterschiedlicher Form. Außerdem fördert das EU-Programm die Vermittlung von EU-Wissen an junge Fachkräfte.

 

Doch die Zwischenbewertung deckt auch einige kritikwürdige Aspekte auf. So muss die zwischenstaatliche Anerkennung von Kompetenzen noch weiterentwickelt und die Zusammenarbeit zwischen der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA), der EU-Kommission und den zuständigen nationalen Programmagenturen verstärkt werden. Außerdem empfiehlt der Bericht, das EU-Programm stärker an die „Strategie Europa 2020“ und an den strategischen Rahmen für die europäische Zusammenarbeit im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung („ET 2020“) anzulehnen. Des Weiteren sollten auch Personen außerhalb der formalen Lernsysteme verstärkt einbezogen werden, die einzelnen EU-Programme besser aufeinander abgestimmt und die Programmverwaltung vereinfacht werden.

 

Obwohl die EU-Kommission die Notwendigkeit von Verbesserungen beim LLL eingeräumt hat, wies sie darauf hin, dass zu weit gehende Veränderungen eine Neukonzeption des Programms notwendig machen würden. Allerdings kündigte sie an, als Reaktion auf die Zwischenbewertung den Verwaltungsaufwand weiter verringern zu wollen, das Audit-Verfahren zu vereinfachen und Plattformen zu testen, die bei Kooperationsprojekten für eine bessere Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage sorgen können. Außerdem verwies die EU-Kommission auf die geplanten Änderungen in Bezug auf das neue Mantelprogramm „Education Europe“. (Siehe Artikel „EU Finanzrahmen 2014 bis 2020 – Education Europe statt eigenständiges EU-Jugendprogramm“)

 

Den Bericht der Kommission zur Zwischenevaluierung finden Sie unter:

http://eur-lex.europa.eu



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