Nach Abgastests: Bischof warnt vor Doppelmoral im Tierschutz

Abgasversuche an Affen als "manipulative Trickserei" verurteilt

Auspuffrohr eines Autos

Kassel (epd). Der evangelische Bischof Martin Hein fordert nach den umstrittenen Abgastests an Affen in den USA ein sensibleres Verhältnis zum Tierschutz. Zugleich warnte er vor Doppelmoral. „Man kann sich auf der einen Seite nicht über Tierversuche echauffieren und auf der anderen Seite billiges Fleisch beim Discounter aus Massentierhaltung kaufen“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Mitglied im Deutschen Ethikrat ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Kassel. Hein: „Das widerspricht sich!“

Hein verurteilte die Abgasversuche an Affen vor rund drei Jahren, an denen auch der VW-Konzern beteiligt war, als „manipulative Trickserei“. Es gehe um die Frage, zu welchem Zweck diese Tierversuche angestellt worden seien. Ziel sei ja nicht die Entwicklung eines lebensfördernden Medikaments gewesen, sondern die Herausstellung der Qualität von Dieselmotoren. Das „Problem ist daher nicht in erster Linie der Tierversuch, sondern die Absicht, mit der diese Versuche durchgeführt worden sind. Diese halte ich für höchst problematisch“, fügte Hein hinzu.

Wie weit darf die „Verzweckung der Kreatur“ gehen?

Bischof Hein stellte die grundsätzliche Frage: „Sind Tiere Lebewesen, an denen wir experimentieren können, wie wir wollen?“ Affen seien dem Menschen von allen Tieren am ähnlichsten, daher sei die Empörung hier besonders groß. Hein: „Es gibt viele Bereiche des Tierschutzes, bei denen ich mir nicht nur mehr Sensibilität wünschen würde, sondern auch deutlichere Restriktionen“.

Hein räumte ein, im Rahmen der Pharmaforschung seien offenbar auch Tierversuche notwendig. Diese Forschung müsse allerdings auf das notwendige Mindestmaß reduziert werden, fügte der Ethik-Experte hinzu. Über die Frage der Tierversuche müsse „sehr viel präziser nachgedacht werden“, auch mögliche Alternativen müssten gefördert werden. Insgesamt sei zu fragen, wie weit die „Verzweckung der Kreatur“ gehen darf.

Tiere seien keine reine Sache. Es sei notwendig, gegenüber dem Leid von Tieren einfühlsamer zu werden, so Hein. Dazu gehöre auch, den wachsenden Konsum von Fleisch zu überdenken. Wer zu einen Discounter gehe, „sollte auch in einen Schlachthof gehen, um zu sehen, woher das Fleisch kommt“.