Reformprozess der KEK auf den Weg gebracht

Vollversammlung beschließt grundlegende Neuorientierung

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) hat einen umfassenden Reformprozess ihrer Organisation auf den Weg gebracht. Am Freitag, 17. Juli, beschlossen die Delegierten der 13. KEK-Vollversammlung in Lyon, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die bis Ende 2011 eine grundlegende Überarbeitung der KEK einschließlich ihrer inhaltlichen Ausrichtung, ihrer strategischen Ziele und der zur Erlangung dieser Ziele notwendigen Strukturen erarbeiten soll. Nach einem Konsultationsprozess in den Mitgliedskirchen soll die Vollversammlung im Sommer 2013 – zwei Jahre früher als bislang geplant – über diese Reformen entscheiden und die damit verbundenen Verfassungsänderungen beschließen. Ausgangspunkt dieser Entscheidung war ein Antrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die auf eine zügige und umfassende Reform gedrängt hatte.

Der Auslandsbischof der EKD, Martin Schindehütte, zeigte sich sehr erfreut über das Ergebnis. „Es ist in der Debatte schnell deutlich geworden, dass es einen Konsens über den tiefgreifenden Reformbedarf in der KEK gibt“, sagte er in Lyon. „Der Antrag der EKD fand auch bei Anglikanern und Orthodoxen breite Zustimmung.“ So drängte zum Beispiel Erzbischof Anastasios von Tirana, Oberhaupt der Autokephalen Orthodoxen Kirche von Albanien, in der Aussprache darauf, nicht bis 2015 mit der Entscheidung zu warten. „Ein Schiff, das andauernd umgebaut wird, kann nicht fahren. Und so kann es seine Aufgabe nicht erfüllen. Wir dürfen diese Entscheidungen nicht länger hinauszögern.“ Metropolit Gennadios von Sassima (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel) stimmte dem zu: „Wir brauchen einen grundlegenden Umbau der KEK – und wir brauchen ihn bald.“

Die KEK habe einen wichtigen Beitrag in der Zeit des Kalten Krieges geleistet, hob Martin Schindehütte hervor. „Sie war eine der wenigen Institutionen, die die Grenzen und Mauern zwischen Ost und West überwinden konnten.“ Aber angesichts neuer Herausforderungen im zusammenwachsenden Europa seien Veränderungen notwendig: „Wir brauchen klare Verantwortung, klare Prioritäten, eine klare Agenda.“ Mit der finnischen und der schwedischen Kirche, die einen Alternativvorschlag eingebracht hatten, konnte man sich schließlich auf einen Kompromiss einigen.

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, hatte am Morgen in einer Bibelarbeit einen „ökumenischen Paradigmenwechsel“ angeregt. „Wir sollten zu einer Ökumene des Indikativs statt des Imperativs kommen und erkennen, welche Gaben wir in der Gemeinschaft der Kirchen haben und nicht nur, welche Aufgaben.“ Eine solche „Ökumene des dankbaren Gotteslobes“ sagte Huber in seiner Auslegung von Epheser 4, 3-6, sei keine Ökumene von oben, in der aus der Einheit Gottes auf die Uniformität der Kirche geschlossen wird. „Sondern es handelt sich um eine Ökumene von unten, die der Verschiedenheit Raum gibt, dabei aber auf die Kraft der Einheit vertraut.“ Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer und der Öffnung des eisernen Vorhangs zwischen Ost- und Westeuropa könnten die Kirchen aus Freude über dieses Geschenk „beherzte Konsequenzen“ für die Zukunft ziehen.

Lyon, 17. Juli 2009

Pressestelle der EKD
Silke Römhild

Vollversammlung der KEK