Ökumene im Hörsaal

Ökumene als Studiengang an der Uni oder Hochschule

Vielfalt trennt nicht, sondern bereichert: Diese ökumenische Erfahrung lebt über Generationen durch die Weitergabe. Deshalb ist die ökumenische Ausbildung für Theolog*innen und Religionslehrer*innen wichtig für die Zukunft der ökumenischen Bewegung. Weltweit schaffen Kirchen daher immer mehr Möglichkeiten, Ökumene zu studieren. Das soll auch ein Gegengewicht schaffen zur vielerorts wachsenden Tendenz, sich nur auf die eigene Konfession zu konzentrieren.

Im deutschsprachigen Raum

Auch im deutschsprachigen Raum ist es inzwischen möglich, Ökumene zu studieren.

  1. Die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems (KPH) bildet Primarstufen- und Religionslehrer*innen aus und bietet Fortbildungen für Lehrer*innen an. Sie setzt dabei in ihrer ganzen Struktur und Ausrichtung auf Ökumene und Interreligiosität.

    Die KPH wurde 2007 von der Erzdiözese Wien gegründet. Dabei schlossen sich zuvor selbstständige Institutionen verschiedener Konfessionen zusammen. Heute wird die Hochschule von sieben Kirchen ökumenisch getragen: der römisch-katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche in Österreich, der Altkatholischen Kirche Österreichs sowie der Griechisch-Orientalischen und weiteren orthodoxen Kirchen. Außerdem arbeitet die KPH eng mit weiteren Religionsgemeinschaften zusammen, darunter Freikirchen, Aleviten und Vertreter*innen des Islams, des Judentums und des Buddhismus.

    Angehende Religionslehrer*innen können wählen, ob sie katholische, evangelische, orthodoxe, freikirchliche, islamische oder alevitische Religion studieren wollen. Die enge Zusammenarbeit der Konfessionen und Religionen ist einzigartig in Europa. Obwohl jede Religionsgemeinschaft selbst für die Ausbildung verantwortlich ist, ermöglicht das Zusammensein unter einem Dach vielfältige Begegnungen und Kooperationen zu verschiedenen Themen wie Fasten, Migration oder Beerdigungen.

    Die KPH versteht sich als Ort der Begegnung und des interreligiösen Austauschs in vielen gemeinsamen Projekten, wobei wichtige interreligiöse Kompetenzen erworben werden können. 

Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems

In Deutschland

Auch in Deutschland kann Ökumene studiert werden. Neben einzelnen Veranstaltungen während des Theologiestudiums, die es an vielen Universitäten gibt, bieten die Universität Bonn und die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg inzwischen auch Masterstudiengänge an.

  1. Bonn:Ecumenical Studies“ heißt der englischsprachige und damit international ausgerichtete Studiengang an der Universität Bonn. Angeboten wird er von der Evangelischen Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Religion und Gesellschaft.

    Er soll einen Beitrag leisten zum immer wichtiger werdenden interreligiösen Dialog und zur Beziehung zwischen Religion, Kirche und Gesellschaft. Dabei wird die Vielfalt europäischer und weltweiter Kirchen und Theologien in den Blick genommen, über mögliche Formen der Einheit des Christentums nachgedacht und ein respektvoller Umgang der Religionen miteinander angestrebt. Der religiöse Hintergrund der Studierenden selbst ist ein wichtiger Aspekt, der ebenfalls eingebracht und reflektiert wird.
     
  2. Oldenburg: Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bietet einen viersemestrigen Masterstudiengang „Ökumene und Religionen“ an. Er ist forschungs- und berufsbezogen ausgerichtet.

    Die Studierenden nehmen an ökumenischen und interreligiösen Forschungsprojekten teil, wobei sie praktische Erfahrungen sammeln, ein breites und kritisches Verständnis der Ökumene- und Religionswissenschaften erwerben sowie wissenschaftliche Methoden der Forschung in diesem Bereich kennenlernen. Fundierte Kenntnisse über die ökumenische Vielfalt und die Vielfalt der Religionen seien wichtig in einer globalisierten und pluralen Welt, heißt es auf der Website der Universität. Denn noch immer seien Gesellschaften durch Religionen und die durch sie geformten Denkmuster und Wertvorstellungen wesentlich mitgeprägt.

    Der Studiengang soll dazu beitragen, sensibel zu werden „für die Komplexität und Lebendigkeit christlicher wie nicht-christlicher religiöser Perspektiven“.

 (ub)

Universität Bonn

„Ecumenical Studies“

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg