Zusammenfassungen der Weihnachtspredigten und Weihnachtsbotschaften

der Leitenden Geistlichen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Soweit die Texte in der Langfassung uns vorliegen, sind sie nach Ablauf der letzten Sperrfrist unter http://www.ekd.de/weihnachten/weihnachtsbotschaften.html oder auch auf den landeskirchlichen Internetseiten zu finden.


Es gilt das gesprochene Wort


Bischof Wolfgang Huber
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachten ist das Fest für den Mentalitätswechsel

Es sei Zeit für einen Mentalitätswechsel, hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, bei der Christvesper am 24. Dezember im Berliner Dom gesagt: „Weihnachten ist das richtige Fest, um ihn zu beginnen.“ Er widerspricht in seiner Weihnachtspredigt der gesellschaftlichen Gleichgültigkeit Kindern gegenüber und fordert für das kommende Jahr, sich noch mehr für das Thema „Familie“ einzusetzen. Außerdem vergesse er an diesem Tag auch die kriegerische Situation im Nahen Osten, in der Region, wo Jesus geboren wurde, nicht. Dort herrsche Bitterkeit, wohin man schaue , erklärte Huber.

Wolfgang Huber erinnerte an die kriegerischen Auseinandersetzungen im Sommer dieses Jahres und forderte die Hisbollah auf, den inhaftierten israelischen Soldaten wenigstens zu erlauben, ihren Eltern ein Lebenszeichen zu schicken: „Wer die Humanität ernst nimmt, sollte nicht immer auf den andern warten, sondern selbst den ersten Schritt tun. Wer Frieden will, darf nicht Gefangene verstecken und ihnen die Möglichkeit menschlichen Kontakts verweigern.“ Den Gottesdienstbesuchern im Berliner Dom erzählte er vom Ausmaß der Zerstörung, das er selbst in diesem Jahr in Beirut beobachtet hat: „Wie anders wäre unsere Welt, wenn wir uns, über alle Religionsgrenzen hinweg, auf den Frieden durch Liebe einließen und auf die Botschaft der Engel antworten würden: ‚Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!’“

Jesus sei zwar unter ärmlichen Verhältnissen geboren, aber er habe im Stall und der Krippe und später in Nazareth einen Ort gehabt, an dem er aufwachsen könne und Liebe erfahre: „Es war nicht das Niemandsland, in das heute bisweilen Kinder ausgesetzt werden, um buchstäblich zu verhungern oder zu verdursten. Ohne einen solchen Ort kann kein Kind Liebe erfahren, und keines kann in die Liebe hineinwachsen. Deshalb hat man diese heilige Familie zum Vorbild gemacht für die Sehnsucht nach einer Familie, die wir alle in uns tragen.“ Beziehungen, in denen Liebe und Vertrauen, Verlässlichkeit und Fürsorge ihren Ort haben, seien für das menschliche Leben von unersetzlichem Rang.



 
Landesbischof Christoph Kähler
Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
Stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Josef als Vorbild für die Väter
 
Weihnachtswort

„Im Stall von Bethlehem geht es ganz einfach zu. Um die Krippe sind keine Prominenten versammelt, keine Stars und Sternchen, sondern besorgte Eltern, hart arbeitende Hirten und heidnische Ausländer. In diesem Jahr möchte ich besonders auf Josef eingehen. Er spielt in der Weihnachtsgeschichte keine Hauptrolle. Im Gegenteil, er ist und bleibt eine Randfigur. Aber wir können mit ihm einmal die Väter ins Licht unserer Aufmerksamkeit rücken.
 
Josef hat als Zimmermann gelernt, zuzupacken. Mit den Händen in den Hosentaschen herumzustehen, war bestimmt nicht seine Sache. Bei der Geburt Jesu war er allein mit Maria im Stall. Er hat ihr geholfen, hat sich um die Krippe gekümmert, um Heu und Stroh, hat das Essen zubereitet, getan, was notwendig war.
 
Jedes Kind ist wie der Neugeborene im Stall zu Bethlehem der Zugluft ausgesetzt. Jedes Kind braucht neben der Mutter einen Vater, der sich kümmert. Es kommt den Kindern zugute, wenn sich Mutter und Vater gegenseitig den Rücken frei halten. So können sie sich einzeln oder gemeinsam Zeit nehmen für ihre Kinder.
 
Es wird selbstverständlicher, dass sich Väter um Kinder kümmern. Dass es noch nicht selbstverständlich ist, merken wir gerade bei Trennungen. Von den 51.000 Alleinerziehenden in Thüringen sind nur rund acht Prozent Männer. Etwa ein Drittel der Väter zahlt für die Kinder keinen Unterhalt.
 
