Wissenschaftliche Theologie: für Gesellschaft, Universität und Kirche unentbehrlich

Neue Studie der Kammer für Theologie der EKD

In einer weltanschaulich-religiös pluralen Gesellschaft leistet wissenschaftliche Theologie einen unentbehrlichen Beitrag zur Entwicklung von Orientierungskraft. Zu diesem Ergebnis kommt die Kammer für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einer Studie, die heute unter dem Titel „Die Bedeutung der wissenschaftlichen Theologie in Gesellschaft, Universität und Kirche“ veröffentlicht wird. Der stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD, Landesbischof i.R. Christoph Kähler, erklärte dazu im Vorwort: „Die Kammer hat mit diesem wie mit anderen Texten in besonderer Weise zur theologischen Grundlagenarbeit beigetragen, die zu den zentralen Aufgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland gehört.“ Deshalb hat der Rat der EKD diesen Text nicht nur intensiv debattiert, sondern auch mit großer Zustimmung zur Veröffentlichung empfohlen.

Die wissenschaftliche Theologie thematisiere die „zumeist implizit vorausgesetzten Basisorientierungen und die sie tragenden Grundüberzeugungen“, die unter dem Vorzeichen weltanschaulich-religiöser Pluralität in den Bereichen der Politik, des Rechts, der Wirtschaft, des Bildungssystems und in den Medien zu finden sind. „Sie zeigt am Beispiel des christlichen Glaubens, wie solche Basisorientierungen der kritischen Selbstreflexion unterzogen werden und sich so für eine wechselseitige Transparenz und Toleranz öffnen“, heißt es in dem Text der Kammer, der unter dem Vorsitz von Professor Michael Beintker und Professor Dorothea Wendebourg erarbeitet wurde. „Gegenüber der totalen Ökonomisierung handlungsleitender Überzeugungen wird sie [die wissenschaftliche Theologie] darauf hinweisen, dass das wirtschaftliche System nicht aus sich selbst heraus orientierungsfähig, sondern orientierungsbedürftig ist.“

Wissenschaftliche Theologie dürfe daher nicht auf ihren – wichtigen – Beitrag für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer in den christlichen Kirchen sowie der Lehrkräfte für den Religionsunterricht reduziert werden. Gerade vor dem Hintergrund der Dynamik religiöser Entwicklungen in der Gesellschaft sei die Arbeit der wissenschaftlichen Theologie notwendig: Orientierung im religiösen Pluralismus sei nicht durch den Verzicht auf Theologie als wissenschaftliche Forschungspraxis, sondern nur durch ihre Stärkung möglich. Dies sei gerade auch im Blick auf den interreligiösen Dialog von großer Bedeutung: „Die Bejahung des religiös-weltanschaulichen Pluralismus und die Fähigkeit zum interreligiösen Dialog ist unmittelbar davon abhängig, ob eine Religion dazu bereit ist, sich ihrer wissenschaftlichen Selbstprüfung zu unterziehen.“

Der EKD-Text 104 „Die Bedeutung der wissenschaftlichen Theologie in Gesellschaft, Universität und Kirche. Ein Beitrag der Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland für Theologie “ ist erhältlich beim Kirchenamt der EKD (Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Telefon: 0511/2796-460, Email: versand@ekd.de).

Hannover, 01. Oktober 2009

Pressestelle der EKD
Silke Römhild