„Wie viel Sicherheit ist machbar?“

Militärbischof Sigurd Rink predigt bei internationalem Soldatentreffen

Internationales Soldatentreffen in Südfrankreich
Soldaten aus 20 Nationen treffen sich zum Austausch über ihren Dienst und Glauben.

Beim internationalen protestantischen Soldatentreffen im südfranzösischen Méjannes Le Clap hat Militärbischof Sigurd Rink dazu aufgerufen, die internationale Sicherheit zu bewahren. Angesichts von weltweiten Bedrohungen fragten Soldatinnen und Soldaten nach Schutz und Sicherheit durch die Bemühungen der Politik. „Wie viel Sicherheit ist machbar?“ – diese Frage stellte Rink anhand des Lutherliedes „Ein feste Burg ist unser Gott“. Martin Luther habe das nicht einfach beantworten können, ebensowenig wie die Menschen heute. Die Ängste seiner Tage seien nicht völlig fern von den heutigen gewesen: Der Wunsch nach Schutz komme in den Worten von einer Burg, einer Festung, in Wehr und Waffen zum Ausdruck. „Eine bedrohte Welt, in der Frieden nicht selbstverständlich ist, sondern immer wieder neu gewonnen werden muss“, sagte Rink in der Kirche „Temple d´ Anduze“ vor über 400 Militärangehörigen aus 20 Nationen.

Christ und Soldat sein

Der Militärbischof der EKD bezeichnete in seiner Predigt als Hauptaufgabe mandatierter Soldaten den Erhalt des Friedens. Die Waffen, an denen Soldaten ausgebildet würden oder die im Einsatz gebraucht würden, zeigten aber zugleich: Das, was schützt, kann auch Leben bedrohen, Leben nehmen. Jeder „Feind“, der das Leben bedrohe, sei zugleich auch ein Mensch. „Das lässt uns immer wieder danach fragen, wie wir als Christen zugleich Soldaten sein können.“ Wahr sei aber auch: „Es gibt Menschen, deren Tun ist böse, denken wir nur an den Terror unserer Tage“. Rink verwies auf Luthers eigene Ängste vor Krieg und der Macht des Teufels.

Das bekannteste Lied des Reformators sei kein Kriegslied, sondern ein Vertrauenslied in tiefer Not. In der „Marseillaise der Reformation“, so Rink, drücke sich eine tiefe Zuversicht aus. Menschen dürften nicht auf Bomben und Drohnen ihr Vertrauen setzen, sondern auf Gott, der „Bogen und Spieße“ zerbricht, zitierte er den 46. Psalm. Im Mittelpunkt protestantischen Selbstverständnisses sehe er feste Standpunkte, um nicht in die Irre zu gehen. Bei der Frage, was einen Menschen trage, bleibe nur das Wort Gottes. Ein Soldat im Auslandseinsatz in Afghanistan habe ihm das konkret gemacht: Halt gebe ihm die eigene Familie, die Pfarrer im Einsatz und der Segen eines Gottesdienstes.

Das internationale protestantische Soldatentreffen (Rassemblement International Militaire Protestant) gibt es seit 1951. Damals kamen 15 französische Soldaten in Südfrankreich zusammen, um sich über ihren christlichen Glauben auszutauschen. In diesem Jahr kamen über 400 Angehörige unterschiedlicher Teilstreitkräfte aus 20 Nationen sowie deren Militärseelsorger zusammen. Sie treffen sich im hugenottischen Städtchen Méjannes Le Clap in den französischen Cevennen, um sich über ihren Dienst und Glauben auszutauschen. Gottesdienste und Workshops gehören zum Programm des viertägigen Treffens.

Roger Töpelmann/EKD