Wir alle können dazu beitragen, dass die Fürsorge der Väter selbstverständlicher wird. Wir können Männer an ihre Verantwortung für Kinder erinnern und sie ermutigen, sich auch nach Trennungen um die Kinder zu kümmern. Gefragt sind Männer aber nicht nur in der eigenen Familie. Gäbe es in den Grundschulen und Kindergärten unter den Lehr- und Erziehungskräften mehr als nur die rund fünf Prozent Männer, würde das auch helfen, die Rolle der Männer bei der Kindererziehung als selbstverständlich zu begreifen. Hier sind gerade junge Männer gefragt, um der Kinder willen sich für Erziehungsaufgaben ausbilden zu lassen.
 
Josef war als Handwerker ein ganzer Mann. Er war aber auch ein Vater mit ganzem Herzen. Wir werden als Menschen gebraucht, das Nächstliegendste zu tun, auch wenn es eine ungewohnte Aufgabe ist. Josef hat gespürt, dass Gott ihn gebraucht hat. Ich wünsche uns, dass wir das gelegentlich spüren: Gott braucht mich. Das ist die Stelle, an der ich gefragt bin, da ist ein Kind, das mich braucht.
 
So kann von uns Hoffnung ausgehen, Hoffnung, wie sie uns im Stall von Bethlehem begegnet. Ich wünsche uns allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.“




Landesbischof Johannes Friedrich
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

„Durchbruch Gottes von oben nach unten“

„Weihnachten ist der Durchbruch Gottes von oben nach unten“ so Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Predigt am 1. Weihnachtsfeiertag in der Münchner Matthäuskirche. Die Trennung von Oben und Unten sei an vielen Stellen des Lebens erfahrbar, „in den Familien, in den Betrieben, in den Nachbarschaften, in vielen menschlichen Beziehungen, auf die brutale oder auf die sanfte Art.“ Überrascht sei er gewesen, dass in vielen Ehen der Mann als Geldverdiener seiner Frau vorschreibe, wofür sie Geld ausgeben dürfe.  Diese menschliche Über- und Unterordnung werde an Weihnachten von Gott überwunden. Gott selbst, so Friedrich, „räumt alle Hindernisse zwischen oben und unten weg. Die himmlische Herrlichkeit Gottes kommt nach unten. Unten ist nicht länger unten und oben ist nicht länger oben. Es gibt jetzt eine Verbindung.“

Jesus, nicht nur Bote sondern Sohn Gottes, ermögliche es, dass Gott sich dort finden lasse, wo Menschen sich quälten mit der Frage nach Gott, angesichts der Situation von Jugendlichen, die daran verzweifeln, von keinem Arbeitgeber gebraucht zu werden, angesichts der Bereichung hochrangiger Persönlichkeiten durch Schmiergelder und Bestechung, angesichts des qualvollen Sterbens vernachlässigter kleiner Kinder.

Gerade in dieses Elend habe sich Gott begeben „um die Welt ganz unten ein wenig heller zu machen“, so Landesbischof Friedrich. „Die Weihnachtsgeschichte erzählt, dass Gott am Rande der Gesellschaft in einem Stall zur Welt gekommen ist. Und er hat Einzug in die Herzen gehalten bei allen, die an ihn geglaubt haben – mitten in widrigen und erniedrigenden Umständen.“




Landesbischof Ulrich Fischer
Evangelische Landeskirche in Baden
Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK)

Die Krippe ist Ruhepunkt und Kraftquelle

 „An der Krippe kann ich loslassen, mich hingeben, Kraft aufnehmen, um mich zuzurüsten für den Weg zurück in diese Welt“, sagte Landesbischof Ulrich Fischer am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruher Stadtkirche. Aus den unterschiedlichen Spielen der Macht in dieser Welt könnten Christen ausbrechen und dem Krampf des Kampfes entgegentreten, so der badische Bischof.

„Die Welt ist ein Kampfplatz, auf dem das Spiel der Macht in immer neuen Formen ausgetragen wird“, sagte Bischof Fischer. Er nahm in der Predigt durch die Kantorei der Stadtkirche vorgetragene Choräle und Arien des sechsten Teils des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach auf.  „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesulein, mein Leben – ein unerhörter Ruhepunkt im Kampfgetümmel der Welt – Ruhepunkt und Kraftquelle“, so Fischer.

An der Krippe könne sich der Mensch als beschenkt erfahren. Diesen Ruhepol brauche man, um sich für den Alltag zurüsten zu können. „In Jesu Händen ruhen – die Botschaft der Weihnacht!“, sagte Fischer. An der Hand Jesu durch das Leben zu gehen bedeute auch, an der Hand des Gekreuzigten zu sein. „Nicht im Zeichen der geballten Fäuste geschieht Gottes Sieg über die Mächte der Welt, sondern im Zeichen der durchbohrten Hände des Gekreuzigten.“

Fischer weiter: „Im Zeichen seiner durchbohrten Hände wird die Ohnmacht der Mächtigen in dieser Welt entlarvt, die Niedrigen werden erhoben und die Hungrigen mit Gütern gefüllt, lernen Mutlose und gedemütigte sich zu erheben.“ Was im Stall von Bethlehem begonnen habe, finde am Kreuz von Golgatha seine Vollendung. „Bei dem menschenfreundlichen Gott habe ich meine Stelle, deshalb kann ich nicht aus seiner Hand fallen.“




Präses Nikolaus Schneider
Evangelische Kirche im Rheinland
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

„Jesus Christus begegnet uns nicht nur im niedlichen Kind in der Krippe“

Weihnachtsbotschaft

„Entscheidend für unser Leben und Sterben, für unser Heil und unsere Seligkeit sind nicht unsere Erfolge, ist nicht unsere Gesundheit, Kaufkraft oder unsere Macht“, erinnert Präses Nikolaus Schneider zum Weihnachtsfest: „Entscheidend für unser Heil und unsere Seligkeit ist unsere innere Bindung an die Menschenliebe Gottes, ist die Ausrichtung unseres Lebens an Jesus Christus.“ Dies, so der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland, sei die Botschaft der Geburt Jesu Christi im Stall von Bethlehem, die wir in diesen Tagen feiern.

Weil Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, nehme Gott Anteil „an den guten und den bösen Tagen unseres Lebens“, so Schneider in Düsseldorf: „Und weil unser Leben dadurch geheilt ist, können wir uns mit offenen Augen und mit offenen Händen dem Unheil unserer Welt zuwenden. Jesus Christus, unser Heiland, will uns nicht nur einmal jährlich als niedliches Krippenkind begegnen. Jesus Christus will uns auch heute im Alltag unseres Lebens, im Alltag unserer Welt begegnen: Jesus Christus – das verwahrloste Kind im Nachbarhaus! Jesus Christus – der von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter von BenQ! Jesus Christus – der Jugendliche in der Jugendstrafanstalt! Jesus Christus in dem Menschen zu erkennen, der unsere Hilfe braucht, uns vom Geist Gottes bewegen und befähigen zu lassen, mitzufühlen, mitzuleiden und zu heilen, das macht uns selber heil.“



 „Weihnachten verheißt: Es muss nicht alles so bleiben wie es ist“

In seiner Predigt zum Weihnachtsfest hat Präses Nikolaus Schneider die verändernde Kraft durch die Geburt Jesu Christi bekräftigt: „Weihnachten ist ein Zeitenwechsel. Weihnachten trägt die Verheißung in sich: es muss nicht alles so bleiben wie es ist“, sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland im Weihnachtsgottesdienst heute vormittag (25. Dezember 2006) in der Johanneskirche in Düsseldorf: „Am Heiligen Abend ist zwar das Reich Gottes nicht vollständig Realität geworden, doch der Bann der Dunkelheit ist gebrochen, auch wenn Unrecht, Krieg und Gewalt uns so oft noch übermächtig scheinen. Der Bann von Verzweiflung und Resignation ist gebrochen, auch wenn noch so oft Scheitern, Leiden und Sterben unser Leben bestimmen.“

Weihnachten sei das Weihnachten Gottes, unterstrich Nikolaus Schneider im Gottesdienst, der auf WDR 5 im Hörfunk übertragen wurde: „Nicht wir haben Gott herbeigerufen, herbei gebetet. Oder gar durch unsere guten Werke herbei gezwungen. Gott selbst hat sich aus freien Stücken uns zugewandt. Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe sind uns, sind unserer Erde erschienen! Ein Kind der Liebe wurde in Bethlehem geboren, ein Kind der Liebe Gottes zu seiner Schöpfung, zu seinen Menschen. Gott selbst will unter uns sein.“
Diese Hinwendung Gottes lehre uns Menschen neue Lieder zu singen. Präses Schneider wörtlich: „,Christ, der Retter ist da!‘ das gilt von nun an, auch wenn die alten Lieder in unserer Welt sich immer wieder in den Vordergrund drängen, wenn sie ihre immer noch mächtigen Stimmen erheben, immer noch Geltung und Aufmerksamkeit beanspruchen. Alte Lieder wie: ,Sterben müssen wir alle, darum genieß das Leben und kümmere dich um nichts weiter!‘;  ,Macht ist stärker als Recht, darum nimm, was du kriegen kannst!‘; ,Gewalt und Kriege wird es immer geben, darum ist alle Friedensarbeit der Gutmenschen vergebliche Liebesmühe!‘; ,Alles ist käuflich, darum kaufe rund um die Uhr, kaufe auch an Sonn- und Feiertagen, warum nicht auch am Heiligen Abend? – ja kauf dich sogar frei von Schuld und Verantwortung!‘ Diese alten Lieder singen wir nicht mehr mit!“




