„Jeder Mensch kann dazu beitragen, die Welt zu verändern“

EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs wirbt beim Johannisempfang in Berlin dafür, Räume für Frieden und Verständigung zu schaffen

Beim diesjährigen Johannisempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Berliner Französischen Friedrichstadtkirche hat die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, angesichts der krisenhaften Weltlage dafür geworben, Räume für Frieden und Verständigung zu schaffen und Polarisierungstendenzen nicht zu verschärfen.

„Die Welt brennt. Und die Wiege der drei abrahamitischen Religionen, der Nahe Osten, steht unter Dauerbeschuss – und mit ihm das Völkerrecht, das nicht zuletzt in diesen geistigen und geistlichen Traditionen wurzelt“, sagte die Ratsvorsitzende. Gleichzeitig sei der Krieg angesichts der russischen Bedrohung auch in Deutschland und Europa emotional wie geografisch näher gerückt. „Wir müssen uns mit dem nie für möglich Gehaltenen ernsthaft auseinandersetzen: dass es Waffenarsenale nicht nur gibt, sondern dass sie womöglich auch eingesetzt werden.“ Die Erfahrungen der letzten knapp zwei Jahrzehnte habe zu der grundlegenden Erkenntnis geführt, dass der Schutz vor Gewalt unabdingbare Voraussetzung für umfassende Friedensprozesse ist. „Dabei haben wir als Christenmenschen konsequent die jesuanische Botschaft vom Gewaltverzicht immer wieder einzutragen, und wissen zugleich, dass diejenigen, die von Gewalt unmittelbar bedroht sind oder angegriffen werden, unseren Schutz brauchen.“ Angesichts dieses Dilemmas dürften friedensethische und sicherheitsethische Aspekte nicht gegeneinander ausgespielt, sondern müssten strikt aufeinander bezogen werden.

Hinsichtlich der zunehmend polarisierten Debatte warb die Ratsvorsitzende dafür, Orte des Dialogs und der Verständigung zu schaffen: „Es liegt mir daran, in der Gesellschaft, aber auch innerhalb unserer Kirche, den Respekt füreinander zu behalten, die Vielschichtigkeit im Blick zu haben. Eben nicht hier die vermeintlich naiven Pazifisten und dort die angeblich waffenliebenden Kriegstreiber.“ Es brauche „ethisches Feinjustieren, damit politisch Verantwortliche in Auseinandersetzung damit Handlungsoptionen entwickeln können.“

Letztlich könne jeder Mensch dazu beitragen, die Welt zu verändern, „indem er anderen gegenüber gut ist.“ Die Entscheidung, das Böse nicht zu spiegeln, sondern mit Gutem zu beantworten, sei keine Schwäche, sondern die stärkste aller Kräfte, die den Kreislauf der Gewalt durchbreche. „Wenn Viele das tun, wird es zur politischen Kraft. Und macht die Gesellschaft stabiler, vielleicht sogar veränderungsbereiter.“

In ihrer Rede ging Bischöfin Fehrs auch auf die Verantwortung der Kirche für den Umgang mit eigener Schuld ein. „Sexualisierte Gewalt greift direkt die Würde des einzelnen Menschen an, sie greift den gerechten Frieden an, nach dem wir streben. Genau deshalb und trotz allem, setzen wir alles daran, ein sicherer Ort zu sein. Ein Ort, an dem das Unrecht, Versagen und Verantwortung beim Namen genannt werden, auch damit Schutzmechanismen nachhaltig greifen können. Für die EKD steht dies glasklar vorn auf der Agenda“, sagte die Ratsvorsitzende.

Der Johannisempfang der EKD bringt jedes Jahr Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Gesellschaft und Kultur zusammen und dient dem Austausch über zentrale gesellschaftliche und ethische Fragen.

Hannover/Berlin, 25. Juni 2025

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

Die Rede der Ratsvorsitzenden wird live gestreamt unter www.ekd.de/Johannisempfang.