Predigt in der Reihe „Fastenpredigten 2004“ (Off. 1,8 /1,17+18), Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin am Sonntag Invokavit
Robert Leicht
Auch am Ende noch Anfang
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt (Off. 1,4). Amen.
Liebe Gemeinde,
der Text, der uns für diese 1. Fastenpredigt zum heutigen Abend aufgegeben wurde, besteht aus zwei kurzen Abschnitten, die beide im 1. Kapitel der Offenbarung des Johannes stehen – sie gleichen einander, obschon: Da ist einmal die Rede von Gott, dem Vater, ein ander Mal aber von Gott, dem Sohn. Zunächst:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. (Off. 1,8.)
Sodann aber – und zugleich:
Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Off. 1,17+18)
Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe (Off. 1,3). Amen.
Liebe Gemeinde,
das A und das O, Alpha und Omega – dieser Bezug auf das Erste und das Letzte, auf Anfang und Ende gehört zu den ehernen Formeln in vielen biblischen Texten und Kontexten, wörtlich so – oder so ähnlich. Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, das vierundzwanzig Buchstaben umfasst – sie symbolisieren zugleich die erste Stunde und die letzte der vierundzwanzig Stunden eines Tages, auch die erste und die letzte Stunde unseres ganzen Lebens.
Viele solcher Sätze, Formeln, Sprüche und Wörter aus dem biblischen Schatz sind in unsere Alltagssprache ausgewandert. Sie genießen dort zuweilen ein lange anhaltendes Asyl – auch im gemeineuropäischen Wortschatz vieler Menschen, die deren biblische Wurzel längst vergessen haben oder sie nie kennen lernen konnten. Aber bei einem solchen Einsickern in die Volkssprache verschieben sich die Bedeutungen zuweilen geradezu ins Gegenteil.
Das A und O! Wie oft sagen wir das? Das A und O jeder guten Ochsenschwanz-Suppe ist der Schuss Sherry – zum Beispiel. Oder – wie es mir ein Ausbilder in meiner kaufmännischen Lehre, ein liebenswürdiger Buchhalter, immer wieder einzuschärfen versuchte: Das A und O jeder guten Buchhaltung – an jedem Abend up to date sein! Wenn wir also vom „A und O“ reden, dann meinen wir meistens dies: den letzten Schuss, den letzten Schliff, den letzten Pfiff, die letzte Pointe.
Eins drauf also auf die ansonsten recht ordentliche, aber eben nur ordentliche Leistung. Die Spitze, nicht die Basis zählt.
Aber in unserer biblischen Sache geht es um die Basis, um das Fundament unseres Lebens – wenn wir lesen und hören:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende
Wenn die Basis nicht stimmt, ist alles andere hohl und tot. Da mögen wir ansonsten Spitze sein – aber das zählt dann nicht.
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende –
das ist nicht nur eine Selbstaussage Gottes, sondern auch die Aussage: Entweder lebt ihr von A bis Z in mir und aus mir – oder ihr lebt daneben. So gesehen gilt also doch: Es gibt kein richtiges Leben im falschen!
Wie sollen wir nun, wie können wir das verstehen? Was können wir gegenüber solch’ majestätischen Sätzen anderes tun, als sie einfach nur fromm zu zitieren – und ehrfürchtig vor ihnen zu zittern?
Nehmen wir doch erst einmal einen kleinen Umweg! Und zwar einen Umweg über ein Märchen. Denn Märchen, das wissen wir, sind keine harmlosen Geschichtchen, sondern das sind auf ganz weltliche, manchmal kindliche Weise, freilich nie naive Aussagen über unser Leben, manchmal geradezu schreckliche Aussagen über unsere Art zu leben.
Es gibt ein solches schreckliches Märchen über unsere Art zu leben – ein Märchen, in dem es auch um das A und O geht, um Anfang und Ende: Das Märchen vom Hasen und vom Igel.