Bischof Hans-Jürgen Abromeit
Pommersche Evangelische Kirche

Engel auf unserem Weg

Weihnachtsbotschaft

Engel begegnen uns immer wieder. Das passiert auf ganz verschiedene Art und Weise. Manchmal merken wir es gar nicht gleich, manchmal wird es uns erst im Nachhinein klar. Das umgangssprachliche „Du bist ein Engel“ ist nicht fehl am Platz, wenn ein Mensch für uns zum Boten Gottes wird. Engel begleiten uns durch die Höhen und Tiefen unseres Lebens.
Der bekannte Theologe, Dietrich Bonhoeffer, an dessen 100. Geburtstag wir uns gerade in diesem Jahr erinnert haben, hat dieses Wissen um die Engel unnachahmlich in einem Gedicht festgehalten. Es wurde später vertont, hat Eingang in die Schullesebücher gefunden und ist inzwischen weltbekannt geworden. Er spricht darin von den Engeln als den „guten Mächten“. Die letzte von sieben Strophen lautet:

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Diese Zeilen fügt er einem Brief bei, den er aus dem Gefängnis am 19. Dezember 1944 an seine Verlobte Maria von Wedemeyer schreibt. Sie gehören zu den letzten schriftlichen Lebensäußerungen, die Bonhoeffer erlaubt sind, bevor er im April 1945 hingerichtet wird. Kurz vor Weihnachten schreibt er darin auch: „Es ist ein großes, unsichtbares Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keinen Zweifel hat. Wenn es in dem alten Kinderlied von den Engeln heißt:  „zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken“, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute, unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsene heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“

Dieses Geheimnis kann gerade zur Weihnacht deutlicher werden als zu anderen Zeiten. Es ist eine Zeit, in der viele Menschen eine größere Offenheit dafür haben, dass es „zwischen Himmel und Erde mehr Dinge gibt“, als uns unsere Schulweisheit träumen lässt. Die Weihnachtszeit öffnet für Gott. Denn Gott kommt uns Menschen nahe, wird selber zum Menschen. Das ist zuerst ein Ruf, ihm zu glauben und zu vertrauen. Damit verbunden ist aber auch die Orientierung darüber, was wahrhaft menschliches Leben ist. Es sind die Engel auf dem Feld, die in der biblischen Weihnachtsgeschichte den Hirten verkünden: „Fürchtet euch nicht! Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Wir brauchen eine solche göttliche Störung unserer Welt, in der wir uns eingerichtet haben und in der wir doch immer wieder an unsere Grenzen kommen. Deswegen sendet uns Gott auch heute seine Engel.

Gottes Erinnerung an Maßgaben des Menschlichen tut gut, vor allem dort, wo in unserer Gesellschaft die Ehrfurcht vor dem Menschen verloren gegangen zu sein scheint. Ich nenne drei Beispiele. So verdienen die sterblichen Überreste von Menschen einen würdigen Umgang. Dieser Maßstab gilt unabhängig davon, ob diese Verletzung in Afghanistan durch unreife Bundeswehrsoldaten oder in Guben durch einen so genannten Plastinator geschieht. Der Körper von Verstorbenen muss durch die Persönlichkeitsrechte der verstorbenen Person geschützt bleiben. Wir sollten ihm die notwendige Achtung entgegenbringen, die Totenruhe wahren und ihn Gottes zukünftigem Handeln in der Auferstehung der Toten überlassen.

Ein anderes Beispiel, wo menschliches Handeln fragwürdig wird, sind die wiederholten Amokläufe an deutschen Schulen. Die damit in Verbindung stehenden so genannten „Killerspiele“ lassen uns aufschrecken. Es kann doch kein Zufall sein, dass die jugendlichen Täter zuvor regelmäßig täglich Stunden damit verbracht haben, am Bildschirm andere Menschen zu töten. An dieser Stelle sind zuerst die Eltern gefragt, die ihren Kindern den Umgang mit den Spielen erlauben. Aber auch der Gesetzgeber ist gefordert, ernsthaft über ein Verbot dieser unmenschlichen Spiele nachzudenken.

Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit Fremden in unserem Land. Nach wie vor gibt es rassistisch motivierte Übergriffe auf Ausländer oder Menschen, die nicht in ein bestimmtes Schema passen. Die Bibel erinnert uns an einen wahrhaften menschlichen Umgang mit ihnen: „Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ (Hebräer 13, 2).

Manchmal merken wir erst im Nachhinein, dass ein Engel uns geleitete und schützte. Wenn wir es lernen, uns Gottes guter und leitender Hand schon vorher anzuvertrauen, schenkt uns das große Gelassenheit für unser Leben.

Engel sprechen uns an, indem sie uns begegnen oder indem sie uns Botschaften vermitteln. So gewinnt Gott Macht in unserem Leben. Dietrich Bonhoeffer wusste das, deswegen schrieb er in dem oben schon einmal zitierten Brief von den „guten Mächten“ und sagt dazu: „Eure Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor.“

Für die kommenden Tage wünsche ich Ihnen festliche Stunden, Ruhe und Besinnung, gute Gespräche und ein feines Gespür dafür, diese Stimme der Engel vernehmen zu können.




Landesbischof Jochen Bohl
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

Weihnachten ist kein Fest der Wirtschaft, sondern des Glaubens

Zusammenfassung der Predigt in der Open-Air Christvesper vor der Dresdner Frauenkirche

„Weihnachten ist kein Fest der Wirtschaft, sondern des Glaubens“, betont Landesbischof Jochen Bohl in seiner Predigt vor der Dresdner Frauenkirche am 23. Dezember. Der Heilige Abend sei eben kein beliebiger Abend wie jeder andere: „Das Heilige macht einen Unterschied – was uns gleichgültig lässt, wird unterschieden von dem, was gut und uns unbedingt wichtig ist. Solche Unterscheidung hilft uns, dem Leben eine Gestalt und die Formen zu geben, die es erst lebenswert machen.“ Er sehe die Gefahr, dass die Unterschiede verwischt werden: „Wir sind in der Gefahr, das Heilige klein zu machen und das Alltägliche zu groß werden zu lassen.“ Viele Lebensbereiche würden dem Diktat der Wirtschaftlichkeit unterworfen, die Vorfreude auf Weihnachten werde benutzt, um wirtschaftliche Erfolge zu erzielen.

Bohl warnte davor, den Advent und die Weihnachtsfreude dem Nutzendenken unterzuordnen: „Wir sind im Begriff, gerade das zu beschädigen, was uns doch das Besondere ist.“ Weihnachten sei doch nicht zuerst ein Wirtschaftsfaktor, sondern ein Fest der Herzen und für die Sinne, das Fest der Liebe, der Kinder und der Familien. „Es ist der Festtag Gottes, der uns Menschen nahe kommt!“



Die Weihnachtsbotschaft: Maßstab und Grundlage in einer schnelllebigen Welt

Zusammenfassung der Predigt in der Kreuzkirche in Dresden

In unserer schnelllebigen, von Veränderung geprägten Zeit kommen viele Menschen mit der Erwartung, es möge so sein „wie immer“ in den Weihnachtsgottesdienst, so der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens, Jochen Bohl, in seiner Predigt in der Kreuzkirche in Dresden. Die Worte des Evangelisten Lukas „sind uns zu einem feststehenden Datum geworden im Verlauf der Zeit, in der doch alles andere dem immerwährenden Wandel unterworfen ist. Wir hören sie, weil uns in ihnen jene Wahrheit begegnet, die unser Leben bestimmen will: Gott ist Mensch geworden; er ist nicht ferne, nicht nur ein spekulativer Gedanke zum besseren Verständnis der Welt; Gott ist uns Menschen nah gekommen, selbst ein Mensch geworden“. Die Weihnachtsbotschaft leite an „zur Vergewisserung der Grundlagen, auf denen wir stehen und unsere Tage gestalten.“ Sie werde zum Maßstab, an dem wir erkennen, wie es um uns bestellt se, worauf wir hoffen dürften und wer unser Vertrauen verdiene.

„Gerade in unseren Tagen, in denen so vieles sich so schnell verändert, ist es notwendig, dass wir uns auf die Suche machen, nach der Wahrheit, die uns hilft, das Gute vom Bösen zu unterscheiden“, so Bischof Bohl weiter. „Denn wir wissen ja, dass wir scheitern können in dieser Welt, die gezeichnet ist von menschlicher Schwäche und Unvermögen“. In den letzten Jahren haben sich Spaltungen in unserer Gesellschaft aufgetan: „Es gibt mehr Arme, vor allem unter den Kindern und Jungen, und die Armen sind ärmer geworden. Der Reichtum anderer ist in nie gekannter Weise gewachsen. Es scheint, als sei das Land auf eine neue Weise geteilt.“ Die christliche Botschaft mahne zum gerechten Ausgleich und „lehrt uns, einander beizustehen und den Schwachen zu helfen, die Lasten zu tragen.“ In Christus finde man eine „Richtschnur, die uns hilft, in den Herausforderungen des Lebens nicht in die Irre zu gehen. Es begegnet uns die Wahrheit, der wir vertrauen können, denn sie ist nicht ein kalter Gedanke, sondern die Begegnung mit seiner Person. Weil er Liebe gelehrt und gelebt hat, sprechen wir vom Fest der Liebe.“




Präses Alfred Buß
Evangelische Kirche von Westfalen

Wer das Oben finden will, muss ganz nach unten gehen

Für Präses Alfred Buß ist Weihnachten ein Fest für alle Sinne: „Zu keinem Fest gibt es Tieferes und Höheres, Schöneres und Bewegenderes zu hören, zu sehen, zu riechen, zu empfinden als zu Weihnachten“. Ein Fest, das scheinbare Gegensätze vereint – so wie in farbenfrohen Krippenszenen alter Meister: Ein karger Stall, der gülden leuchtet, darin eine in Samt und Seide gehüllte Maria, eine schützende Decke in königlichem Rot über dem Neugeborenen. Allerdings werde damit keine Armut kaschiert, so Buß manchen Kritikern zum Trotz, sondern der Blick auf das Wesentliche gelenkt: die Hoffnung, die mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist.

Durch die göttliche Menschwerdung, so der leitende Theologe der westfälischen Landeskirche in seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember in der Neustädter Marienkirche (Bielefeld), werde die strikte Trennung von Himmel und Erde, von göttlichem und irdischem Leben aufgehoben. Christi Erscheinen stelle die Verbindung her, sei das Ereignis der sich auf die Welt einlassenden Liebe Gottes: „Christus ist nicht oben geblieben, sondern ist heruntergekommen in die menschliche Existenz, dorthin, wo es wehtut. Christus kommt in die Welt, in der es Oben und Unten gibt, Drinnen und Draußen, Dazugehören und Nichtdazugehören, Entweder-Oder, Freund oder Feind und gegeneinander abgeschlossene geschlossenen Kreise.“ Buß erinnerte an die Betonmauer, die Israelis und Palästinenser voneinander trennt, an ein Europa, dass sich wie eine Burg gegen Flüchtlinge abschottet, die immer weiter werdende Schere zwischen Arm und Reich, den kleinen Kevin und den Amokläufer von Emsdetten, dessen Bluttat ein einziger Schrei nach Anerkennung gewesen sei.

Glaube, sagt Buß, ist eine tägliche Herausforderung: „Vom menschlichen Denken und Handeln ist für das Heil der Welt nichts zu erwarten. Wir können sie höchstens heillos verderben. Aber in Christus sind Wahrheit, Liebe , Licht und Leben gegenwärtig; wenn die Menschen nur aufhören würden, durch ihr Denken und Handeln dieses Heil zu verdrängen.“ Und dann ist der Glaube auch ein lehrreiches Paradox: „Was irdisch ist, das denkt und strebt nach oben; was aber wahrhaft göttlich ist, das denkt und strebt nach unten.“



 
Kirchenpräsident Eberhard Cherdron
Evangelische Kirche der Pfalz

"An der Botschaft von der Liebe unter allen Umständen festhalten"

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron predigt am 1. Weihnachtsfeiertag um 10 Uhr in der Speyerer Gedächtniskirche. In seiner  Weihnachtspredigt erinnert er daran, dass "die Weihnachtsgeschichte eine einzige Botschaft hat: Gott ist Liebe."

"Gott will von uns, dass wir die Liebe und die Barmherzigkeit nicht aufgeben, mag die Welt um uns auch noch so kalt und berechnend sein. Das ist die Überzeugungskraft des christlichen Glaubens, dass wir an der Liebe festhalten, die stark ist wie der Tod. Wo die Liebe verlöscht, wird es Nacht in der Seele des Menschen", sagte Cherdron.

Mit großer Sorge beobachte er die Tendenz, Religion für Machtansprüche zu missbrauchen. "Jede Form von Religion, die meint, sich mit Unduldsamkeit und Stärke umgeben zu müssen, wird sich fragen lassen müssen, ob sie vor der Erscheinung dieses Gottes, der als Kind in diese Welt gekommen ist, standhält. Sie wird sich fragen lassen müssen, ob sie sich nicht als Schöpfung der Menschen entpuppt, die Gott für ihre eigenen Zwecke einsetzt." Wer die Gewalt beobachte, mit der religiöse motivierte Machtansprüche geltend gemacht würden, müsse erkennen, "wie viel von der Verteidigung der Religionsfreiheit" abhänge.

Für eine religiös gefärbte Intoleranz sei im Christentum kein Platz. "Was wir Christen an Weihnachten feiern, steht gegen alle Absolutheitsansprüche von Religionen, auch gegen einen Absolutheitsanspruch des Christentums selbst. Vor dem Kind in der Krippe werden solche Ansprüche hinfällig." Der christliche Glaube übe Toleranz nicht aus einer "blinden Gutmütigkeit" sondern aus Liebe. Nur dann habe er eine positive Bedeutung für Europa, wenn er dem "Missbrauch der Religion für eigene Machtansprüche" widerstehe und "unter allen Umständen an der Botschaft von Liebe und Versöhnung" festhalte.



Bischof Martin Hein
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

Gott in der Notunterkunft - Wachsende Kluft zwischen Reichtum und Nöten

Weihnachtsbotschaft

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, stellt in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft die immer weiter aufgehende Schere zwischen Reichtum und Not in unserer Gesellschaft in den Vordergrund.

Jesu Geburt fand in einer Notunterkunft statt
„Bei allem Glitzer und den prachtvollen Auslagen in den Geschäften verlieren wir meist aus dem Blick, dass die Bibel von einer äußerst armseligen Geburt berichtet. Gott kommt in Jesus Christus zur Welt – aber nicht in einem Palast, sondern in einem Viehstall“, so der Bischof. Die Armen wären die ersten gewesen, die das Evangelium der Heiligen Nacht gehört hätten. Hein: „Vom Rand der Gesellschaft her wurde die frohe Botschaft in die Welt getragen.“

Wachsende Kluft gefährdet sozialen Frieden
Die rasant wachsende Kluft zwischen dem unvorstellbaren Reichtum in unserer Gesellschaft und den gleichzeitig wachsenden Nöten vieler Menschen in unserem Land stelle uns vor drängende Herausforderungen. „Mittelfristig kann diese Entwicklung den sozialen Frieden gefährden“, so Hein. Weihnachten habe stets auch eine politische Dimension: Verantwortung für andere zu übernehmen.

Weihnachten befähigt zur Solidarität
„Gottes Liebe, die in Jesus Christus unter uns Gestalt gewinnt, gilt allen Menschen“, so Hein. Deshalb könnten wir nicht den Blick von denen abwenden, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden. Weil Gott sich in seiner Menschwerdung mit uns Menschen solidarisiere, forderte Weihnachten unsere Solidarität mit den Schwachen. Das göttliche Geschehen an Weihnachten mache uns menschlich und leite uns dazu an, in jedem Menschen das Ebenbild Gottes zu sehen. „Eine armselige Geburt in einer Notunterkunft und die Engel bei denen, die »draußen« sind“, davon erzähle die Weihnachtsgeschichte. Hein: „Das kann nicht ohne Folgen dafür sein, wie wir Weihnachten feiern. Und erst recht kann das nicht ohne Folgen bleiben, wenn wir nach Weihnachten in unseren Alltag zurückkehren.“




Landesbischof Frank Otfried July
Evangelische Landeskirche in Württemberg

In der ersten Reihe an der Krippe - Weihnachten lädt zum Perspektivenwechsel ein

Weihnachtsbotschaft

Weihnachten biete Menschen die Möglichkeit, sich selbst, ihr Leben und andere aus einer anderen Perspektive zu betrachten. „Unsere Gesellschaft, wir alle, haben einen verengten Blick, wir bewegen uns auf eingefahrenen Wegen. Unsere Wahrnehmung ermöglicht dann keine neuen Einsichten mehr“, sagt der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in seiner Botschaft zu Weihnachten. Manche Probleme und Fragen würden dadurch einfach beiseite geschoben.

Gott wird ein Kind und schenkt sich den Menschen: Das sei eine Überraschung, die alles in ein neues Licht tauche. „Junge Menschen, die keine Möglichkeit für sich und ihre Zukunft sehen und aufgeben möchten, stehen in der vorderen Reihe an der Krippe. Menschen mit körperlichen und seelischen Erkrankungen, die ihr Selbstwertgefühl verloren haben, stehen in der vorderen Reihe an der Krippe“, so der Bischof.

Gott, der für die Menschen arm geworden sei in einem Säugling, der in einem Stall zur Welt kommt, ermutige uns heute, Fragen nach Ungerechtigkeit und Armut in unserer Gesellschaft zu stellen und nach Lösungen zu suchen. „Der, der für uns zum Friedefürst geworden ist, ermutigt uns immer wieder neu, die Fragen nach Ursachen von Krieg und Gewalt zu stellen“, sagt Frank Otfried July weiter. Jesus, der keine Herberge fand und später auf der Flucht war, ermutige die Menschen, für Flüchtlinge und Heimatlose einzutreten.

„Als Menschen, die das Kind in der Krippe anbeten und Christus als den Herrn der Welt verehren, gehen wir auf die Menschen anderen Glaubens und anderer Überzeugung in unserer Gesellschaft zu und gestalten miteinander in Respekt und Würdigung das Zusammenleben“, so July.




Kirchenpräsident Helge Klassohn
Evangelische Landeskirche Anhalts

„Der Frieden Gottes fängt im Kleinen an“

Weihnachtswort

In seinem Weihnachtswort ruft Kirchenpräsident Helge Klassohn die Menschen dazu auf, die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes auch im privaten und beruflichen Alltag zu leben: „ ,Frieden auf Erden’ – das ist ein großes Wort, doch der Frieden Gottes fängt im Kleinen an: An unserem Arbeitsplatz ebenso wie zu Hause, wo wir großzügig und barmherzig miteinander umgehen, die Stärken des anderen über das stellen, was wir als seine Schwächen wahrnehmen.“ Sehr viele Menschen würden von Christen erwarten, dass sie sich für diesen Frieden zur Bewahrung des Lebens einsetzen, „und sie erwarten es auch von der Gestaltung unseres Zusammenlebens in Kirche und Gesellschaft“, sagt der Kirchenpräsident.

