Lebensdienliches Medium. Ein "Code of Conduct" für Suchmaschinen
Tom Brok
Die Zeitschrift "journalist" veröffentlichte im März 2005 einen Artikel mit der fast schon religiös anmutenden Überschrift "Google sei mit uns" . Dieser Artikel setzt sich mit dem News-Service der Suchmaschine Google auseinander. Google wertet einzig durch Computeralgorithmen, ganz ohne menschliches Eingreifen über 700 Quellen aus und zeigt eine Übersicht der aktuellsten Meldungen zu einem gesuchten Thema.
Google und andere Anbieter sind schon längst keine einfachen Suchmaschinen für Texte oder Bilder mehr. Die Dienste wurden stetig ausgeweitet: z.B. die ganz neue Suche nach Produkten unter dem Namen Froogle. Eine Suche nach Videos oder die Suche auf bestimmte Regionen begrenzt -- wie etwa Yahoo diese bereits anbietet -- sind in der Planung. Ganze Bibliotheksbestände werden von Google derzeit digitalisiert.
Neue Dienste erhöhen die Bindung der Nutzer. Mit einem Marktanteil von über 80 Prozent (Webhits) ist Google schon längst der angefochtene Marktführer. Google ist zu "einem Synonym für 'Suche im Internet geworden'". Google wurde in gewisser Weise sogar geadelt. Mit dem Verb "googeln" hat es den Sprung in den Duden geschafft, in das Standardwerk der Deutschen Sprache. Google hütet aber auch ein Geheimnis. Das Geschäftsgeheimnis, auf Grund welcher Mechanismen Internetangebote oder Meldungen die ersten Plätze in den Trefferlisten belegen. "Google sei mit uns". Angesichts der vorhandenen Konzentration auf dem Suchmaschinenmarkt kommt diese Überschrift mit fast religiöser Qualität sicherlich nicht von ungefähr.
1. Die Allmacht des Wissens
"Google sei mit uns". Diese Formel erinnert mich als Theologen an den Segensgruß in einem evangelischen Gottesdienst. Dort sagen wir Gott sei mit euch / mit uns". Oder wir verwenden ihn als Friedenswunsch: "Friede sei mit uns". Mit diesem Segensgruß vergewissern wir uns einer Lebenswirklichkeit, die über unser eigenes Leben hinausweist. Einer Wirklichkeit, die unserem Leben Sinn, Ziel und Werte gibt. Unser Leben ist ein stetes Suchen, sei es im Internet nach Informationen oder sei es symbolisch verstanden als die Suche nach dem persönlichen Lebensweg, nach Überzeugungen, nach Standpunkten, nach Lebenskonzepten.
Die persönliche Lebenshaltung und die Wahrnehmung der Welt sind immer geprägt durch die Medien. Die evangelische Kirche hat in ihrer Erklärung "Chancen und Risiken der Mediengesellschaft" im Jahr 1997 ein Unterscheidungskriterium bei der Betrachtung der Medien formuliert. Es komme darauf an, "ob die Medien- und Kommunikationstechniken dem Menschen, der Entfaltung von Lebensmöglichkeiten, seiner kritischen Verantwortung und dem Zusammenleben in der (Welt-)Gesellschaft dienen oder die Gemeinschaft beeinträchtigen". An diesem Anspruch der Lebensdienlichkeit sollten wir die Medien, heute insbesondere die Suchmaschinen messen.
Die Suchroboter spielen bei der Vermittlung von Wissen im Internet und bei der Ausprägung von Lebenshaltungen eine wichtige Rolle. Fast alle nutzen Suchmaschinen zur Orientierung im Datendschungel. Was in ihnen nicht gefunden wird, existiert für viele Menschen nicht. Suchmaschinen kanalisieren daher das so wichtige Gut der Aufmerksamkeit im Internet. Von "Gatekeepern" ist die Rede. Ihre publizistische Macht liegt konzentriert in den Händen weniger Anbieter. Und damit tragen diese eine besondere gesellschaftliche Verantwortung.
Aber wissen die Anbieter wirklich alles? Eine religiöse Formel mit dem Namen einer Suchmaschine zu kombinieren, geht dem Theologen quer durch den Magen, wenngleich der Publizist es als gelungene Überschrift lobt.
40 Prozent des Internets ist unsichtbar
Doch sind religiöse Attribute angemessen? Google listet derzeit acht Milliarden Einzelseiten in seinem Suchindex. Für den deutschsprachigen Bereich hat das Hochschulrechenzentrum der Universität Hannover im Herbst 2004 die Anzahl der Einzelseiten aller Internetadressen, die auf die Endung ".de" lauten, auf 320 Millionen geschätzt. In einem Vergleichstest mehrerer Anbieter erzielte Google mit der Listung von etwa 70 Prozent dieser Angebote den ersten Platz. Es ist also längst nicht das gesamte deutschsprachige Internet über Google findbar. Über andere Anbieter sind noch weniger Seiten erreichbar.
Die Untersuchung schätzt, dass 40 Prozent aller Seiten in keiner Suchmaschine findbar sind. Nicht nur Google hat Geheimnisse, auch das Internet hat seinen weitgehend unbekannten Bereich. Durch die Marktmacht von Suchmaschinen und ihre damit verbundene publizistische Bedeutung bei Orientierungsvorgängen im Internet rückt dieser Bereich besonders in den Schatten. Interessant wäre zu wissen, welche Inhalte nicht zu finden sind. Dazu liegen leider keine Erkenntnisse vor.
Trotz einer unvorstellbar großen Anzahl von gelisteten Seiten kennen die Suchmaschinen dennoch nicht das gesamte Internet. Dies hat Konsequenzen für die Beurteilung der Ergebnislisten. Doch das Vertrauen in die Technik scheint bei den Nutzern so groß zu sein, dass die aktuelle Studie des "Pew Internet & American Life Project" die Naivität sogar im Titel führt: "Search Engine Users. Internet searchers are confindent, satisfied und trusting - but they are also unaware and naive" .
2. Medienkompetenz im Umgang mit Suchtechnologien
Die Bertelsmann Stiftung führte im Jahr 2002 eine umfängliche Untersuchung zu Nutzungsgewohnheiten und zur Nutzungskompetenz im Umgang mit Suchmaschinen durch. Interessant und ernüchternd zugleich sind die Ergebnisse dieser Studie. Sie trägt den Titel "Transparenz im Netz" (epd50/03).
Die Studie der Stiftung zeigte, dass von einem kompetenten Umgang mit dem Rechercheinstrument Suchmaschine bei vielen Internetnutzern nicht gesprochen werden kann. Nur wenige wissen, wie Rankings in Ergebnislisten zu Stande kommen oder wie Suchmaschinen ihre Dienste durch Werbung finanzieren. 77 Prozent aller Nutzer verwenden eine einzige Suchmaschine. Nur 39 Prozent nutzen einen zweiten Anbieter. 81 Prozent aller Nutzer sehen sich einzig die Treffer der ersten Ergebnisseite an. Nur 13 Prozent blättern weiter auf die zweite Seite.
Durch diese Beobachtungen wird die Bedeutung einer guten Platzierung von Internetangeboten in den Ergebnislisten deutlich. Aufmerksamkeit und wirtschaftliche Erlöse hängen davon ab. Eine ganze Zunft von "Suchmaschinen-Optimierern", die zumeist in den PR-Agenturen beheimatet sind, bieten ihre Dienste an, um Internetangebote so zu gestalten oder mit entsprechenden Signalwörtern zu versehen, dass sie in den Suchmaschinen einen guten Listenplatz erringen. Dass es hierbei immer wieder gelingt, Angebote auf vorderen Positionen zu platzieren, die mit dem gesuchten Stichwort nichts zu tun haben (so genanntes Spamming), gehört zur alltäglichen Erfahrung im Internet. Besonders problematisch wird es, wenn durch Suchmaschinen jugendschutzrelevante Inhalte auf den vorderen Rängen zu finden sind.
Eine aktuelle Studie der Universität Karlsruhe beschreibt bei der Nutzung von Suchtechnologien die Suchanfrage mit nur einem Wort als das normale Suchverhalten. Die Zeitschrift "c't" bezeichnet solche Suchanfragen als "moderne Orakel". Wie sollte eine Suchmaschine unterscheiden können, ob die Anfrage "golf" den Sport oder das Automodell meint. Über die Karlsruher Studie heißt es in der "c't": "(...) [man] muss (...) den Eindruck gewinnen, dass sie [die Surfer] in der Mehrzahl entweder ahnungslos zu Werke gehen, tippfaul oder sehr in Eile sind: Ein- bis Zweiwortabfragen der Art 'DVD', 't610', 'flug buchen' sind die Regel."
Weiter heißt es, Surfer seien genauso kurzatmig, wie sie eine Anfrage stellten, wenn sie die Treffer bewerten. 70 Prozent bei erfahrenen Surfern sähen sich nur die ersten fünf Ergebnisse an. Doch den Robotern wird das Vertrauen entgegengebracht, dass sie schon die besten Ergebnisse liefern. Die mangelnde Beherrschung von Suchtechniken bei der Internetnutzung ist eine medienpädagogische Herausforderung -- für die Internetwirtschaft, die Politik, die Verbände -- und auch die Kirchen.
3. Der "Code of Conduct"
Die wesentlichen Ergebnisse der Bertelsmann Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Nutzer haben eine geringe Suchmaschinenkompetenz,
2. Suchmaschinen besitzen Transparenzmängel,
3. Suchmaschinen haben Defizite im Jugendschutz,
4. externe Manipulation (Spamming) nimmt zu und
5. die Trennung zwischen neutralen und bezahlten Treffern ist mitunter mangelhaft.
Auf Grund dieser Ergebnisse wurde die Gründung einer "Freien Selbstkontrolleinrichtung für Suchmaschinen" gefordert. Die Anbieter sollten einen Verhaltenskodex entwickeln, dem sie sich selbst verpflichtet fühlen. Dieser "Code of Conduct" wurde auf einer Tagung im Frühjahr 2004 in Berlin vorgestellt (epd 37/04). Im Vorfeld der Tagung übernahmen nur wenige Suchmaschinen oder Webkataloge den Verhaltenskodex. Unter anderem auch die größte christliche Suchmaschine mit dem Namen Crossbot. Diese Suchmaschine erschließt den speziellen Bereich aller christlichen Angebote im Internet und wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland betrieben. Seit dieser Tagung ist viel passiert!
Die Suchmaschinen-Anbieter haben ein öffentliches Zeichen gesetzt, dass sie ihre gesellschaftliche Verantwortung bei der Informationsvermittlung im Internet wahrnehmen. Unter dem Dach der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) haben sich die Anbieter in der FSM Suchmaschinen zusammengeschlossen. Die großen Anbieter gehören zu den Gründungsmitgliedern: AOL Deutschland, Google mit dem deutschen Angebot, LYCOS Europe, MSN Deutschland, t-info, T-Online und Yahoo Deutschland.
Selbstverpflichtung
Dass es der FSM gelungen ist, die Anbieter unter ihrem Dach zu sammeln, kann als ein großer Erfolg für die Einrichtung der Selbstkontrolle und für die FSM selbst gewertet werden. Dies ist aber auch ein guter und notwendiger Schritt für mehr Transparenz und Jugendschutz auf dem Suchmaschinenmarkt.
Zusätzlich zu dem allgemeinen Verhaltenskodex der FSM wurde ein eigener Sub-Kodex entwickelt. Dieser Kodex basiert sehr weit auf den Vorschlägen der Bertelsmann Stiftung. Er wurde im Februar dieses Jahres öffentlich vorgestellt. Der gesamte Text des "Code of Conduct" ist im Internetangebot der FSM zu finden.
Zusammenfassend sei gesagt:
1. Die Anbieter verpflichten sich, die Nutzer über die Funktionsweise von Suchmaschinen besser aufzuklären.
2. Es soll beschrieben werden, welche Gründe zum Ausschluss von Internetadressen aus dem Suchindex führen.
3. Bezahlte Einträge werden kenntlich gemacht.
4. Beim Umgang mit Nutzerdaten gilt der Grundsatz der Datensparsamkeit.
5. Bei Verstößen gegen §4 Absatz 1 Jugendmedienschutzstaatsvertrag (absolut unzulässige Inhalte) werden Beschwerden nach einer Vorabprüfung an die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien weitergeleitet.
Verantwortung für Inhalte
Auf drei Punkte soll besonders hingewiesen werden:
1. Es ist umstritten, ob die Suchmaschinen für Suchergebnisse verantwortlich sind. Sind sie doch nicht selbst die Anbieter dieser Inhalte. Lediglich die Informationsvermittlung und die Weiterleitung zu den eigentlichen Anbietern ist ihr Produkt. Dieses wird in der Präambel des "Code of Conduct" vorangestellt. Für diese Vermittlungsfunktion übernehmen die Betreiber nun die Verantwortung. Doch muss die Frage angeschlossen werden, wie weit Trefferlisten selbst als ein inhaltliches Angebot zu werten sind. Denn auch bei Suchrobotern ist nicht einfach nur automatisierte Technik im Spiel.
2. In Kooperation mit der Bundesprüfstelle sollen indizierte Internetangebote, die dort auf der Index-Liste stehen, nicht mehr angezeigt werden. Etwa 1000 Angebote fallen dadurch aus den Suchergebnissen heraus. Positiv ist, dass es damit ein transparentes und rechtsstaatlich angebundenes Verfahren gibt, wie ein Angebot auf die Sperrliste einer Suchmaschine kommt oder wie ein Angebot auch wieder heruntergenommen werden kann. Doch bleibt die Frage, ob es ausreicht, einzig für die "absolut unzulässigen Angebote" eine klare Regelung gefunden zu haben.
3. Bedauerlich ist, dass die Formulierungen im "Code of Conduct" äußerst zurückhaltend sind: Die Unterzeichner "bemühen sich, im Rahmen ihrer Möglichkeiten technische Vorkehrungen zu treffen, die geeignet sind, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor jugendgefährdenden Inhalten zu fördern".
Der Bertelsmann-Vorschlag formulierte hier weitaus kerniger und direkter und brachte die Entwicklung von Familienfiltern ins Spiel. Hier wünschte ich mir einen aktiveren Umgang mit dem Thema, bei dem deutlich wird, dass die Betreiber dies nicht nur tun, um rechtsstaatlichen Regelungen zuvorzukommen. Vielmehr sollte es ihnen ein inneres Anliegen sein. Angesichts der unten vermuteten Suchmaschinennutzung durch Kinder könnten die Betreiber proaktiv handeln: Bestimmte Inhalte würden nur zu bestimmten Zeiten angezeigt. Ergebnislisten zu Suchbegriffen, die besonders von Kindern eingegeben werden, könnten besonders kritisch beobachtet werden.
Jedoch ist das öffentliche Signal zunächst entscheidend, dass sich die Suchmaschinen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind. Dies ist wichtig und positiv. Dass dies unter dem Dach der FSM geschieht, ist ein großer Erfolg für die FSM und ein richtiger Schritt für mehr Transparenz und Kompetenz im Internet. Für die Umsetzung der Verpflichtung braucht es eine geraume Zeit. Aber die Erwartungen an die Betreiber sind hoch. Auf die konkreten Schritte kommt es nun an.
4. Die Suchmaschinenkurse der Kinderangebote
Welche Relevanz hat der "Code of Conduct" für die Kinderangebote? Betrifft er doch zunächst die Erwachsenen-Suchmaschinen. Die Bertelsmann Stiftung hat in ihrer Untersuchung auch Kinder bei der Nutzung der Kinder-Suchmaschine "Blinde Kuh" beobachtet. Dabei zeigte sich ein recht ähnliches Suchverhalten wie bei den Erwachsenen. 70 Prozent aller Suchanfragen bestanden aus einem Wort, jede 10. Suche aus einem ganzen Fragesatz. 76 Prozent der Kinder klickten die Ergebnisse auf der ersten Trefferseite an, weitere 19 Prozent auch Treffer auf der zweiten Seite.
Kinder machten die typischen Fehler wie auch Erwachsene, indem sie z.B. Suchworte falsch schrieben (14 Prozent). Insgesamt halten sich -- so die Beobachtungen -- Kinder länger mit Suchanfragen auf als Erwachsene.
Leider existieren keine aktuellen Daten zu der Frage, wie viele Kinder die Erwachsenen-Suchmaschinen nutzen. Einzig eine Zahl aus dem Jahr 2001 ist belegt: Für Google ist von 510.000 Besuchern unter 16 Jahren die Rede, bei Lycos sind es 350.000 Besucher. Aus Studien ist zwar bekannt, dass Kinder im Wesentlichen eher wenige und die ihnen bekannten Adressen im Internet anwählen. Es kann aber -- gerade für die älteren Kinder -- davon ausgegangen werden, dass der Marktführer Google auch bei ihnen sehr bekannt ist.
Zudem haben vermutlich viele Pädagogen oder gerade die Eltern als erstes Google als Suchmaschine im Kopf und empfehlen sie ihren Kindern als Rechercheinstrument. Auf den Webseiten der "Blinden Kuh" ist genau dieser Zusammenhang zwischen Kinder- und Erwachsenenangeboten zu lesen: Was die Kinder bei der "Blinden Kuh" nicht finden, suchen sie dann eben bei Google.
