EKD legt Studie zur kirchlichen Präsenz in der Stadt vor

Kirche als Standortvorteil für die Lebensqualität

Für die aktive Mitgestaltung städtischen Lebens durch die Kirche plädiert ein neuer Text der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der am Donnerstag, 17. Januar, veröffentlicht wird. Kirchen markierten häufig Zentralpunkte der Stadt, so die Kommission, die unter Leitung des Lübecker Propstes Ralf Meister den Text „Gott in der Stadt - Perspektiven evangelischer Kirche in der Stadt“ erarbeitet hat. Kirchen „laden ein zur Begegnung mit der geistlich-spirituellen Dimension des Lebens und bewähren sich als Forum für das kulturelle Leben und das Stadtgespräch“. In den Städten finde sich eine differenzierte Angebotspalette kirchlicher Arbeit, von der lokalen Gemeinde im Wohnbereich über die Profilgemeinde mit besonderer Schwerpunktbildung hin zu übergemeindlichen Angeboten. Diese Vielfalt evangelischer Gemeindeformen könne sich in der gemeinsamen Verantwortung für einen Stadtteil oder die ganze Stadt ergänzen. Mit der Stadtkirchenarbeit sei in den vergangenen 25 Jahren einer der innovativsten kirchlichen Handlungsräume entstanden. 

Mehr als 85 Prozent der Bundesbürger leben in Städten. Lange Zeit wurde Urbanität gleichgesetzt mit Säkularität und Entkirchlichung. Die Entwicklung der Stadt biete aber die „Chance für eine einladende und überzeugende Verkündigung des Evangeliums“, stellt der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort fest. Denn die Sehnsucht nach Religion erfasse auch die Stadt; und die neue Aufmerksamkeit für religiöse Phänomene verdiene eine reflektierte und klare evangelische Antwort. Der neue Text bejahe die Vielfalt evangelischer Gemeindeformen und stelle dar, wie sie sich in der Verantwortung für die Stadt wechselseitig ergänzen könnten. „Gemeinsam abgestimmtes und vielfältig profiliertes kirchliches Handeln erscheint als zukunftsweisend; der Text plädiert daher für die Entwicklung eines kirchlichen Handlungsplanes jeweils für die ganze Stadt.“

Die Stadt sei geprägt von Gegensätzlichem, so der Ratsvorsitzende. „Große gesellschaftliche Initiativen und eindrückliche humane Gesten stehen unvermittelt neben Vernachlässigung und Brutalität, Anonymität und Einsamkeit.“ Die Autoren der Studie beschreiben das kirchliche Engagement in der Spannung dieser Gegensätze als „Segens- und Heilungsdienst“. Er gründe „im Erinnern und Feiern der Barmherzigkeit Gottes im Gottesdienst, im Gebet und seelsorgerlichen Gespräch und in der Liturgie“, aber auch in Aktivitäten im Bildungsbereich und im diakonischen, sozialen und anwaltlichen Einsatz für die Menschen der Stadt. Die Kirche „lebt und fördert einen Geist der Güte in der Stadt“.

Unter Aufnahme biblischer Stadtbilder mit der Vision einer friedlichen und gerechten Stadtgesellschaft fordert der Text eine kirchliche Präsenz, die Menschen nicht nur im Nahbereich des Wohnumfeldes begleitet, sondern auch exemplarisch kirchliche Orte für Zielgruppen und Themen profiliert. Räumlich nah bei den Menschen zu sein, wird auch in Zukunft eine besondere Stärke der Kirche in den Stadtteilen und Nachbarschaften sein. Aber darüber hinaus sind die großen Zukunftsthemen der Stadt – Migration, religiöse Vielfalt, soziale Spaltung - Fragen, die kirchliche Antworten verlangen. Hierfür bedarf es der Vernetzung der Kirche mit anderen städtischen Einrichtungen und auch des Mutes zu ungewohnten Handlungsformen. Dazu gehört die Entwicklung einer gesamtstädtischen Perspektive ebenso wie das Nutzen der städtischen Öffentlichkeit.  

Die Studie argumentiert jenseits der traditionellen christlichen Stadtkritik. Sie knüpft an die Reformvorschläge des Impulspapiers des Rates aus dem Sommer 2006 und den Wittenberger Zukunftskongress im Januar 2007 an und betont die symbolische Bedeutung der Kirchen für die Stadt. Als Orte, die der Stadt eine Seele geben, bleiben die Kirchen aufgefordert, aktiv das Leben in der Stadt zu gestalten.

Hannover, 17. Januar 2008

Pressestelle der EKD
Silke Römhild

EKD-Texte 93: „Gott in der Stadt - Perspektiven evangelischer Kirche in der Stadt“

EKD-Texte 93, „Gott in der Stadt - Perspektiven evangelischer Kirche in der Stadt“, ist zum Preis von 1,35 Euro zu beziehen bei: Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Fax: 0511/2796-457, Email: versand@ekd.de