Christliches Zeugnis in einem krisengeschüttelten Land

Sonntag Reminiszere: EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber ruft zum Gebet für bedrängte und verfolgte Christen auf

Anba Bischoy-Kloster in Ägypten, Außenansicht
Gegründet im vierten Jahrhundert, zählt das Amba Bischoy-Kloster zu den bedeutendsten christlichen Stätten in Ägypten.

Der Psalm für die am Sonntag Reminiszere 2018 beginnende Woche spricht von Klage und Zuversicht. An diesem Sonntag denken wir in besonderer  Weise an Menschen, die genau dies erfahren: die Trauer darüber, dass sie Gott nicht finden können in ihrem Leid, und die unverbrüchliche Hoffnung, ja Überzeugung, dass Gott sie dennoch nicht im Stich lässt.

Wir verbinden mit diesem 2. Sonntag der Passionszeit die Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen. In diesem Jahr möchten wir auf die Situation der  Kirchen in Ägypten aufmerksam machen. Hier lebt heute die größte christliche Gemeinde des Nahen Ostens. Etwa 10 Prozent der rund 90 Millionen Ägypter sind Christen, die meisten von ihnen gehören der Koptischen Kirche an. Ihre Geschichte ist durch die Jahrhunderte eine sehr schmerzhafte und gleichzeitig eine sehr mutige. Die Kirchen der Nil-Synode und auch die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde in Kairo verbindet die Hoffnung, ihr christliches Zeugnis auch in Zukunft in dem krisengeschüttelten Land leben zu können auch und gerade, da es keine Religionsfreiheit gibt.

Erschütternde Anschläge

Denn der ägyptischen Verfassung nach bilden die Prinzipien der islamischen Scharia die Grundlage der Gesetzgebung. Wenn aber Menschen vor dem Gesetz nicht die gleichen Rechte und Freiheiten zugestanden werden, dann sind Konflikte auf unterschiedlichsten Ebenen vorprogrammiert. In den letzten Jahren und in besonderer Weise im Jahr 2017 wurden Christen und christliche Stätten  in erschütterndem Maße zu Zielen terroristischer Anschläge. Die Verletzungen, die Narben, die Verunsicherung werden bleiben und gehen mit in die Zukunft.

Mit unseren Geschwistern rufen wir Gott an: „Steh auf, Herr! Gott, erhebe deine Hand! Vergiss die Elenden nicht!“ (Psalm 10,12) Wir drängen Gott, dem Unrecht und der Gewalt selbst Einhalt zu gebieten. Und beten gleichzeitig, mit Menschen dort und hier, dass wir im Frieden, auch als Nachbarn, die unterschiedlichen Religionen angehören, leben können – nur im Miteinander werden wir Leben und Zukunft haben.

Um Gerechtigkeit und Frieden bitten

Wenn wir als Kirchen um Gerechtigkeit und Frieden bitten, dann schließen wir Menschen anderer Religionen und die Welt insgesamt ein: Das Leid der Angehörigen muslimischen Glaubens, die ihre Nächsten bei dem Anschlag auf eine Moschee im November 2017 verloren haben, wiegt nicht weniger schwer als unsere Trauer um christliche Geschwister.

Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beschreibt das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit für jeden einzelnen Menschen, überall.
„Dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.“
Damit verbindet sich für uns als christliche Kirchen die Pflicht, aufzumerken und anzusagen, wo dieses Recht eingeschränkt oder unterbunden wird. Und diejenigen, für die wir uns einsetzen, wissen zu lassen: Ihr seid nicht allein. Wir wissen um eure Not und euer Leid und nehmen daran Anteil! Wir lassen nicht ab von unserem Einsatz für die Menschenrechte.

Nehmen Sie sich die Zeit, sich über die Situation der Christen in Ägypten zu informieren und nehmen Sie sich Zeit für das Gebet und die Fürbitte, im Vertrauen darauf, dass Gott unsere Bitten erhört.

Petra Bosse-Huber

Cover Materialheft Reminizere 2018

Reminiszere 2018: Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen – Länderbeispiel Ägypten

Materialien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Tag der bedrängten und verfolgten Christen am 25. Februar 2018