Köthen setzt buntes Zeichen für den Frieden

Malaktion auf dem Marktplatz und Friedensgebet als Reaktion auf rechtsextreme Demonstration

Malaktion auf dem Marktplatz in Köthen: Lauter Menschen malen mit farbiger Kreide Symbole des Friedens aufs Pflaster

Malaktion auf dem Köthener Marktplatz vor der Jakobskirche: Viele farbige Motive des Friedens, eine große brennende Kerze, eine Blume und eine Friedenstaube, entstanden im Vorfeld der rechstextremen Demonstration am Wochenende.

Köthen (epd). Farbenfroh gegen rechts: Die Stadt Köthen in Sachsen-Anhalt hat am 15. September ein buntes und sichtbares Zeichen für den Frieden gesetzt. Mit einer Malaktion auf dem Marktplatz vor der Jakobskirche reagierten Stadtverwaltung, die Evangelische Landeskirche Anhalts, Vereine und Initiativen auf die für den 16. September angemeldete rechtsextreme Demonstration, wie Stadt und Landeskirche mitteilten.

Der Köthener Marktplatz und Teile der Strecke des Aufzugs wurden gänzlich bunt gestaltet. Direkt vor dem Eingang der Kirche wurde eine große brennende Kerze aufgemalt, umrahmt von einer Blume und einer Friedenstaube sowie einer Frieden stiftenden Inschrift. Die angrenzende Fußgängerzone wurde von ausländischen Studenten der Hochschule Anhalt bunt gestaltet. An der Jakobskirche wurde ein Banner mit der Aufschrift „Frieden für alle“ aufgehängt.

Weiße Tauben als Zeichen des Friedens

Bei einem Friedensgebet in der Köthener Jakobskirche gedachten am 16. September rund 300 Menschen des vor einer Woche verstorbenen 22-Jährigen, darunter der Köthener Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) und der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig. Sie zündeten Friedenslichter an. Im Anschluss wurden als Zeichen des Friedens weiße Tauben vor der Kirche fliegen gelassen.

Zu einem Aufzug auf dem Marktplatz der Stadt hatte der rechtsgerichtete, brandenburgische Verein „Zukunft Heimat“ aufgerufen, unterstützt unter anderem von „Pegida“, der rechtsextremen Plattform „Ein Prozent“, dem Bündnis „Kandel ist überall“ und AfD-Politikern. Die in Halle erscheinende „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete von rund 1.300 Teilnehmern, die Polizei machte zunächst keine Angaben.

Redner kritisierten die Asylpolitik und machten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für die Todesfälle in Chemnitz und Köthen verantwortlich. Zudem warnten sie davor, sich nicht von der „Antifa vor und hinter der Kamera“ provozieren zu lassen. Begleitet wurden die Reden von „Volksverräter“- und „Lügenpresse“-Sprechchören. Im Anschluss zogen die Demonstranten zu einem Trauermarsch durch die Stadt.

Trauermarsch durch die Stadt

Bereits am Nachmittag des 16. September hatte eine Gegendemonstration mit etwa 300 Teilnehmern unter dem Motto „Klar und deutlich: Der extremen Rechten entgegentreten! Für eine offene und plurale Gesellschaft“ begonnen. Dazu hatten unter anderem das Bündnis für Zivilcourage – Halle gegen Rechts, das Bündnis Dessau Nazifrei, „Leipzig nimmt Platz“ sowie Grüne und Linke mobilisiert. Später vereinigte sich der Aufzug mit einer weiteren Gegendemonstration mit nach Veranstalterangaben etwa 600 Teilnehmern. An den Protesten nahmen auch mehrere Landespolitiker von Linken, Grünen und SPD teil.

Um die Lager auseinanderzuhalten, war die Polizei am Sonntag nach eigenen Angaben mit mehr als 1.000 Einsatzkräften in der Stadt. Unterstützt wurden die einheimischen Kräfte von Polizisten aus Niedersachsen, Sachsen, Brandenburg, Berlin, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg sowie Beamten der Bundespolizei. Zudem standen Wasserwerfer eine Reiterstaffel bereit.

Vor einer Woche war ein 22-Jähriger nach einer Auseinandersetzung in Köthen gestorben. Er soll versucht haben, sich schlichtend in einen Streit mit mehreren Afghanen einzumischen. Zwei Afghanen sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen laufen. Laut Obduktion starb der Mann, der eine Herzerkrankung hatte, an einem Herzinfarkt.