Demokratie zwischen Kirche und Marine

Militärbischof Rink betont Unabhängigkeit der Militärseelsorge

Militärbischof Sigurd Rink hat bei der Ausstellung  „Mit Schwert und Talar. Drei Pastoren zwischen Kirche und Marine“ die Unabhängigkeit der Militärseelsorge hervorgehoben. Im Deutschen Marinemuseum sagte der evangelische Bischof für die Soldaten in der Bundeswehr, die Kirche wolle kritischer Partner sein, denn Claqueure im Betrieb der Streitkräfte brauche es nicht.

Ausstellung „Mit Schwert und Talar“
Militärbischof Sigurd Rink (4.v.r.) hat die Sonderausstellung „Mit Schwert und Talar. Drei Pastoren zwischen Kirche und Marine“ besucht.

Rink sprach damit zugleich die schlimmen Erfahrungen aus der Wehrmacht des Nationalsozialismus mit Kadavergehorsam und militärischer Hierarchie an, die die Gräueltaten des verbrecherischen Regimes erst ermöglicht hätten. Als kritisch wertet Rink auch weiter zurückliegende Zeiten, in denen preußischen Infanterieoffizieren nahe gelegt wurde, einen Soldaten, der nicht spure, zum Pfarrer zu schicken.

Heute gebe es mit der Inneren Führung ein Instrument, das gerade in einer Einsatzarmee wie die Bundeswehr kultiviert werden müsse. Urteilsvermögen und gegenseitigen Austausch, kritisch-konstruktives Mitdenken und Mut könnten damit gestärkt werden. „Der Ernstfall ethischer Bildung liegt vor jedem Einsatz“, äußerte Rink. Die kirchliche Arbeit sorgt vor allem dafür, dass Menschen innerlich gestärkt und ermutigt ihren Weg gehen können und kritisch, engagiert wie loyal Verantwortung übernehmen, so der EKD-Bischof für die Soldaten zu den demokratischen Tugenden.

In der Teilstreitkraft Marine sind die Belastungen besonders hoch

Eine wichtige Rolle, so Rink, spielt nach wie vor der 1957 zwischen der EKD und der Bundesrepublik geschlossene Militärseelsorgevertrag, der der Kirche Freiheit in einem besonderen Handlungsfeld garantiert und es möglich macht, Menschen nahe zu kommen, die im Auftrag der Demokratie einen schwierigen und elementar wichtigen Dienst erfüllen.

In der Teilstreitkraft Marine sind die Belastungen für die Soldatinnen und Soldaten besonders hoch, denn das Personal ist mit knapp 17 Prozent in allen Einsätzen der Bundeswehr vertreten, zählt aber nur 16.000 Mann von insgesamt 178.000 Soldaten.  Die Marinegeistlichen selbst waren 2016  insgesamt 644 Tage auf See, was einer Abwesenheit von Zuhause und Familie von drei Monaten im Jahr entspricht. Ökumene wird schon allein dadurch gelebt, dass sich katholische und evangelische Geistliche in der Begleitung auf den Schiffen abwechseln.

„Zukunftslabor der Kirche“

Der Militärbischof Sigurd Rink nannte die Seelsorge in der Marine – in Wilhelmshaven sind derzeit mit Christoph Sommer und Ekkehart Woykos zwei evangelische Marinepfarrer tätig, eine dritte Stelle ist vakant – ein „Zukunftslabor der Kirche, denn hier sind wir bereits mit einer post-volkskirchlichen Realität konfrontiert, die zivile Kirchengemeinden vermutlich erst in Jahren treffen.“ Jenseits traditioneller Arbeitsweisen gelte es mit dem Evangelium Menschen nahe zu kommen, sie zu stärken und zu trösten. 

Die Ausstellung  „Mit Schwert und Talar“ zeigt drei Pastoren aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die der Marine besonders verbunden waren: Die Wilhelmshavener Garnisonkirchenpfarrer Friedrich Ronneberger und Ludwig Müller, der spätere Reichsbischof   und den U-Bootkommandanten Martin Niemöller, der nach dem Zweiten Weltkrieg erster Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wurde.

Roger Töpelmann (Militärseelsorge)


Die Sonderausstellung „Mit Schwert und Talar. Drei Pastoren zwischen Kirche und Marine“ ist noch bis zum 31.10. 2017 geöffnet.