Sie kennen es sicherlich – und so müssen wir uns das Entscheidende nur kurz in Erinnerung rufen:
Da wettet ein Hase – für uns verstädterte Pflasterkinder: ein ungemein flinkes Tier – im vollsten Selbstgefühl seiner Überlegenheit mit einem Igel darum, wer schneller laufen kann. Der Igel, nicht dumm, bringt sein Weib dazu, sich am anderen Ende der Ackerfurche zu postieren. Und nun heißt es: Los! Der Hase rennt, was er kann, der Igel bleibt hocken – und als der Hase am Ende der Furche angelangt, trifft er auf einen Igel, der ihm entgegen ruft: „Ick bün all hier!“ Der Hase verlangt Revanche – das Ergebnis bleibt am Ende, also am Anfang der Ackerfurche dasselbe: „Ick bin all hier!“ So geht das nun zu und zu – bis es heißt: „Beim vierundzwanzigsten Mal aber kam der Hase nicht mehr zu Ende, Mitten auf dem Acker stürzte er auf die Erde und blieb da liegen.“ Tot!
Liebe Gemeinde,
mir ist dieses Märchen zeitlebens eine Chiffre geblieben für unsere Art zu leben, oft zu leben. Da rennen wir einem Ziel, einem Sieg, einer Wette hinterher – und sind nur zu gerne bereit, uns über Anfang und Ende zu täuschen, uns foppen zu lassen, ja uns regelrecht selber zu foppen. Da rennen wir uns die Seele aus dem Leib (und das Leben aus dem Körper!), weil wir uns überlegen denken – überlegen über die anderen, sei es über deren Kraft oder Witz oder Verschlagenheit; und rennen auf diese Weise direkt in unsere Niederlagen hinein, in unseren Tod. Und wenn wir einmal nicht unterliegen: Wie oft siegen wir uns nachgerade zu Tode? Weil wir vor lauter gehetztem Drang zur Selbstverwirklichung um die Wette rennen – gegen die Zeit, gegen das Leben, gegen den Tod. Vierundzwanzig Mal am Tag, vierundzwanzig Stunden lang, von der ersten bis zur letzten Stunde, vom Alpha bis zum Omega.
Und da wir schon bei Hase und Igel waren: Wenn wir Tier-Rudel – Wölfe zum Beispiel! – beobachten, so erkennen wir stets ein Alpha-Tier an der Rudelspitze – und ein Omega-Tier, das letzte in der Hierarchie. Aber im Rudel ist auch das wenigstens ein Platz. Doch in unseren menschlichen Verbänden, im Wirtschaftsleben wie in der Politik ist das noch viel schlimmer. Auch da kennen wir Alpha-Tiere und Omega-Tiere. Aber wenn da ein menschliches Alpha-Tier abstürzt, dann ist es oft in einem ganz ungeschützten Sinne nur noch das Letzte, in unserer menschlich-unmenschlichen Sprache: nur noch der letzte Dreck?! Alpha oder Omega – der Erste oder der Letzte, das ist bei uns und in unserer Art zu leben ein himmelweiter, ein lebensfeindlicher, ein tödlicher Unterschied!
Aber:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende! –
das ist nun bei Gott – bei Gott! ist das ein himmelweiter, ein lebensrettender Unterschied! Das fängt schon mit Folgendem an: Wenn wir vom Omega-Tier im Rudel sowohl der Vier- als auch der Zweibeiner reden, dann heißt bei uns Omega: Der letzte, der schlechteste Platz in der Hierarchie. Wenn aber von Gott als dem Omega und Ende die Rede ist oder – an einer anderen Stelle dieses Offenbarungskapitels, nun allerdings vom Auferstandenen – folgendermaßen:
Ich bin der Erste und der Letzte… (Off. 1, 17)
– dann heißt dies das totale, welt-umwälzende Gegenteil: Dann nämlich behält der Letzte auch das – letzte, also das alles entscheidende Wort über uns und die ganze Welt.
Sodann: Gott – Vater und Sohn und Geist –: Gott ist immer beides zugleich, Alpha und Omega, Anfang und Ende! Nicht Entweder-oder, auch nicht: Erst dies, dann das – sondern immer schon beides zugleich. Dies ist das einzige Sowohl-als-auch, mit dem wir richtig leben können – wenn wir nur nicht uns selber (und selbstherrlich!) immerzu Anfang und Ende setzen wollten, und dann zwischen beidem hin- und herhetzen, wie törichte, in ihrem Eigendünkel gefangene Hasen.
Fastenzeit – das, liebe Gemeinde, ist ja keine Hungerzeit, Ende des schönen Lebens! Sondern Fastenzeit, das ist Vorbereitungszeit – Vorbereitung aufs wahre Leben. Vorbereitung aufs Leben, auch nach dem Tod. Auf ein Leben, das nicht mit dem Tod stirbt. Und damit auf ein Leben, das sich auch vor dem Tod zu leben lohnt. Auf ein Leben, das nicht am nackten, törichten Lebenshunger stirbt.
Wieviele Leben sterben an unserem Lebenshunger!? Da rasen wir auf der Lebens- wie auf der Autobahn – und andere werden in den Tod gedrängt. Da bereichern wir uns – und andere verarmen, hier und in der Dritten Welt. Da setzen wir uns durch – und andere herab. Da setzen wir, unter wirtschaftlichem Druck, zugegeben!, andere (wie das so heißt) „frei“ – und werden dafür mit Prämien belohnt. Da wahren wir unsere Besitzstände – und andere sollen dafür bezahlen. Ist das ein Leben?? – für die anderen, für uns?
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende!
Wer Gott Anfang und Ende setzen lässt, lebt anders – und lässt andere leben! Auch das könnte der Anfang einer Fastenpredigt sein:
Luke 12:16-20: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen, und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?
So kann es also kommen, wenn man gegen das Leben anrennt – und nicht dieses liest und hört:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Da heißt es also weiterhin von Gott:
Der HERR, der da ist und der da war und der da kommt!
Wir Menschen sind auf Erden gekommen, wir waren, wir sind – und wir gehen dahin. Wenn wir um unser Leben rennen, wenn wir gegen unser Leben rennen – und gegen das Leben der anderen.
Gott aber ist am Anfang und am Ende – oder wie es im Jesaja-Buch heißt:
LUT Isaiah 44:6 So spricht der HERR, der König Israels, und sein Erlöser, der HERR Zebaoth: Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.
Das klingt für unsere Ohren ebenso majestätisch wie unnahbar, ja geradezu unbegreiflich. Wir Menschen kennen nur Werden und Vergehen. Was vor unser aller Augen ist, das ist irgendwann gekommen – und wird irgendwann vergehen. Jede Gegenwart ist morgen, also schon in des Augenblickes Wehen: Vergangenheit. Nichts bleibt, wie es ist – ja: Nichts bleibt.
„Eine Gegenwart aber“, so grübelte der Heilige Augustin in seinen „Bekenntnissen“, - „Eine Gegenwart aber, die immer gegenwärtig bliebe und nicht überginge in die Vergangenheit, wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.“
Und Augustin spricht, ja. er betet zu Gott:
„Auch gehst du nicht in der Zeit den Zeiten voran, sonst gingest du nicht allen Zeiten voran. Aber du gehst allem Vergangenen voran durch die Erhabenheit deiner immer gegenwärtigen Ewigkeit; du überragst alles Zukünftige, denn es ist zukünftig, und wenn es gekommen sein wird, wird es vergangenen sein, du aber bist immer du selbst, und deine Jahre nehmen nicht ab.“
Über solchen Grübeleien könnten wir uns selbst geradezu verlieren, wenn wir unter der Ewigkeit Gottes eine unnahbare, ja geradezu tödliche Unbeweglichkeit zu verstehen hätten. Aber so spricht unser Predigttext gerade nicht:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Da steht also nicht etwa: der da ist und der da war und der da bleibt, sondern:
…der da kommt!
Gottes Zeit steht nicht still, sie bleibt nicht – stehen. Gottes Zeit ist eine bewegte Zeit. Gott bleibt nicht, er bleibt nicht weg, er läuft auch nicht weg – wie wir so oft vor unserem Leben. Gott kommt! Es ist in Bewegung – nicht von uns weg, sondern auf uns zu. Wenn wir nur aufhörten, vor ihm davon zu laufen, auf der Flucht vor ihm – auf der Flucht vor uns selber.
Gott also kommt – obschon er vor aller Zeit schon ist. Dieses Kommen Gottes ist eine Zukunftsbewegung – aber anders, als wir uns in die Zukunft bewegen.
Wir gehen auf unsere Zukunft zu – Gott aber kommt uns aus seiner Zukunft entgegen. Wir können nicht anders in der Zukunft gehen, als so, dass wir – was wir sind, haben und wissen – uns selber in die Zukunft verlängern. Und so sieht diese Zukunft ja auch aus – im Grunde nichts Neues unter dem Himmel: Die Menschen bleiben, wie sie sind.
Wenn – dann! So stellen wir unsere Berechnungen auf – und sperren damit die Zukunft gedanklich ein in die verlängerten Entwicklungslinien unserer Gegenwart.
Wir wissen, was wir haben – und wir leiten daraus ab, was wir haben werden: Wenn heute auf zwei Eltern nur noch ein Kind kommt, werden wir in 50 Jahren nur noch soundsoviele Deutsche haben.
Oder: Erst wenn die Wirtschaft um mindestens 3 Prozent pro Jahr wächst, wird sich die Zahl der Arbeitslosen merklich verringern.
Wir wissen, was wir wollen – und deshalb streben wir es an: Wenn wir morgen die Genkartei entschlüsselt haben, können wir übermorgen die schlimmsten Krankheiten heilen.
Keine der vielen so schrecklich bis so lächerlich gescheiterten Prognosen und Hochrechnungen kann uns davon abhalten, gleich die nächste anzustellen.
So also sieht unsere Zukunft aus: hoffnungslos verlängerte Gegenwart – eine Gegenwart, die trotz aller Neuerungen im Grunde nicht vom Fleck kommt.
Gottes Bewegung ist unserem hektischen Stillstand ganz entgegengesetzt. Gott, der uns in allem vorausging – er kommt uns zugleich aus seiner Zukunft entgegen: in unsere Gegenwart verlängerte, herein-brechende, auf-brechende Zukunft, und also: Hoffnung! Anfang, wo alles zu Ende zu sein scheint.
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt…
Zukunft – dieses Wort hat ja schon in seiner sprachlichen Wurzel etwas zu tun, mit dem Kommen, mit dem Auf-uns-zu-Kommen. Diese Zukunft scheint uns entgegen wie ein Licht aus ewigen Zeiten: als Morgenglanz der Ewigkeit.
Liebe Gemeinde,
wir stehen mit diesem Sonntag am Anfang der Passionszeit. Wie nahe Gott in dieser dunklen Morgenzeit schon bei uns ist – wie nahe er bei uns ist in Vorzeit, Jetzt-Zeit und End-Zeit – das hat er uns erwiesen, indem er in Jesus von Nazareth sich mitten in unsere menschliche Zeit begeben hat; indem er als Mensch sich mitten in die Grenzen unserer Zeit begeben hat; indem er als Mensch das Leiden an unserer Zeit und an deren Grenzen auf sich genommen hat, bis in den Tod.
Er – der doch am Ende der Tage als der Erste und Letzte erhöht sein wird, hat sich mitten in unserer Zeit zum Letzten erniedrigen lassen, wahrlich zum letzten… Wie schrecklich es dabei zuging, das können Sie sich demnächst – nicht in diesem Theater, aber – im Kino vorführen lassen. Doch der Monumentalfilm über die Passion Jesu scheint vor lauter blutigem Realismus die Realität aus dem Auge zu verlieren – dass nämlich all dies, was demnächst als schauerlich-schönes Spektakel die Menschen ins Kino locken soll, damals (und ein für alle Mal) aus einem bestimmten Grund geschehen ist: Um uns und um unserer Sünden willen, und um unserer Befreiung von Sünde und Tod willen ist das geschehen. Der Gekreuzigte hat das Leiden an uns (und an unserer Zeit) auf sich genommen – und hat diese Zeit gerade dadurch gesprengt.
Karl Barth hat dies einmal so aufgeschrieben: „Was für alle Schranke ist, das ist für ihn in seiner Zeit Tor.“ Und so hat Gott in Jesus Christus auch für uns das Tor des Todes und der vergänglichen Zeit aufgerissen.
Nicht wahr, wenn am Ende unserer Zeiten nicht anderes wäre als eine Schranke, eine tödliche Schranke – wie wir Menschen ja tödliche Grenzen durchaus kennen gelernt haben, zwischen Menschen und Völkern (auch mitten durch Berlin) – , wenn also das letzte Wort die Schranke wäre, so wäre es ja durchaus zu verstehen, wenn wir vor dieser Schranke nur davonlaufen wollten, vor dem Tod – und vor dem Leben. Aber da uns doch das Tor aufgerissen wurde, weil Gott in Jesus von Nazareth die Schranke auf sich selbst geladen hat – was sollten wir da weiter davon laufen?
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Amen – das sei wahr.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
(Lied nach der Predigt: 450, 1-5, Morgenglanz der Ewigkeit)
Fürbittengebet nach der Predigt
HERR Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist: Ob wir zurückschauen oder vorausblicken, Du gehst uns voraus – Du kommst uns entgegen.
Wir aber sind so oft blind für Deine Gegenwart, die uns von allen Seiten und Zeiten umfängt. Wir wollen blindlings unsere Ziele erreichen – und rennen doch nur davon: vor Dir und vor uns selbst.
Wir bitten Dich: Öffne unsere Herzen und Sinne – damit wir nicht immerzu unsere Ziele sehen, sondern immer erst Deine Ziele, auf dass Deine Zukunft endlich unsere Zukunft aufsprengt.
HERR Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist: Wer rennen miteinander – und oft genug mit uns selber – um die Wette, vierundzwanzig Mal und vierundzwanzig Stunden am Tag – bis wir tot umfallen. Wir laufen von Pontius zu Pilatus und zurück – und erkennen nicht, dass es alles einerlei und eitel ist. Aber während wir wetteifern, gefährden wir nicht nur unser eigenes Leben, sondern auch das unserer Mitmenschen – an unserer Lebensbahn, an unserer Laufbahn, hierzulande und in der Dritten Welt.
Wir bitten Dich: Lass uns doch Deine Zeit und Deine Zukunft erkennen, auf dass wir in deren Licht unseren Nächsten erkennen – in unseren Familien, in unseren Berufen, in unserem Land und auf der ganzen weiten Welt.
Befreie alle, die in Gesellschaft und Politik (und in der Kirche!) Verantwortung tragen, von dem fürchterlichen Druck, im Rennen um Macht und Einfluss zuallererst ihre Stellung zu verteidigen – und lass sie, je länger, je klarer, die Lage derer erkennen, die ihnen anvertraut worden sind.
HERR Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist: Im Leiden und Sterben Jesu Christi bist Du mitten in unsere Zeit getreten. Du hast Dich selbst erniedrigt, um uns nahe zu sein. Du bist uns entgegengekommen – um uns zu Dir zu ziehen.
HERR Gott, der Du bist und warst und kommst – wir bitten Dich: Komme uns auch am Ende unseres Lebens entgegen, sprenge die Schranke auch unseres Todes, reiß auch uns auf das Tor zu Deiner ewigen Herrlichkeit. Amen.