Kinder von Suchmaschinen überfordert
Die Studien des Deutschen Jugendinstituts kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder mit der Nutzung von Suchmaschinen überfordert sind. Kinder suchen dort häufig nach den Internetadressen, die sie vergessen haben. Die KIM-Studie führt aus (vom Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest regelmäßig erhobene Untersuchung zu Kindern und Medien -- d. Red.), dass Kinder immer häufiger über Suchmaschinen zu den einzelnen Angeboten kommen: Hier wurde eine Steigerung in den Jahren 2002 zu 2003 von 18 auf 25 Prozent sichtbar. Allerdings treffen auch diese Zahlen nicht näher die Unterscheidung zwischen Kinder- und Erwachsenen-Suchmaschinen.
Um die Medienkompetenz im Umgang mit Suchtechnologien bei Kindern zu fördern, haben viele Anbieter Suchmaschinenkurse (Tutorials) entwickelt, in denen Kinder Hintergründe erfahren und ihre eigene Suchstrategie entwickeln können. Eine Durchsicht dieser Tutorials bei einigen großen Kinderseiten und medienpädagogisch ausgerichteten Angeboten im Internet eröffnete einen sehr guten Eindruck. Oftmals wird dieses Thema in gelungener Weise präsentiert. Doch sind einige Details kritisch anzumerken.
1. Leider könnten nicht alle Kindersuchmaschinen den "Code of Conduct" unterschreiben, da nicht alle über ihre Funktionsweise transparent informieren. Das ist sehr erstaunlich.
2. Die einzelnen Tutorials führen auf ganz unterschiedliche Weise an die Thematik heran. Was das eine Angebot in epischer Breite darstellt, bemerkt ein anderes mit äußerst knappen Worte. Hier besteht redaktioneller Optimierungsbedarf.
3. Erstaunlicherweise erklären nur sehr wenige Angebote den Begriff der "Linkpopularität". Die Linkpopularität gehört mit zu den wichtigsten Kriterien, warum Internetangebote in Suchmaschinen, speziell bei Google, auf den ersten Plätzen gelistet werden. Je mehr Links auf eine Seite zeigen, desto wichtiger scheint der Suchmaschine diese Seite zu sein. Ein sehr interessantes Detail ist in diesem Zusammenhang die redaktionelle Gestaltung der Linktexte. Ist ein gesuchter Begriff in einem Linktext und in der Internetadresse enthalten, so stehen die Chancen auf einen guten Listenplatz deutlich besser. Warum sollte man diese Zusammenhänge nicht auch den Kindern erklären?
4. Haben sich die Betreiber einem Verhaltenskodex verpflichtet, so sollte dies in angemessener Weise auch Eingang in die Tutorials finden. Den Kindern sollte die Idee der freiwilligen Selbstkontrolle erklärt werden.
5. Gerade auch die Vielfalt der Suchmaschinenlandschaft und die Perspektive, dass auch Suchmaschinen nicht alles wissen, sollte in die Tutorials mit aufgenommen werden.
Tutorials bedürfen einer stetigen Überarbeitung. So können Kinder die notwendige Medienkompetenz entwickeln für den Zeitpunkt, wenn sie von einer Kinder-Suchmaschine regelmäßig auf eine Erwachsenen-Suchmaschinen umsteigen.
Spezielle Links für Kinder
Zusammenfassend: Ich freue mich sehr, dass in dieser "Zukunftswerkstatt 2" eine Erwachsenen-Suchmaschine und eine Kinder-Suchmaschine (Microsoft und die Blinde Kuh) - vielleicht nicht am einem Tisch sitzen, aber doch auf dem gleichen Podium sprechen. Wir brauchen kreative Ideen. Warum sollte z.B. nicht -- fußend auf den Erfahrungen der Kinderangebote -- am Tage in den Erwachsenen-Suchmaschinen bei bestimmten Suchbegriffen, die Kindern besonders wichtig sind, ein eigener Kinderlink eingeblendet werden?
Entwickelten sich Perspektiven oder Kooperationen in diese Richtung, so wäre diese Zukunftswerkstatt nicht umsonst. Dann könnten alle besseren Gewissens das Internet als ein Medium beschreiben, das dem Leben von Erwachsenen und von Kindern wirklich nützt - eben lebensdienlich ist. Nicht dass es wieder dazu kommt, dass dem Marktführer quasi religiöse Qualitäten zugeschrieben werden. Die Überschrift aus dem "journalist" kann man wohl getrost als Satire bezeichnen.