„In Rom ist die Ökumene lebendig“

Die stellvertretende Ratsvorsitzende Annette Kurschus trifft bei ihrem Besuch auch Papst Franziskus

Ganz im Zeichen der Ökumene stand die Begegnung von Papst Franziskus und Präses Annette Kurschus. Dabei sprach Franziskus davon, „unsere Gemeinschaft zu vertiefen und ihr eine immer sichtbarere Form zu geben“. Kurschuss eröffnete die römische Etappe des zum 500. Reformationsjubiläum veranstalteten Stationenwegs und feierte einen ökumensichen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Gemeinde der Stadt.

Papst Franziskus empfängt Präses Annette Kurschus
Papst Franziskus empfängt Präses Annette Kurschus im Vatikan.

Wie haben Sie als evangelische Theologin die Generalaudienz bei Papst Franziskus erlebt?

Annette Kurschus: Bemerkenswert war für mich, was für eine herzliche Menschenliebe Papst Franziskus ausstrahlt. Wenn er sich durch die Menschenmenge bewegt, schaut er wirklich die Menschen an und kümmert sich vorwiegend um die Kinder. In einer kurzen Begegnung habe ich ihm gesagt, dass mich seine biblische Auslegung zum Propheten Jona berührt hat. Darauf sagte er: „Bete für mich – ich brauche das.“ Das fand ich schön, dass er als Papst sagt, ich brauche auch das Gebet von anderen. Das ist sehr glaubwürdig.

Was bedeutet es für Sie, in der katholisch geprägten Stadt Rom bei der Eröffnung des Europäischen Stationenweges auf den Reformator Luther hinzuweisen?

Kurschus: Das ist sicher eine ganz besondere Etappe auf dem Stationenweg. Für mich ist es eine besondere Erfahrung, dass Rom eine konfessionell sehr weit gespannte Stadt ist. Rom als Welthauptstadt des Katholizismus hat ja durchaus auch viele protestantische Traditionen. Wir haben die Waldenser besucht, wir sind in der evangelisch-lutherischen Gemeinde zu Gast. Rom ist eine Stadt, wo Ökumene lebendig ist. 

Welche Beziehung hat Martin Luther zu Rom gehabt?

Kurschus: Luther ist einmal hier gewesen – im Jahr 1510 oder 1511 und hat im Nachhinein sehr kritisch von der Romreise gesprochen. Er ist auch nicht als Protestant nach Rom gefahren, sondern als katholischer Mönch. Er hat selber beschrieben, wie er die heilige Treppe hochgekrochen ist, um Ablass für sich und seine verstorbenen Verwandten zu erlangen. Das ist ihm im Nachhinein merkwürdig vorgekommen. Es mag sein, dass es auch für Luther eine besondere Station darstellte, obwohl es nur eine kurze Episode war.

Interview: Holger Spierig