Catholica-Beauftragter der VELKD sieht geistliche Ökumene gestärkt

Friedrich Weber nach dem Papstbesuch im Interview mit den VELKD-Informationen

Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der braunschweigische Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), hat den Ort des Gesprächs mit Papst Benedikt XVI., das Augustinerkloster Erfurt, als ökumenisches Signal des Papstbesuchs bezeichnet. „Zu Recht wurde deshalb wiederholt auf die ökumenische Bedeutung hingewiesen, dass mit Papst Benedikt XVI. erstmals ein Papst eine Lutherstätte besucht hat“, hob Weber in einem Interview hervor, das in der neuen Ausgabe Nr. 133 der VELKD-Informationen erschienen ist.

Zugleich betonte Weber die ökumenische Bedeutung der Papstäußerungen zu Martin Luther. Der Papst habe die Gottessuche des Mönches Luther gewürdigt und damit auf die beiden Kirchen gemeinsame Glaubensmitte hingewiesen. Er habe „die Christozentrik der Theologie Luthers gewürdigt und ‚Was Christum treibet‘ als Maßstab für die Auslegung der Heiligen Schrift, aber auch als Mitte unserer Spiritualität“ hervorgehoben, so Weber. Allerdings sei es bedauerlich, dass die Würdigung Luthers nicht direkt im Fernsehen zu sehen gewesen sei, sondern erst später durch die Presse ging, so blieb sie für viele ungehört.

Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 werde derzeit eine gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Vatikan vorbereitet, mit der die internationale Bedeutung der 500. Wiederkehr der Reformation deutlich gemacht werden könne. Ebenso seien vergleichbare Gespräche auf nationaler Ebene zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz in Gang zu bringen. Weber hoffe, dass die von evangelischer Seite eingebrachten Anregungen zur „Heilung der Erinnerungen“ von katholischer Seite aufgenommen würden. „So könnte 2017 also auch mit Umkehr und Erneuerung zu tun haben.“

Weber zeigte sich insgesamt beeindruckt davon, wie stark der Papst die geistliche Ökumene betont habe. Daran sei abzulesen, dass alles ökumenische geistliche Miteinander in den Gemeinden und anderenorts von der katholischen Kirche gewollt sei. Daneben seien allerdings keine Signale gesetzt worden, die – wie 1980 bei der Begegnung mit dem damaligen Papst Johannes Paul II. – konkrete Schritte zu größerer Gemeinschaft ermöglichten. So sei er erstaunt gewesen, dass Papst Benedikt XVI. das Thema „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ oder einen Hinweis auf die wechselseitige Anerkennung der Taufe als das Band der sakramentalen Einheit ausgespart habe.

Zur Frage, ob der Papst als Sprecher aller Christen auftreten könne, sagte Weber, dass dies zum Teil bereits so gesehen werde. „Ich erinnere nur an die Rolle von Johannes Paul II. zu Beginn des Irak-Krieges.“ Für eine förmliche Sprecherrolle sei es allerdings unabdingbar, dass die Kirchen gleichberechtigt nebeneinander stünden, denn „letztlich kann die Frage eines Sprecheramtes für die gesamte Christenheit nur im Rahmen einer Gemeinschaft von gleichberechtigten Kirchen angegangen werden. Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg.“

Der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber, der zugleich Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ist, hat sich nach dem Papstbesuch in einem Interview zur Lage der evangelisch-katholischen Ökumene geäußert. Das Interview ist in den VELKD-Informationen Nr. 133 vom 6. Oktober 2011 abgedruckt und kann im Internet nachgelesen werden.

Hannover, 7. Oktober 2011

Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD