"200 Jahre Deutsche Bibelgesellschaft"

Grußwort zur Präsentation des Sonderpostwertzeichens

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie wissen, hat das Kölner Landgericht seinem Urteil vom 7. Mai zufolge die religiös begründete Beschneidung als eine strafbare Körperverletzung gewertet. Dieses Urteil hat eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Der Deutsche Bundestag hat sich bereits mit der Thematik befasst und wird dies auch weiter tun. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland hat das Kölner Urteil kritisiert und angemahnt, dass eine jahrtausendalte religiöse Tradition geachtet werden muss. Wir haben in der Debatte unterstrichen, dass die Religionsfreiheit und das elterliche Erziehungs- und Personensorgerecht mit dem Recht der körperlichen Unversehrtheit in angemessener Weise abzuwägen sind.

Dass ich mit diesen für den heutigen Tag zunächst ungewöhnlich klingenden Anmerkungen beginne, hat – Sie ahnen es - seinen Grund: Vor wenigen Tagen wurde ich darauf angesprochen, ob nun die evangelische Kirche aus aktuellem Anlass gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finanzen und der Deutschen Bibelgesellschaft flugs ein Sonderpostwertzeichen zur Beschneidung herausgebe. In der Tat kann das Motiv der sehr schönen Briefmarke zu solchen Spekulationen verleiten. Denn der auf dem Postwertzeichen abgedruckte biblische Text aus dem Evangelium nach Lukas weist auf die Beschneidung Jesu am achten Tage nach seiner Geburt hin.

Ein Zufall? Eine Fügung? Auf jeden Fall ist hier und heute festzustellen, dass das Briefmarkenmotiv mit der Textpassage über die Beschneidung Jesu lange vor der kürzlich entzündeten Debatte ausgewählt wurde und die Marke ausschließlich dem herausragenden Jubiläum der Deutschen Bibelgesellschaft gilt, zu dem ich mit großer Freude die herzlichen Grüße der Evangelischen Kirche in Deutschland überbringe. Ich freue mich, dass auch ein Mitglied des Rates der EKD heute unter uns ist, Frau Tabea Dölker.

Als es im Rat der EKD darum ging, für das Jahr 2012 dem Programmbeirat einen Vorschlag für ein Sonderpostwertzeichen aus dem kirchlichen Bereich zu unterbreiten, war die Konkurrenz für die Deutsche Bibelanstalt groß. Es galt, sich gegen solche gewichtige Motive wie "800 Jahre Thomanerchor Leipzig", das Thema "Reformation und Musik" oder "150 Jahre Evangelische Marktkirche zu Wiesbaden" durchzusetzen, um nur ein paar wenige Konkurrenten zu benennen.

Die Anregung der Deutschen Bibelgesellschaft, eine Briefmarke zum 200. Jubiläum herauszugeben, und die Empfehlung des Rates der EKD wurden dann schließlich auch vom Programmbeirat im Finanzministerium mitgetragen und vom Bundesminister aufgegriffen, wofür wir dankbar sind.

Das 200. Jubiläumsjahr der Deutschen Bibelgesellschaft stellt für die gesamte Evangelische Kirche in Deutschland, ja für ganz Deutschland, ein wichtiges Ereignis dar. Und das nicht nur, weil die Lutherbibel, die "Nummer 1" unter den Bibeln im deutschsprachigen Raum, im Auftrag der EKD durch die Bibelanstalt herausgegeben wird. Weit über die Grenzen Stuttgarts hinaus und in ökumenischer Verbundenheit mit vielen Freikirchen wird durch die Deutsche Bibelanstalt dieser wichtige, fach- und sachkundige und vor allem segensreiche Dienst an und mit der Heiligen Schrift getan.

Mir ist dabei aufgefallen, dass die Deutsche Bibelgesellschaft uns das Wort Gottes durch interessante unterschiedliche "Produkte" nahe bringt. Da ist neben der Lutherbibel die „Gute Nachricht“-Bibel, in zeitgemäßer und zuverlässiger Übersetzung, da ist die BasisBibel: urtextnah, lesefreundlich und crossmedial, zu Recht ausgezeichnet mit dem würdigen Kunstpreis der silbernen Nägel des Art Directors Club für Deutschland für ihr spektakulär schönes Design, da ist die Neue Genfer Übersetzung und die vielen anderen auch fremdsprachigen Übersetzungen.

All dies lässt mich an eine Szene aus dem sehenswerten Lutherfilm aus dem Jahr 2003 denken, mit Joseph Fiennes als Martin Luther und Sir Peter Ustinov als Friedrich dem Weisen: In diesem Kinofilm konnte es Friedrich der Weise nicht erwarten, endlich das Wort Gottes, übersetzt in Deutsche, damit auch einfache Menschen das Wort Gottes lesen und verstehen können, in Händen zu halten. Er wusste: Dies wird nicht nur sein eigenes Leben sondern das ganze Land verändern.

Das ist mein Wunsch zum Jubiläum und zur heutigen Briefmarkenübergabe, dass Menschen durch die Arbeit der Bibelgesellschaft immer wieder neu an das Wort Gottes herangeführt werden, zu ihrem persönlichen Segen und zum Segen unseres ganzen Landes.

Und dem Sonderpostwertzeichen "200 Jahre Deutsche Bibelgesellschaft" gebe ich mit auf den Weg, dass es ihm als kleiner Botschafter in unserem Land und darüber hinaus gelingt, auf seine Weise auf das Evangelium, die gute Botschaft unseres Herrn und Heilandes hinzuweisen. Darum: Kaufen Sie diese Marke fleißig und nehmen Sie dadurch teil an dieser besonders schönen und wichtigen Mission.
Ich danke Ihnen.