Neuer Klosterkammer-Präsident Biallas will mehr Transparenz

epd-Gespräch: Michael Grau

Hannover (epd). Der neue Präsident der Klosterkammer Hannover, Hans-Christian Biallas, will die Behörde weiter öffnen und transparenter machen. "Die Klosterkammer ist kein Geheimbund, sondern eine öffentliche Einrichtung", sagte er im epd-Gespräch in Hannover. Allerdings sei sie noch viel zu wenig bekannt. "Wir wollen erreichen, dass das, was wir tun, von der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen wird." So gebe die Klosterkammer jährlich 16 Millionen Euro für die Erhaltung von Klöstern, Stiften und Kirchen sowie für soziale und Bildungsprojekte im Land.

Zudem müsse deutlich werden: "Wir kommunizieren mit Kunden, nicht mit Untertanen." Die Einrichtung müsse wie ein moderner Dienstleister auftreten. "Hier müssen wir ein bisschen umswitchen." Die Wurzeln der Klosterkammer, einer unabhängigen Sonderbehörde zur Pflege von säkularisiertem Kirchenbesitz unter Rechtsaufsicht des Landes Niedersachsen, reichen bis in die Zeit der hannoverschen Fürsten und Könige zurück. Sie ist Niedersachsens zweitgrößter Grundbesitzer nach dem Staat.

Der ausgebildete evangelische Pastor und frühere CDU-Landtagsabgeordnete Biallas steht seit Juni an der Spitze der Klosterkammer. Er übernahm die Nachfolge von Sigrid Maier-Knapp-Herbst, die im Mai in den Ruhestand ging.

Eines seiner Ziele sei es, das geistliche Leben in den Klöstern und Stiften weiter zu beleben, sagte der Präsident: "Geld in Mauerwerk zu stecken hat nur Sinn, wenn innerhalb der Mauern etwas passiert, was über den Alltag hinausweist." Als Beispiel nannte er geistliche Einkehrtagungen, zum Beispiel für Menschen aus der Wirtschaft. "Es gibt in der säkularen Welt eine weitreichende Sehnsucht, Aufklärung darüber zu bekommen, was das Leben trägt und was noch bleibt, wenn alles andere zusammengebrochen ist." Das sei eine Chance für die Klöster.

Auch im Umgang mit den Erbpachtnehmern wolle die Klosterkammer künftig beweglicher handeln. "Ich bin dabei zu prüfen, was wir verändern können unter der Voraussetzung dessen, was wirtschaftlich zu verantworten ist", sagte Biallas. Details wollte er noch nicht nennen. Ein Grundsatz sei jedoch, dass sich die Klosterkammer dort, wo sie Geld von Menschen einnehme, im Gegenzug öffentlich engagiere. An mehreren Orten in Niedersachsen wehren sich Erbpachtnehmer seit 2009 gegen erhöhte Pachtzinsen.

29. Juli 2011


Das Stichwort: Klosterkammer Hannover

Hannover (epd). Die Klosterkammer Hannover ist eine Sonderbehörde zur Pflege von säkularisierten Kirchengütern unter Rechtsaufsicht des Landes Niedersachsen. Sie verwaltet unabhängig ein großes Stiftungsvermögen aus ehemals kirchlichem Besitz, der in der Reformationszeit säkularisiert wurde. Dazu gehören unter anderem elf Klöster, 41 Kirchen und rund 10.000 Kunstgegenstände.

Mit rund 40.000 Hektar Fläche, darunter viel Wald, ist sie der größte nichtstaatliche Grundbesitzer im Land. Mit rund 16.000 Erbpacht-Verträgen ist sie zudem der größte Verwalter von Erbbaurechten in Deutschland. Ihre rund 800 Gebäude sind überwiegend hochrangige Kulturdenkmäler. Der Wert ihres Stiftungsvermögens liegt bei rund 680 Millionen Euro.

Den Grundstock für die Klosterkammer legte die Reformationsfürstin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) im Jahr 1542. Mit einer Klosterordnung gab sie den entscheidenden Impuls dafür, dass die ehemals geistlichen Güter erhalten blieben und bis heute getrennt vom Staatsvermögen verwaltet werden. Der damals gegründete Allgemeine Hannoversche Klosterfonds ist die bei weitem größte und wichtigste Stiftung der Klosterkammer.

Als Verwaltungsbehörde wurde die Kammer 1818 vom hannoverschen Prinzregenten Georg gegründet, dem späteren König Georg IV. Später wurden ihr weitere Stiftungsvermögen übertragen. Derzeit hat die Sonderbehörde rund 130 Mitarbeiter. Sie gehört zum Geschäftsbereich des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.

Rund 15 Millionen Euro verwendet die Klosterkammer jährlich für ihre Stiftungszwecke: Sie unterhält die ihr anvertrauten historischen Gebäude und fördert soziale und Bildungsprojekte. Das Geld dafür stammt zu 80 Prozent aus Erbpachtzinsen. In den elf Klöstern und vier Stiften im Bereich der Klosterkammer, vor allem rund um Hannover und in der Lüneburger Heide, leben bis heute evangelische Frauen.

29. Juli 2011