Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt berichtet Synode über Fortschritte und Reformen

Arbeitsfortschritte in den Bereichen der Aufarbeitung, der Vernetzung Betroffener und den Anerkennungsverfahren sind klar erkennbar.

Bei der EKD-Synode in Ulm berichtete heute das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt über seine Arbeit. Die Mitglieder gaben in ihrem jährlichen Bericht bekannt, dass die geplante Gemeinsame Erklärung zum Aufbau Unabhängiger Regionaler Aufarbeitungskommissionen (URAK) am 13. Dezember 2023 unterschrieben wird. Ebenso wurden Reformvorschläge zur Vereinheitlichung der Anerkennungsverfahren sowie eine neue digitale Vernetzungsplattform für betroffene Personen vorgestellt. In Reaktion auf den Bericht brachten Synodale verschiedene Anträge zur Unterstützung der Maßnahmen und Projekte des Beteiligungsforums ein.

„Vor einem Jahr habe ich Ihnen zugerufen: Jetzt ist die Zeit!“ Mit diesen Worten von Detlev Zander, Sprecher der Betroffenenvertretung, begann der Bericht an die Synode wie das Beteiligungsforum die Zeit seit der letzten Tagung genutzt hat. Dabei bemerkte Detlev Zander: „,Jetzt ist die Zeit!‘ bedeutet auch, sich Zeit zu nehmen. Aufarbeitung muss zügig erfolgen und vorankommen, aber wer Aufarbeitung als das möglichst schnelle Abhaken einer fertigen Check-Liste sieht, der hat immer noch nicht begriffen, um was für eine große Aufgabe es hier geht. Gerade auch Betroffenenbeteiligung braucht Zeit, aber die systematische Beteiligung von betroffenen Personen ist die stärkste Waffe gegen sexualisierte Gewalt!“

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum, berichtete anschließend über einen wichtigen Erfolg der Arbeit des Beteiligungsforums. Nach langen Gesprächen liegt nun eine Gemeinsame Erklärung zu unabhängiger Aufarbeitung zwischen EKD, Diakonie Deutschland und der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) unterschriftsreif vor. Frau Wüst erklärte: „Alle Landeskirchen und diakonischen Landesverbände haben sich zu insgesamt neun Verbünden zusammengeschlossen. Wir gehen diesen Schritt ganz bewusst gemeinsam als evangelische Kirche und als Diakonie. In jedem Verbund wird es eine Aufarbeitungskommission geben, die die Aufarbeitung systematisiert, regionalisiert und intensiviert.“ Eine AG des Beteiligungsforum hatte die Gespräche mit der UBSKM geführt und mit besonderer Sorgfalt ein neues Konzept der Betroffenenbeteiligung für die Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen entwickelt.

Neben der Gemeinsamen Erklärung standen auch die Anerkennungsverfahren und -leistungen in den Landeskirchen im Fokus. Deren Uneinheitlichkeit hatten Betroffenenvertreter*innen und kirchliche Beauftragte bereits auf der vergangenen Synodentagung kritisiert. Daher stellten Matthias Schwarz von der Betroffenenvertretung und Bischöfin Kirsten Fehrs gemeinsame Reformvorschläge vor. Durch eine zentrale Norm auf Ebene der EKD soll ein einheitliches Vorgehen über alle Landeskirchen sowie Verbände der Diakonie und der Jugendarbeit hinweg sichergestellt werden. Im Zentrum der Reformvorschläge steht die Betroffenenorientiertheit aller Verfahren und das garantierte Recht auf ein Gespräch mit der Kommission.

Ein Trailer über die sich im Aufbau befindliche Vernetzungsplattform „BeNe“ als einem Schlüsselprojekt des Beteiligungsforums und seiner Betroffenenvertretung präsentierten die Betroffenenvertreter*innen Nancy Janz und Christiane Lange. Die unabhängige Vernetzungsplattform BeNe soll von sexualisierter Gewalt betroffenen Personen aus Kirche und Diakonie einen möglichst geschützten Rahmen bieten, in dem sie sich informieren, austauschen und einander unterstützen können. Auch mit Blick auf das Thema der Synodentagung sagte Nancy Janz, Sprecherin der Betroffenenvertretung: „Die Vernetzungsplattform BeNe ist ein digitaler Raum, in dem Betroffene erst einmal ganz für sich, anonym eine Orientierung bekommen können. Vielleicht geht es darum, Worte zu finden, um überhaupt benennen zu können, was ihnen geschehen ist: Missbrauch an Leib und Seele. Und viel wichtiger ist das Erfahren: Ich bin nicht allein.“

Ulm, 14. November 2023

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

 

Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 12. bis 15. November in Ulm. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 13. Synode aus 128 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Anna-Nicole Heinrich. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzende des Rates der EKD ist Annette Kurschus. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 19,2 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 12.700 Kirchengemeinden.