Weltkulturerbe: Glaube – Liebe – Hoffnung

Wolfgang Huber gibt vor der Synode Bericht

Barmherzigkeit mit den Zweiflern hat sich der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seinem Bericht vor der Synode gewünscht. In dem mündlich vorgetragenen Teil des Ratsberichts bei der 4. Tagung der 10. Synode erklärt der Berliner Bischof, dass die Kirche den Menschen Gewissheit vermitteln wolle: „Diese Gewissheit verbindet unsere Kirche deshalb zu einer fröhlichen und zuversichtlichen Gemeinschaft der Glaubenden, weil in ihr die Barmherzigkeit mit den Zweiflern und auch mit unseren eigenen Zweifeln Raum hat.“

Neue Herausforderungen, Erfahrungen in der Kirche, die Situation der Menschen und den Weg der weltweiten Christenheit hat Huber in seinem Bericht angerissen. Er beschreibt spürbare Veränderungen in der Mediengesellschaft, in der ein neues Fragen und Suchen nach Religion zu spüren sei: „Es fällt uns gerade in der evangelischen Kirche nicht leicht, diese Veränderungen angemessen zu deuten.“ Neue Herausforderungen würden die kirchliche Lage prägen, beschreibt der Ratsvorsitzende die Situation. Viele Menschen seien auf ungewohnten Pfaden zu den Fragen und Antworten des Glaubens unterwegs. „Die Reaktion auf die großen Katastrophen zeigt das ebenso wie der Boom moderner Ratgeberliteratur, christliche Literatur durchaus eingeschlossen. Das Interesse an christlichen Bildungsangeboten weist ebenso in diese Richtung wie die neue Zuwendung zur Spiritualität,“ so Wolfgang Huber. Der christliche Glaube sei eine Weggemeinschaft und alles Nachdenken über die Zukunft der Kirche müsse sich am Auftrag zur Weitergabe des Glaubens ausrichten; alle Perspektivarbeit braucht deshalb eine theologische Grundlegung. Strukturüberlegungen, die sich nur am Rückgang der Gemeindegliederzahlen und der finanziellen Möglichkeiten orientieren, griffen zu kurz.

Als dramatisch bezeichnete der Ratsvorsitzende die Lage der Familie: Das Lebensmodell Familie befinde sich in einer Krise. Dabei sei die notwendige Korrektur nicht mit Einzelmaßnahmen zu erreichen, sondern es brauche einen Mentalitätswandel: „Nur wenn Menschen von sich aus Ja zur Familie sagen, werden sie in einer Familie leben.“

Bei den ökumenischen Herausforderungen bringe die evangelische Kirche ihr eigenes Profil ein, zu dessen Stärken die Ausrichtung an Gottes lebendigem Wort ebenso gehöre wie die Bereitschaft, Glauben und Vernunft, Frömmigkeit und Aufklärung miteinander zu verbinden und nicht auseinander treten zu lassen. Die Kirche suche die Nähe zu den Menschen und den Debatten, die sie bewegen. Angstfrei treten evangelischen Christen mit ihren Glaubensüberzeugung in den Dialog mit Wissenschaft und Kultur: „So versuchen wir, das Weltkulturerbe von Glaube, Hoffnung und Liebe für unsere Zeit fruchtbar zu machen.“

Hannover/Berlin, 06. November 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Berichterstattung über die 4. Tagung der 10. EKD-Synode