„Menschenrechte sind für Christen Verpflichtung“

Bischof Schindehütte zum Tag der Allgemeinen Menschenrechte

Bischof Martin Schindehütte, Leiter der Ökumene- und Auslandsarbeit der EKD, unterstreicht am 10. Dezember die universale Bedeutung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und verweist auf die weiterhin bestehende Herausforderung, den Menschenrechten weltweit zur Geltung zu verhelfen. Am diesjährigen „Tag der Allgemeinen Menschenrechte“ jährt sich zum 60. Mal, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der großen Mehrheit ihrer Mitgliedsstaaten die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet hat. Trotzdem käme es immer noch in vielen Länder der Erde zu eklatanten Verstößen gegen diese elementaren Rechte, so der Auslandsbischof der EKD.

Schindehütte nannte als Beispiel die Lage der unterdrückten Christen im indischen Bundesstaat Orissa und im Irak. Inakzeptabel sei auch der Gesetzentwurf im Iran, der einen „Abfall“ vom Islam mit der Todesstrafe bedroht und damit nichtmuslimische religiöse Minderheiten in akute Gefahr versetze. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit sei von fundamentaler Bedeutung für die Menschenrechte. Wenn die Religionsfreiheit als Menschenrecht des Einzelnen und ihrer Gemeinschaften bedroht werde, so seien damit alle individuellen und politischen Freiheiten gefährdet.

Im Zusammenhang der Menschenrechte dürften aber nicht nur die individuellen, bürgerlichen Freiheitsrechte erwähnt werden. Die UNO Menschenrechtserklärung beziehe sich explizit auch auf die sozialen Rechte, wie das Recht auf Arbeit, Bildung und Erholung. Ihre Einlösung und Gestaltung sei eine anstehende gesellschaftliche und politische Aufgabe.

Auch wenn die Menschenrechte aus politischen Zusammenhängen entstanden seien, so der Auslandsbischof, seien sie doch in ihrem Kern christlich geprägt. So sagte er wörtlich: „Für Christen ist die Gottesbeziehung das entscheidenden Widerlager, an dem sich auch unsere eigenen Interessen als christliche Bürger in Staat und Gesellschaft brechen. Die Menschenwürde ist eine Gabe Gottes. Sie ist für Christen mit der biblischen Einsicht von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen verknüpft. Gott selbst erleidet in seinem Sohn Jesus Christus Folter und gewaltsamen Tod. Dennoch hält er durch die Auferweckung seines Sohnes an seiner Liebe zu den Menschen fest. Darum ist von Gott zugeeignete Menschenwürde sehr wohl verletzlich, aber doch unzerstörbar. Wenn die Kirche gegen die Verletzung der Menschenwürde aufsteht und für die Wahrung der in ihr verankerten Rechte eintritt, so folgt sie darin jenem Weg, den ihr der Herr der Kirche Jesus Christus selbst vorgegeben hat. Darum ist es unverzichtbarer Auftrag der Christen, immer wieder laut und vernehmlich ihre Stimme zu erheben und konkret zu handeln, wo einzelne oder Gruppen von Menschen aus welchen Gründen auch immer entrechtet, verfolgt und verletzt werden.“

Hannover, 08. Dezember 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter