Der Ruf der Engel überwindet die Sorge vor der Zukunft

Weihnachtspredigt des EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber

In seiner Weihnachtspredigt hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, zu Solidarität mit den Armen aufgerufen. „Meine Sorge gilt ganz besonders denen, die in wachsender Zahl an den Türen der Suppenküchen warten, die auf eine Mahlzeit bei der Armentafel hoffen, weil sie sich anderes schlicht nicht leisten können. Vor allem Kinder gehören in einem beängstigend hohen Maß dazu“, sagte Huber an Heiligabend, 24. Dezember, im Berliner Dom. Er dankte denjenigen, die sich für die Benachteiligten in der Gesellschaft einsetzen und die „auch heute, in der Heiligen Nacht, ihre Kraft und ihre Zeit in vielfältiger und phantasievoller Weise einbringen, damit andere die Freude der christlichen Weihnacht erleben können.“ Die Hilfe für die an den Rand Gedrängten müsse aber auch nachhaltig angelegt sein, damit die Betroffenen wieder am Leben der Gesellschaft teilnehmen und mit eigener Kraft den Lebensunterhalt erwerben könnten. „Stärker noch als unsere Unruhe über die wirtschaftliche Entwicklung muss die Unruhe sein, mit der wir gerade heute für eine gerechte Beteiligung aller eintreten.“ 

Das „trotzige und zuversichtliche: ‚Fürchtet euch nicht’“ der Engel werde gerade heute gebraucht, erklärte der Ratsvorsitzende. „In diesem Ruf ist alle Sorge vor der Zukunft aufgehoben und überwunden.“ Von der Krippe in Bethlehem ziehe sich eine Spur des Gottvertrauens, der Zuversicht und Solidarität durch die Geschichte.  Das Konzept der sozialen Marktwirtschaft hätte ohne ein christliches Verständnis von Gerechtigkeit kaum formuliert werden können, so Huber weiter. „Die christliche Verhältnisbestimmung von Freiheit und Verantwortung prägt bis auf den heutigen Tag die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft. Deshalb treten wir energisch einem Verhalten entgegen, das persönliche Freiheit ausnutzt und persönliche Verantwortung vernachlässigt. Denn genau dieses Verhalten hat unsere  Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Dass ‚Verzocken’ zu einem der Unworte dieses Jahres gewählt wurde, zeigt, von welcher Denkweise wir uns abwenden müssen.“

 Die Schlichtheit und Armut, die den Stall von Bethlehem kennzeichnen, machten deutlich, dass der Friede auf Erden nicht auf materiellem Wohlstand beruhen. Hirten wie Könige beugten ihre Knie an der Krippe. „Die Gemeinschaft im Namen Gottes an der Krippe weist darauf hin, was das Leben auch in seinen Brüchen und an seinen Abgründen trägt.“ Wer sich vom Stern der Weihnacht leiten lasse, könne spüren, „dass das Leuchten des Sterns von Bethlehem weiter strahlt als noch so schön glitzernde Werbung.“

Hannover/Berlin, 24. Dezember 2008

Pressestelle der EKD
Silke Römhild