Mit langem Atem gegen Rechtsextreme

Pastor Wilfried Manneke wird mit Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage geehrt

Pastor Wilfried Manneke demonstriert mit Plakat in der Hand in Eschede bei Celle gegen ein Treffen von Neonazis.
Pastor Wilfried Manneke demonstriert 2013 in Eschede bei Celle gegen ein Treffen von Neonazis.

Unterlüß/Berlin (epd). Wilfried Manneke lässt sich nicht einschüchtern. Immer wieder geht der 64-Jährige auf die Straße, um gegen Umtriebe von Neonazis zu demonstrieren. In der südlichen Lüneburger Heide, wo er evangelischer Pastor ist, kommen regelmäßig Rechtsextremisten zu Treffen zusammen. Manneke hat einen langen Atem, wenn es darum geht, das nicht einfach hinzunehmen. Er gehört zu den Kirchenvertretern in Deutschland, die sich prominent positionieren und sich auch von Drohungen nicht abschrecken lassen. Dafür zeichnet ihn der Zentralrat der Juden in Deutschland in diesem Jahr mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage aus, der mit 5.000 Euro dotiert ist.

Bevor Manneke 1995 in die Heide kam, war er 13 Jahre lang als Auslandspastor der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Südafrika tätig – noch unter dem System der Rassentrennung. Das hat ihn geprägt. „Ich habe erlebt, was eine menschenfeindliche Ideologie anrichten kann. Rassismus spaltet die Gesellschaft“, sagt der Theologe. „Das hat mich sensibel gemacht.“

„Sie kommen nicht nur zu Aufmärschen zusammen. Sie leben unter uns.“

In Hetendorf nahe seiner Gemeinde Unterlüß betrieb bis 1998 der rechtsextreme Anwalt Jürgen Rieger ein Schulungszentrum. Manneke schloss sich gleich nach seiner Rückkehr nach Deutschland den Protesten gegen dieses „Heideheim“ an. Auch als der NPD-Funktionär Rieger vor seinem Tod 2009 im nahe gelegenen Faßberg erneut einen solchen Treffpunkt plante, war Manneke unter denen, die sich beharrlich dagegenstellten.

Bis heute demonstriert er regelmäßig, wenn im Heideort Eschede der Landwirt Joachim Nahtz die rechte Szene auf seinen Hof lädt. „Wir dürfen es nicht einfach im Raum stehenlassen, wenn antisemitische und fremdenfeindliche Ideologien verbreitet werden“, betont Manneke. „Wir leben hier mit den Nazis Tür an Tür“, sagt er. „Sie kommen nicht nur zu Aufmärschen zusammen. Sie leben unter uns.“

Gemeinsam mit anderen hat er das „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“ gegründet. Erst kürzlich wurde er zum Vorsitzenden der Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ gewählt, zu der sich in der hannoverschen Landeskirche Einzelpersonen und Organisationen zusammengeschlossen haben.

Brandspuren an der Tür des Pfarrhauses

Auch als vor gut sechs Jahren sein damals sechsjähriger Sohn am Morgen Brandspuren an der Tür des Pfarrhauses entdeckte und dort ein Molotow-Cocktail lag, ließ sich der Pastor nicht einschüchtern. Immer wieder findet er Hakenkreuz-Schmierereien am Baum oder der Straßenlaterne vor dem Haus. Auf Internet-Portalen hetzen Rechtsextremisten gegen ihn. Die Drohungen seien weniger geworden, sagt er. „Aber sie haben nicht aufgehört.“

Manneke ist beharrlich in seinen Positionen. Er setzt sich für Flüchtlinge ein und spricht sich in Friedensgottesdiensten gegen Waffenlieferungen in Krisengebiete aus. In Unterlüß, wo der Rüstungskonzern Rheinmetall einen Sitz hat, macht er sich damit nicht nur Freunde. Nachdem vor gut zwei Jahren seine Gemeinde einem stark traumatisierten Mann aus Eritrea Kirchenasyl gewährt hatte, zeigten gleich zwei Männer den Pastor an. Das Verfahren wurde gegen eine Geldauflage eingestellt.

Manneke, der auch Vorsitzender des Kirchenkreistages in Celle ist, will auch später im Ruhestand in der Region bleiben. Und eines ist für ihn sicher: „Ich habe vor, mich dann weiter einzusetzen.“

Karen Miether (epd)