Zweistimmig: Neue Doppelspitze beim Evangelischen Posaunendienst in Deutschland

Altbischof Ulrich Fischer und Pfarrer Rolf Bareis leiten den Verband der evangelischen Posaunenchöre

Die Spitze des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland (EPiD) ist neu aufgestellt. Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche des Johannesstiftes in Berlin-Spandau sind Pfarrer Rolf Bareis als Leitender Obmann und Altbischof Ulrich Fischer als Erster Vorsitzender eingeführt worden.

Menschen spielen Posaunen
Gehören zur evangelischen Tradition: Posauenchöre.

Sie stehen neuerdings zusammen an der Spitze des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland (EPiD). Welches Instrument spielen Sie selbst und wie sind Sie zu den Blechbläsern gekommen?

Ulrich Fischer: Eigentlich habe ich als Konfirmand Flügelhorn gelernt. Bis zum Ende der Wehrdienstzeit habe ich im Posaunenchor gespielt. Ich weiß noch, auf dem Kirchentag 1969 war mein letzter Einsatz, ehe ich im Studium erst mal eine Pause eingelegt habe. Als Gemeindepfarrer habe ich dann selbst einen Posaunenchor gegründet, bei dieser Gelegenheit bin ich dann zur Posaune gewechselt Damals war die ganze Familie dabei: auch meine Frau und unsere drei Töchter. Mittlerweile spiele ich nur noch bei einzelnen Anlässen, im Weihnachtsgottesdienst oder zur EKD-Synode – da war ich beim Bläserchor von Anfang an dabei.

Rolf Bareis: Ich spiele Trompete – seit der vierten Klasse bei den Jungbläsern und seither eigentlich durchgängig aktiv. Doch, einmal gab es vier Jahre Pause, als ich Pfarrer in Russland war. Aber ansonsten habe ich alles gemacht: Ich war Jungbläserleiter, Chorleiter, habe in einer Jazzrockband und im Orchester gespielt und im Studium mit der Musik Geld verdient.

Welche Aufgaben warten nun auf Sie im neuen Amt?

Bareis: Mit der Doppelspitze sind jetzt die beiden Ämter des Leitenden Obmanns und des Ersten Vorsitzenden getrennt besetzt, so schreibt es das Vereinsrecht auch vor. Bei mir als Leitendem Obmann liegen mehr die Aufgaben des Repräsentierens und der Vernetzung. Ich werde die Kontakte halten in die 28 Posaunenwerke und Verbände, die wir vertreten. Da sind alle dabei: die Freikirchen und die Siebenten-Tags-Adventisten, die Methodisten, aber auch die Reformierten und die Lutheraner. – Das ist ja das Faszinierende: Bei den Bläsern treffen sich Kirchen, die sonst keine Gemeinschaft haben. Das ist evangelische Ökumene!

Fischer: Die Doppelspitze, die wir jetzt haben, muss sicher erst geübt werden. Fest steht, dass ich als Erster Vorsitzender des Verbands die Vorstandssitzungen leite, dafür die Agenda verantworte und einmal jährlich den Posaunenrat einberufen werde. Das ist die Delegiertenversammlung der Landesposaunenwerke und Verbände. Zu Großereignissen werde ich sicher auch mitwirken aber das ist alles noch in der Planung.

Die Posaunenchöre haben eine lange Tradition: Die Anfänge liegen in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts, man verstand sich als Dienstgemeinschaft. Was begeistert heute junge Menschen, die sich den evangelischen Blechbläsern anschließen?

Fischer: Zum einen reizt das Musikalische, zum anderen ist es die gute Gemeinschaft. Das ist wirklich einer der wenigen Arbeitsbereiche, der generationsübergreifend gut funktioniert. Da spielt der Großvater mit dem Enkel!

Bareis: Von acht bis 88, aus allen sozialen Schichten, mit unterschiedlichen Bildungsgeschichten, alle zusammen! Mittlerweile haben wir auch etwa 40 Prozent Frauen in den Chören. Natürlich ist es auch schwieriger geworden mit dem Nachwuchs, aber nicht so sehr wie bei anderen Verbänden. Das ist ein sehr stabiles Gebilde! Und der Anteil der Aktiven, die sich für die Arbeit mobilisieren lassen, ist extrem hoch. Zum Deutschen Evangelischen Posaunentag in Dresden 2016 erwarten wir 20.000 Teilnehmer – das sind fast 20 Prozent der Aktiven!

Das wäre die nächste Frage: Welche großen Termine stehen für den Verband als nächstes auf dem Programm?

Bareis: Da kommen für uns dicke Jahre. 2016 gibt es den Deutschen Evangelischen Posaunentag in Dresden – das größte Posaunenchortreffen der Welt – damit werden wir die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum eröffnen. Und weiter sind wir mit einem Bläserfest in Leipzig, beim Kirchentag in Berlin und beim Großgottesdienst zum Reformationsjubiläum am 28. Mai in Wittenberg dabei .

Fischer: Diese Auftritte werden uns sehr beschäftigen, da bin ich mir sicher. Und 2019 steht dann das eigene Jubiläum ins Haus: 25 Jahre EPiD. 1994 gegründet, war der Verband ja damals eine Frucht der Wiedervereinigung.

Und was sind Ihre Anliegen für die weitere Zukunft des EPiD?

Bareis: Wir wollen uns dafür einsetzen, dass wir noch stärker als große Familie zusammenwachsen. Nach außen wollen wir die Posaunenarbeit bekannter machen: Vielen ist gar nicht bewusst, was wir an den Posaunenchören haben! Daher wollen wir die evangelischen Posaunenchöre zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands erklären lassen. So etwas gibt es sonst nirgends auf der Welt!

Fragen: Kathrin Althans

Dr. Ulrich Fischer war von 1998-2014 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden. Seit März dieses Jahres hat er das Amt des Ersten Vorsitzenden des EPiD als Ehrenamt übernommen.

Rolf Bareis ist Gemeindepfarrer in Brenz-Bergenweiler (Württemberg) und hat bereits im September 2014 die halbe Stelle als Leitender Obmann des EPiD angetreten.

Website des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland
Der 1994 in Bielefeld-Bethel gegründete Evangelische Posaunendienst in Deutschland (EPiD) e.V. ist der Dachverband aller in der Posaunenarbeit tätigen Werke und Verbände der evangelischen Landes- und Freikirchen. In dem Dachverband sind rund 110.000 Bläser aus etwa 6.500 Posaunenchören zusammengeschlossen. Ein Schwerpunkt in der Arbeit ist die Organisation der musikalischen Unterstützung der Deutschen Evangelischen Kirchentage.