Ansprache bei der WebFish-Preisverleihung, Dresden, Christi Himmelfahrt

Ulrich Fischer

- Es gilt das gesprochene Wort. -

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe WebFish-Preisträger 2011,

haben Sie vorhin auch das heutige Twittagsgebet gelesen? Diesen geistlichen Impuls in 140 Zeichen, der seit kurzem alltäglich durch das Netz zwitschert? Als kleine Auszeit, Unterbrechung, Lebensmittel, Lichtblick... -

"Einmal kurz die Augen schließen und die Seele öffnen: Schon schmeckt es ein wenig nach Deinem Himmel, Gott. Danke!"

Es hat sich viel geändert im Internet, seitdem die Evangelische Kirche in Deutschland und ihr Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik vor fünfzehn Jahren das erste Mal einen Preis für herausragende christliche Internet-Seiten verliehen hat. Nahezu drei von vier Bürgern über 14 Jahren sind mittlerweile „drin“ und nutzen in der einen oder anderen Weise das Internet. Dabei ist das Netz in den vergangenen Jahren kommunikativer und mobiler geworden. Als Nutzer brauche ich immer weniger Technik-KnowHow und kann fast immer und überall online sein.

Das macht sich auch hier in Dresden bemerkbar: Nicht mehr nur die großen Medien berichten vom Kirchentag. Per Smartphone und Laptop halten Teilnehmerinnen und Teilnehmer Menschen auf der ganzen Welt auf dem Laufenden – schicken Bilder vom Abend der Begegnung um die Welt, bloggen über die heutige Bibelarbeit oder twittern eben live von der WebFish-Preisverleihung auf der EKD-Medienmeile.

Diese Veränderungen wurden auch bei den eingereichten Internet-Angeboten für den WebFish 2011 deutlich. Über 100 christliche Internetprojekte – von Gemeinden, Werken, privaten Initiativen und Einzelpersonen – haben sich beworben. Eine Jury mit neun Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kirche, Medien und Design hat auf der Grundlage der Auswahlkriterien zu Informationsgehalt, Gestaltung und technische Realisierung zehn Webangebote nominiert. Rund 4.300 Online-User beteiligten sich an der Online-Abstimmung und ergänzten so die Entscheidungsfindung der Jury.

Spannend war für mich das Ergebnis: Aus den zehn Angeboten schafften es drei Projekte auf’s Treppchen, die zwar auf den ersten Blick ganz unterschiedlich sind, doch auch vieles gemeinsam haben:

Alle drei Projekte haben einen hohen „Nutzwert“, wie das neudeutsch gerne heißt. Und sie schaffen es, die scheinbare Grenze zwischen dem Internet und der „realen Welt“ zu überbrücken. Auch daran wird deutlich, dass das Netz keine „virtuelle Welt“ neben dieser ist, sondern Teil unseres Alltags.

Die Jury hat sich außerdem dafür entschieden, auch in diesem Jahr einen Förderpreis zu vergeben. Möglich macht das die Evangelische Kreditgenossenschaft EKK, die wieder das Sponsoring für den WebFish Förderpreis übernommen hat.

Womit wir bei den Preisträgern 2011 angelangt wären:

Da ist zunächst der WebFish Förderpreis für ein Angebot, das mir selbst besonders am Herzen liegt. Es geht um die Internet-Seite kindergebete.de.

Die gute Seele hinter diesem kleinen Projekt, Marie-Luise Ludewig, kann heute leider nicht bei uns sein. Sie wird von ihrer Cousine dankenswerterweise vertreten.

Marie-Luise Ludewig, Mutter von fünf Töchtern und sieben Enkelkindern, hat auf ihrer Seite ganz verschiedene klassische Gebete für Kinder zusammengetragen. Das Angebot enthält Gebete in leicht einprägsamer Reimform, kurze Liedverse, aber auch „Klassiker“ wie Luthers Abend- und Morgensegen oder Psalm 23.

Und wer sich nicht mehr ganz an Text und Melodie von „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“ erinnert, lässt sich das Lied einfach vorsingen: Denn Marie-Luise Ludewig präsentiert einige Lieder auch zum Nachhören – gesunden von einer ihrer Töchter.

Die Jury ist beeindruckt von dem privaten Engagement der Detmolderin für das alltägliche Gebet. Auf kindergebete.de gibt sie eine überschaubare Auswahl an Vorschlägen für die unterschiedlichen Situationen im Leben. Und so kann dieses Angebot Eltern helfen, mit ihren Kindern und für sie zu beten – im Vertrauen darauf, dass auch Gott ihnen Spielräume des Lebens eröffnet.

Herzlichen Glückwunsch zu diesem wichtigen Angebot.

Den WebFish in Bronze hat ein ganz andersartiges Angebot gewonnen: Das Portal evangelische-beratung.info des Diakonischen Werks der EKD. Also kein kleines Projekt einer engagierten Christin, sondern ein Mammutvorhaben eines unserer großen evangelischen Werke. Und ein Internet-Projekt, dass sich weniger an die Menschen in ihrem Alltag wendet, als an Menschen in Krisensituationen des Lebens.
Mit evangelische-beratung.info ist ein Portal entstanden, dass es Menschen ermöglicht, bundesweit Beratungsstellen in ihrer Nähe zu finden. Rund 2000 sind es insgesamt: spezialisiert auf Schulderberatung oder Eheberatung, Suchtberatung oder Kurberatung für Mütter und Väter. Darüber hinaus bietet das Portal ein Online-System zur vertraulichen Beratung und Seelsorge über das Internet.

Den Menschen, die dieses Angebot entwickelt haben, ist es gelungen, ein wirklich nützliches bundesweites Internet-Angebot für die Beratungsstellen von Kirche und Diakonie zu errichten. Nutzerinnen und Nutzer schaffen mit wenigen Klicks den ersten Schritt: Sie können schnell und einfach kompetente Ansprechpersonen finden, die bei Problemen und in Lebenskrisen professionell begleiten und beraten. Und das online über sichere Kommunikationswege im Internet oder offline und ganz klassisch von Angesicht zu Angesicht. Das hat Jury sowie Nutzerinnen und Nutzer überzeugt.

Herzlichen Glückwunsch zum WebFish in Bronze!

Auch der WebFish in Silber geht in diesem Jahr an ein Internet-Angebot einer großen Institution in der EKD: Jury und Online-Community haben nordelbien.de, das Internet-Angebot der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche auf Platz zwei gewählt.

Das Team ist hinter nordelbien.de ist aus gutem Grund stolz darauf, dass die friesischen Möwen auf ihrer Homepage den silbernen WebFish geangelt haben. Auch die Jury beeindruckte unter anderem die mutige Bildsprache dieser Seite. Insgesamt ist es gelungen, die Vielzahl der unterschiedlichen Informationen und Angebote auf nordelbien.de zu präsentieren. Das reicht von Nachrichten aus der Landeskirche über kirchliche Hintergrundinformationen bis zu Serviceangeboten wie dem Veranstaltungskalender und dem Nordelbischen Adresswerk. Zudem werden Glaubensthemen aufgegriffen.Es ist ermutigend zu sehen, dass eine Landeskirche auf einem so erfolgreichen Weg ist, das Internet als kommunikatives Instrument bei den Herausforderungen und Chancen des Kircheseins einzusetzen.
In den kommenden Jahren steht Ihnen zudem noch eine ganz besondere Herausforderung bevor. Denn Ihre nordelbische Kirche befindet sich ja in einem Fusionsprozess mit den beiden benachbarten Landeskirchen im Norden. Gemeinsam sind Sie auf dem Weg mit der mecklenburgischen und der pommerschen Kirche. Möge auch das Portal der neuen Kirche im Norden so erfolgreich sein. Aber zunächst einmal:
Herzlichen Glückwunsch zum WebFish in Silber!

Was nordelbien.de noch bevorsteht, haben die Gewinner des goldenen WebFishs 2011 bereits geschafft: Auf der Internet-Seite triangelis.de präsentiert sich das evangelische Leben der im Rheingau gelegenen Orte Eltville-Erbach-Kiedrich. Das Kunstwort „Triangelis“ steht hierbei für das Gemeinsame und Verbindende der drei Standorte dieser Evangelischen Kirchengemeinde. Seit Anfang des Jahres ist es sogar offizieller Bestandteil des Gemeindenamens.

Die Gemeinde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gibt auf triangelis.de einen erfrischenden Einblick in ihren vielfältigen und bunten Alltag. Dazu gehört natürlich auch die Aufgabe, die Identität der Gemeinde insgesamt zu stärken und zugleich die spezifischen Profile an den drei Standorten auszubauen. Auf triangelis.de wird dies doppelte Anliegen deutlich – und erfolgreich berücksichtigt. Die Adressdaten, Newsletter und ein digitaler Kummerkasten ermöglichen zudem die Kontaktaufnahme über das Internet.
Diese konzeptionelle Einbindung des Internets in den Aufbau und die Entwicklung der Gemeinde zeichnet dieses Angebot aus Sicht der Jury aus. Und auch die Nutzerinnen und Nutzer sind von der Internetseite Ihrer „Evangelische Kirchengemeinde TRIANGELIS Eltville-Erbach-Kiedrich“ überzeugt.

Herzlichen Glückwunsch zum WebFish in Gold!

Kein Medium ist vermutlich so schnelllebig wie das Internet. Für die diesjährigen WebFish-Gewinnerinnen und Gewinner heißt das: Dranbleiben und die ausgezeichnete Arbeit, die bisher so erfolgreich war, fortsetzen.

Für uns als Nutzerinnen und Nutzer bedeutet dies: Wir dürfen neugierig bleiben auf weitere spannende, nützliche und herausragende christliche Internet-Angebote, dies sich der Verkündigung des Evangeliums und der gemeinsamen Glaubenspraxis widmen. Und vielleicht ist unter diesen Angeboten auch ein ganz neues, das sich vielleicht in Zukunft den WebFish angeln wird.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

- Es gilt das gesprochene Wort. -