Energie sparen – Schöpfung bewahren

Die Landeskirche Braunschweig unterstützt die energetische Sanierung von Gemeinde- und Pfarrhäusern mit einem Fünf-Millionen-Programm

Pfarrerin Petra Rau und Friedrich Erhardt, Vorsitzender des Bau- und Finanzausschusses im Kirchenvorstand besprechen energetische Sanierung des Gemeindeshauses der Luthergemeinde Bad Harzburg
Pfarrerin Petra Rau und Friedrich Erhardt, Vorsitzender des Bau- und Finanzausschusses im Kirchenvorstand, freuen sich über die gelungene energetische Sanierung des Gemeindezentrums der Luthergemeinde Bad Harzburg.

Mit einem Fünf-Millionen-Euro-Programm hilft die Landeskirche Braunschweig, den Energieverbrauch von Gemeinde- und Pfarrhäusern zu senken. Ein konkreter Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. Zusammen mit den Propsteien wurden Gebäude festgelegt, die Förderung erhalten – zum Beispiel in Bad Harzburg und Goslar.

Das „Haus der Kirche“ der Luthergemeinde Bad Harzburg gilt im wahrsten Sinne des Wortes als Gemeindezentrum. Hier herrscht ein Kommen und Gehen. Denn neben Propsteisitz, Seelsorge, dem klassischen Gemeindeleben und kirchenmusikalischen Arbeiten finden in dem Gemeindehaus auch Integrations-, Sozial-, Schuldner- und Seniorenberatung statt.

Unverhältnismäßig hohe Betriebskosten

Angebote wie „Kinder Willkommen – KiWi international“ und das „Mehrgenerationenhaus Bad Harzburg“ komplettieren das Spektrum. „Wir verfügen hier über ein offenes Haus, in dem wir unseren Glauben leben“, freut sich Pfarrerin Petra Rau. Sorgenfalten verursacht der Sanierungsbedarf der Luther-Kirche auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Bis vor einiger Zeit war auch der Zustand des Alt-Traktes unseres Gemeindehauses noch sehr bedenklich“, erinnert sich Pfarrerin Rau. Der 1973 errichtete Bau sei ein architektonisches Kind seiner Zeit gewesen, vieles veraltet, die Betriebskosten unverhältnismäßig hoch.

Dass davon heute nur noch wenig zu bemerken ist, dafür sorgt seit 2010 Friedrich Erhardt, Vorsitzender des Bau- und Finanzausschusses im Kirchenvorstand der Luthergemeinde, gemeinsam mit seinen Mitstreitern. „Alles hat damit angefangen, dass ich 2009 gefragt worden bin, ob ich mal den Fußboden neu machen könne“, erinnert sich Erhardt. Dass sich daraus eine Komplettsanierung des Gemeindehauses ergeben würde, konnte er damals nicht ahnen.

Von kleinen Maßnahmen zur energetischen Komplettsanierung

Als 2010 die Förderung durch ein erstes Klimaschutzprogramm der Landeskirche in Aussicht stand, herrschte Aufbruchstimmung in der Gemeinde. „Es kam leider nicht dazu, doch wir machten trotzdem weiter“, berichtet Erhardt. Also wurde ein eigenes Klimaschutzkonzept entwickelt, der Gemeinde vorgestellt und 2011 auch beschlossen. „Am Anfang standen kleine pädagogische Maßnahmen mit großer Wirkung: richtig lüften, bei Abwesenheit Licht aus und Heizung runter.“

Die selbstgesteckte Zielvorgabe lautete: 35 Prozent der Verbräuche einsparen. Dafür musste mehr geschehen. Folglich flog die veraltete Heizung aus der Kirche raus und wurde durch eine moderne Gas-Heizung mit Brennwerttechnik ersetzt. Als „KiWi“ in die Gemeinde kam, wurden Keller und Sanitäranlagen erneuert, der Flur neugestaltet, Fenster ausgetauscht, neue Heizkörper und Thermostatventile eingebaut. Im Folgejahr waren Dach und Dämmung dran.

Einsparungen von rund 35 Prozent bei Energie

Inzwischen verfügt das Gemeindehaus über eine 180 Millimeter dicke Außendämmung und 48 neue, wärmegedämmte Fenster. So ging es Jahr für Jahr weiter: Ohnehin nötige Modernisierungen wurden mit energetischen Maßnahmen verbunden. Erhardt: „Im Vergleich zu 2010 haben wir inzwischen Einsparungen von 38 Prozent beim Strom, 33 Prozent beim Gas und 25 Prozent bei Wasser und Abwasser.“

Bislang wurden laut Erhardt mehr als 300.000 Euro investiert. Davon brachte die Gemeinde selbst rund 50.000 Euro plus Eigenleistungen auf. Von der Landeskirche flossen Zuschüsse in Höhe von 250.000 Euro.

Energiesparprogramm der Landeskirche soll fortgeführt werden

Denn inzwischen profitiert die Luthergemeinde auch von einem neuen Energiesparprogramm, das die Landeskirche aufgelegt hat: Seit 2015 werden für fünf Jahre insgesamt fünf Millionen Euro bereitgestellt. Damit sollen Pfarr- und Gemeindehäuser mit jeweils etwa 100.000 Euro energetisch saniert werden, also im Schnitt zehn Gebäude pro Jahr. Jüngst hat die Landessynode beschlossen, das Projekt fortzuführen, um den Kimaschutz zu verstärken.

Bei insgesamt rund 1.500 kirchlichen Gebäuden auf dem Gebiet der Landeskirche Braunschweig sei das zwar „ein kleiner Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung“, räumt Oberlandeskirchenrat Dr. Jörg Mayer ein, „zugleich aber ein wichtiger Einstieg“ in eine umfassende Lösung. Alle Gebäude auf den heutigen energetisch-machbaren Stand zu bringen, würde gut 400 Millionen Euro erfordern. Das könne die Landeskirche finanziell nicht stemmen. Daher stünden die rund 160 Gemeinde- und 140 Pfarrhäuser im Fokus.

„Die Kirchengebäude selbst standen aber bei solchen Überlegungen außen vor“, so Mayer weiter. Der Grund: Da sie zeitlich nur sporadisch genutzt werden und oft auch strenge Baudenkmalauflagen gelten, seien die erforderlichen Investitionen wirtschaftlich kaum darstellbar. Hier griffen aber zum Teil spezielle Förderprogramme der Baupflegestiftung zum Erhalt der historischen Gebäude.

Auf Dauer werde sich die Landeskirche von Gebäuden trennen müssen, sagt Oberlandeskirchenrat Dr. Mayer, betont aber: „Unsere Kirchen selbst stehen dabei nicht zur Disposition.“ Die Kirchengemeinden müssten auch keine Sorge vor einer Art „Schließungsprogramm“ haben, sie sollten sich aber Gedanken um intelligente Lösungen machen.  

Autor: Michael Siano