Theologe beklagt Zurückhaltung der Kirchen

Frank Richter wünscht sich mehr Impulse und gelebte Ökumene

Dresden (epd). Der Dresdner Frauenkirchen-Geschäftsführer Frank Richter vermisst eine deutliche Stimme der Kirchen in der Gesellschaft. Ganz anders sei das 1988/1989 gewesen, als die ökumenische Versammlung in der DDR wesentliche Impulse für Veränderungen in der Gesellschaft gegeben habe und damit eine entscheidende Grundlage für die friedliche Revolution gab, sagte Richter in einem Vortrag unter dem Motto „Politische Verantwortung. Beobachtungen eines Grenzgängers“ in der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen

„Wo ist die ökumenische Versammlung 2017?“, fragte der frühere Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen. Auch für das 500. Reformationsjubiläum und die damit verbundenen Feierlichkeiten hätte er sich eine Basisbewegung „von unten aus den Gemeinden heraus“ gewünscht – „ein bisschen mehr reformatorisch“, nicht „administrativ von oben organisiert“.

Zugleich mahnte Richter die gelebte Ökumene an, die ihm zu sehr verloren gegangen scheint. Dazu gehöre auch das gemeinsame Beten, sagte der studierte katholische Theologe. Darüber hinaus könnten Kirchen „lauter sprechen“, wenn es um den „Mangel an ethisch-geistlichen Grundlagen“ gehe, der gerade im Osten mit der Vergangenheit einer Diktatur stärker ausgeprägt sei als in den westlichen Bundesländern. „Der Osten Deutschlands ist das am meisten säkularisierte Gebiet Europas“, sagte Richter, der seit 2016 einer der Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche Dresden ist.