VELKD-Bischofskonferenz in Wittenberg

Leitende Lutheraner und internationale Gäste tagten zum Thema „Reformation und die Eine Welt“

Auf ihrer Klausurtagung vom 5. bis 8. März in Lutherstadt Wittenberg hat sich die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) mit dem Thema „Die Reformation als Weltbürgerin. Reformation und die Eine Welt“ befasst.

Die Tagung war geprägt von der Begegnung und dem intensiven Austausch mit internationalen Gästen aus den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB). Zu ihnen zählten eine bischöfliche Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), leitende Geistliche der lutherischen Kirchen in Schweden, Finnland, Dänemark und Tschechien sowie die Teilnehmenden eines aktuellen Seminars des LWB-Zentrums Wittenberg.

Dieser multikulturelle und -nationale Hintergrund bildete auch den Rahmen für die Impulse und Fachreferate (Alex Malasusa, Frank O. July, Claudia Jahnel, Frederick Shoo, Elieshi Mungure, Karl-Wilhelm Niebuhr), die ein weites Themenfeld umfassten. So wurden ausgehend vom LWB-Grundsatzpapier zum Selbstverständnis der lutherischen Communio (Malasusa, July) die interkulturellen Dimensionen einer weltweiten Reformation (Jahnel) thematisiert. Die Präsentation „Von Marangu nach Wittenberg“ (Shoo, Mungure) zeichnete die Geschichte des reformatorischen Aufbruchs der ELCT von 1955 bis heute nach und beschrieb die Herausforderungen, vor denen die tansanischen Lutheraner derzeit stehen.

In der Debatte wurde deutlich, dass Reformation ganzheitliche Veränderung meint (F. Shoo: „From Reformation to Transformation“) und nicht auf lebensweltliche Teilbereiche beschränkt ist. Angesichts existenzieller globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder Sicherung der Lebensgrundlagen sei eine radikale Änderung des menschlichen Handels unerlässlich, um die anvertraute Schöpfung zu schützen und zu bewahren. Das Referat zur „Biblischen Hermeneutik in lutherischer Tradition“ (Niebuhr) stellte am Beispiel der Jonah-Geschichte die Frage „Wie lesen wir als Christen das Alte Testament?“ und rückte so die unterschiedlichen Auslegungstraditionen in den lutherischen Kirchengemeinschaft in den Blick.

Mit einer gemeinsamen Erklärung der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), welche die Grundlinien der bestehenden Kirchengemeinschaft bekräftigte und die damit verknüpften lutherischen Positionen beschrieb, fand die Tagung ihren Abschluss.

Hinweis: Die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) besteht aus 17 Mitgliedern. Ihr gehören die Bischöfe sowie aktuell sechs weitere ordinierte Inhaber eines kirchenleitenden Amtes der VELKD-Gliedkirchen an. Vorsitzender ist der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin). Die Bischofskonferenz tritt zweimal im Jahr zusammen. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, an der Beschlussfassung zu Kirchengesetzen, Agenden und Ordnungen für den Gottesdienst sowie zu Verordnungen mit Gesetzeskraft mitzuwirken.

Weitere Informationen und Materialien unter den u. a. Links.

Hannover, 10. März 2016

Gundolf Holfert
stellvertretender Pressesprecher