Reformkatholik statt Kirchenspalter

Ausstellung in der Abtei Maria Laach zeigt Mönchstradition Luthers

Der Katholik Martin Luther machte sich für Reformen in seiner Kirche stark, sagt der Benediktinerpater Augustus Sander. Erst nach dessen Tod sei es zur Spaltung gekommen. Eine Ausstellung zeigt nun, wie Luthers Zeit als Mönch sein Werk beeinflusste.

Ausstellung 'Luther in Laach'
Der Benediktinerpater Augustinus Sander (M.) ist katholischer Lutherexperte und betont: "Luther war ein Mönch".

Pater Augustinus Sander fuchst es, dass eine wichtige Seite des Reformators Martin Luther in der Forschung und von dessen Anhängern gerne ausgeblendet wird. „Er war ein Mönch“, erinnert der Benediktinermönch und katholische Lutherexperte. Gemeinsam mit dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz in Koblenz hat er in der Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel eine bemerkenswerte Ausstellung erarbeitet. Sie zeigt, wie Luthers 20-jährige Zeit als Ordensmann sein Denken und seine Lehre tief geprägt hat. „Luther war in der monastischen Tradition verwurzelt“, sagt Sander. „Er war kein Kirchenspalter, sondern ein ‚Reformkatholik‘.“

„Luther in Laach“ heißt die Ausstellung in der historischen Jesuitenbibliothek der Abtei, die dort bis Ende August gezeigt wird. Bald geht die Schau auf Wanderschaft: Vom 21. September an ist sie in der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz und ab dem 14. Dezember in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin zu sehen. Vom 20. Februar 2018 an kommt sie schließlich in die Pfälzische Landesbibliothek nach Speyer. Der frühere Augustinermönch sei nie selbst in der Abtei Maria Laach gewesen, erklärt Sander. Zum vehementen „Anti-Katholiken“, als der er gemeinhin gilt, habe ihn erst die Nachwelt gemacht.

„Ein Lutherbild zeigen, das aus dem Rahmen fällt“

Die Ausstellung mit Schriften Luthers, aber auch seiner Verteidiger und Gegner aus mehreren Jahrhunderten, wolle „ein Lutherbild zeigen, das aus dem Rahmen fällt“, sagt die Leiterin des Landesbibliothekszentrums, Annette Gerlach. Ziel sei es, einen kritischen Impuls zum 500. Reformationsjubiläum zu geben: Luther dürfe weder konfessionell isoliert noch oberflächlich oder verklärt betrachtet werden. Pater Augustinus Sander ergänzt: „Wir missinterpretieren Luther und instrumentalisieren ihn kirchlich.“

Auf katholischer Seite werde Luther noch immer als Spalter der kirchlichen Einheit wahrgenommen. Die Protestanten blendeten gerne 1.500 Jahre Kirchengeschichte vor Luther aus. Sie ignorierten seine vorreformatorischen geistlichen Quellen, aus denen er schöpfte und auf die er sich auch berief, kritisiert Sander. Spannungsreich, widersprüchlich und verwirrend sei es, dass der Wittenberger Theologieprofessor zugleich Reformer und Katholik gewesen sei. In all seinen Lebensphasen habe er sowohl katholische als auch reformerische Positionen vertreten.

Als Ordensmann habe Luther den Namen des großen Kirchenvaters Augustinus (354-430) angenommen, was für ihn auch theologisches Programm gewesen sei, sagt Sander. So gehe seine Rechtfertigungslehre im Kern auf Augustinus zurück. In der klösterlichen „Augustinusregel“ heißt es, dass der Mensch im Glauben schon jetzt die Liebe Gottes besitzt. Später kritisierte Luther das kirchliche Dogma der „Werkgerechtigkeit“, wonach der Mensch sich die göttliche Liebe und Gnade durch seine „Werke“ erst verdienen müsse.

Im Herzen ein Ordensmann

Auch die Kreuzestheologie des katholischen Heiligen und Zisterziensermönches Bernhard von Clairvaux (1090/91-1153) habe Luther geprägt, sagt Sander. Clairvaux zufolge führt einzig die Hinwendung zum Kreuz, zum menschgewordenen und leidenden Christus, zu Gotterkenntnis und Heil.

Von dem Kreuzzugsprediger und Mystiker habe Luther gelernt, dass Gott nicht nur einigen Menschen, sondern allen Menschen die Sünden vergebe und ewiges Heil zusage. In einer Predigt Bernhards heißt es: „Umsonst wird der Mensch gerechtfertigt durch den Glauben.“ Luther schrieb fast 400 Jahre später, im Jahr 1525: „Ich schätze den heiligen Bernhard höher als alle Mönche und Geistlichen auf Erden. Seinesgleichen habe ich weder gehört noch gelesen.“

Zwar hatte Luther ein Jahr zuvor,1524, sein klösterliches Gewand abgelegt. Doch sei er im Herzen ein Ordensmann geblieben, sagt Sander. Zu Lebzeiten Luthers wäre eine Kirchenspaltung wohl abzuwenden gewesen, glaubt er. Ein unverstellter Blick auf den vielschichtigen Luther könne neue Perspektiven für die Ökumene eröffnen. Die Zukunft der Kirche liege in einem „transkonfessionellen“ Christentum, das das Gemeinsame sehe und Grenzen überschreite, sagt der Benediktinerpater.

Alexander Lang (epd)


Die Benediktinerabtei Maria Laach kann wegen starker Nachfrage keine weiteren Anmeldungen für Besuche und Führungen für die Ausstellung „Luther in Laach“ mehr annehmen. Weitere Ausstellungsorte sind: Rheinische Landesbibliothek in Koblenz, 21. September bis 30. Oktober. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin, 14. Dezember 2017 bis 5. Januar 2018. Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, 20. Februar 2018 bis 31. März 2018. Zur Ausstellung ist der Katalog „Luther in Laach“ erschienen.