Erntedankfest: Bischöfe fordern mehr Wertschätzung für Landwirte

In den Gottesdiensten wurde auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln angemahnt

Strohballen auf abgeerntetem Feld und Traktor im Hintergrund

Einen respektvolleren Umgang mit Lebensmitteln und mehr Wertschätzung für Landwirte mahnten katholische und evangelische Bischöfe in ihren Predigten zum Erntedankfest an. So sagte der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July: „Wir sollten alle ein Interesse haben, dass es noch Landwirte in unserem Land gibt, die Erntedank feiern“.

Berlin (epd). Bischöfe haben am Erntedankfest mehr Wertschätzung für Landwirte und zugleich einen verantwortlichen Umgang mit Lebensmitteln gefordert. Der württembergische evangelische Bischof Frank Otfried July mahnte am 6. September in Berlin einen verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen der Erde an. „Empfangender Dank schärft uns den Blick für den gedankenlosen und respektlosen Umgang mit Lebensmitteln, sagte July laut Redemanuskript im Berliner Dom. Die „unglaublichen Mengen an Nahrungsmitteln, die in den Müll geschüttet würden, nannte der Bischof einen Skandal.

„Heger der vielfältigen Geschenke der Schöpfung

Das Erntedankfest mache vor dem Hintergrund von Krisen in der Welt neu bewusst, welche Verantwortung Menschen für das Bebauen und Bewahren der Erde hätten. „Wir sollten alle ein Interesse haben, dass es noch Landwirte in unserem Land gibt, die Erntedank feiern, vom Schöpfer aller Gaben wissen, Heger der vielfältigen Geschenke der Schöpfung sind und Mut zur Zukunft haben“, sagte July.

Der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, mahnte ebenfalls Respekt und Wertschätzung für Landwirte an. „Diejenigen, die für unser tägliches Brot sorgen und dabei oftmals um ihre berufliche Existenz ringen, verdienen unsere Achtung“, sagte Meister in einem Gottesdienst zum niedersächsischen Landeserntedankfest im Dom von Verden bei Bremen. Zu den Veränderungen des Klimawandels trügen Mobilität, Industrie und auch Landwirtschaft bei. „Doch die Debatten, die wir führen, verweisen viel zu schnell auf andere“, so Meister. Doch sei niemand schuldlos. Keiner könne sich aus der Verantwortung nehmen.

Verantwortung der Verbraucher

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger äußerte sich besorgt über das Höfesterben in Deutschland. „Wenn Menschen in unserer Mitte nicht mehr von ihrer Hände Arbeit leben können, dann läuft in unserer Gesellschaft etwas ganz gewaltig schief“, sagte Burger im Freiburger Münster. Die Preise, die Bauern mit ihrer Arbeit erzielen, seien ungerecht. Burger erinnerte in diesem Zusammenhang an die bundesweite Aktion „Grüne Kreuze“, mit der Landwirte gegen das jüngste Agrarpaket der Bundesregierung protestieren.

Burger verwies ebenfalls auf die Verantwortung der Verbraucher, sich beim Einkauf an regionalen, fairen und ökologischen Kriterien zu orientieren. Es brauche ein neues Miteinander in der Gesellschaft. Lebensmittel müssten auch mit den Kosten belastet werden, die durch Transport und Verkehr als Folgelasten entstünden.

Beim Erntedankfest bedanken sich die Gläubigen in Gottesdiensten für die Ernte eines Jahres und erinnern damit an die Verbindung von Mensch und Schöpfung. Typisch für das Fest sind die mit Obst, Gemüse und Getreide geschmückten Altäre in den Kirchen. In Solidaritätsaktionen sammeln Kirchengemeinden oft Spenden, insbesondere für die ärmsten Länder der Welt.