Lob und Kritik für Lutherstück in Bad Hersfeld

Probenfoto zum Lutherstück, Bad Hersfeld
Probenfoto mit Luther-Darsteller Christian Nickel (M.).

Bad Hersfeld/Kassel (epd). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, hat Dieter Wedels Lutherstück als „interessanten Beitrag zum Reformationsjahr“ bezeichnet. Das Stück „Martin Luther – Der Anschlag“, das am 23. Juni bei den Bad Hersfelder Festspielen Premiere hatte, biete einen hochdifferenzierten Zugang zum Reformator, setze allerdings viele Vorkenntnisse voraus, sagte Hein dem Evangelischer Pressedienst. Wedel zeige im Stück einen zwanghaften Luther, dessen theologische Anliegen eher in den Hintergrund träten „Ich hätte mir mehr von Luthers Freiheitspathos in dem Stück gewünscht“, sagte Hein.

Am Ende des Stückes sei nicht so recht zu erkennen, wohin das Ganze führen solle, sagte der Bischof. Luther für alles in der Welt verantwortlich zu machen, sei unprotestantisch. Aber es gebe nie nur eine Ursache für Fehlentwicklungen. Luthers abfällige Äußerungen gegenüber dem Islam habe es zwar gegeben, doch habe Luther andererseits auch gesagt, eher unter dem Islam als unter dem Papst leben zu wollen.

Schwierige Aussagen akzeptieren

Die Bad Hersfelder Pröpstin Sabine Kropf-Brandau hob hervor, dass Luther in dem Stück als eine zerrissene Persönlichkeit gezeigt werde, der bis zuletzt mit Gott ringe und vielleicht gerade deshalb ein echter Nachfolger Christi sei. Luthers schwierige Aussagen zu Juden und Muslimen sowie sein Verhalten gegenüber den Bauern würden realistisch gezeichnet. „Das gilt es zu akzeptieren, und da sind wir in der Kirche weiter als viele andere, die Luther nicht so gut kennen und deshalb auch entsetzt waren über manche Aussage von ihm“, sagte sie.

In dem von Dieter Wedel geschriebenen und inszenierten Stück wird Martin Luther von drei verschiedenen Schauspielern verkörpert. Sie stellen vier „Persönlichkeiten“ Luthers dar: den überheblichen jungen Luther, den Reformator, den Zweifler und den Wutbürger. Dabei zeichnet Wedel ein sehr widersprüchliches, spannungsreiches Bild des Reformators und thematisiert auch weniger bekannte Fakten wie etwa die Verbindungen des Handelshauses Fugger zum Vatikan und dessen Ablasswesen oder aber auch den Tod von Luthers Tochter.