Allerdings sehe er in dieser Hinsicht auch große Belastungen: Wenn die Konflikte zwischen ökonomischen Gruppen- und Einzelinteressen und gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und Solidarität im Sinne der Suche nach sozialem Ausgleich und sozialem Frieden in Deutschland nicht mehr angemessen gelöst werden könnten, stehe für viele Menschen die Legitimität der freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung auf dem Prüfstand. „In unserem reichen Lande wächst der Reichtum, aber es wächst auch auf eine erschreckende Weise die Zahl der Armen. Man spricht von einer neuen ‚Unterschicht’ oder einem ‚Prekariat’, anstatt einfach zu sagen, dass es eine erschreckend große Zahl von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, auch alten Menschen in Deutschland gibt, die in Not und Armut leben müssen.“ Das in der Sozialen Marktwirtschaft vorgegebene Ziel des Ausgleichs zwischen Arm und Reich und der Bewahrung des sozialen Friedens werde zurzeit von der Politik nicht konsequent genug verfolgt, so Klassohn.

Die Evangelische Kirche dürfe als „Kirche der Freiheit“ nicht die gnadenlose Gleichgültigkeit hinnehmen, mit der der soziale Abstieg in die Armut als Folge von globalen und ökonomischen „Sachzwängen“ und als quasi „schicksalhaft“ hingestellt werde. Die „Option für die Armen“ realisiere sich praktisch in einem Leben mit den Armen, die genau wie die Reichen Sünder und keine besseren Menschen seien, sondern „wie wir alle“ durch das Angebot des Gottesfriedens zum Tun des Guten und Gerechten befreit und befähigt würden.

„Das Weihnachtsevangelium vom menschenfreundlichen Frieden Gottes, der mit der Geburt des Kindes von Bethlehem in den Alltag der Welt gekommen ist, erinnert uns daran, dass es unter uns in Zukunft anders zugehen kann und auch anders zugehen muss als bisher. Ich bin der Überzeugung, dass das Weihnachtsfest erneut seine menschliche, lebensschützende, liebevolle Kraft in unserer Gesellschaft, in unseren Familien, in unserer Kirche und ihren Gemeinden entfalten wird, indem es die Herzen und Gewissen mit dem Glanz der Hoffnung auf eine bessere Welt erhellt.“




Bischof Axel Noack
Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

„Gott sieht immer nach unten“

Weihnachtswort

In seinem diesjährigen Weihnachtswort erinnert der Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, daran, dass eine Gesellschaft Werte braucht, die sich an der Nächstenliebe und am Gemeinwohl orientieren. „Schon seit biblischen Zeiten wird die Qualität des Zusammenlebens daran bemessen, wie es ‚den Witwen’, ‚den Waisen’ und ‚den Fremden’ im Lande geht“, sagt Axel Noack. „Geraten die Schwächsten aus dem Blick, ist das ein Alarmsignal für den sozialen Frieden und letztlich für den ‚Wohlstand’ eines Staates.“

In diesem Zusammenhang verweist der Magdeburger Bischof auf die Botschaft des christlichen Weihnachtsfestes. Gott habe sich aufgemacht, den Menschen nahe zu sein. In der Geburt des Jesus-Kindes zeige er seine Freundlichkeit, so der Leitende Geistliche der Kirchenprovinz Sachsen. „Gott sieht immer nach unten. Dorthin, wo wir Menschen sind. Genau das feiern wir zu Weihnachten und hoffen, dass diese Blickrichtung Gottes etwas Mitreißendes hat. Dass sie für uns zur Orientierung wird, dass auch wir möglichst die nicht übersehen, die es heute nötig haben, nicht übersehen zu werden. Davon gibt es viele in der weiten Welt. Und sogar in unserem reichen Land leben viel mehr Menschen, die darauf warten in ihrer fatalen sozialen Lage wahrgenommen zu werden. Die Menschen scheinen das zu spüren. Nicht zufällig sind an Weihnachten die Leute spendenfreudiger und haben offenere Herzen. Darin, dass wir uns gegenseitig Geschenke machen findet sich genau davon etwas wieder: Wir sind in das Blickfeld Gottes geraten und durch ihn sehr beschenkt. Aus Dankbarkeit und fast als eine natürliche Folge wollen wir die nicht aus den Blick verlieren, die unsere Freundlichkeit brauchen.“





Kirchenpräsident Peter Steinacker
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

„Die Verwandlung der bitteren, trostlosen Welt in eine freundliche, Gottesnahe Welt“

„Weil Gott Mensch geworden ist, brauchen wir bei allem Lebensernst nicht zu verzweifeln, sondern die Freude über Gott und das Leben überstrahlt die dunklen Schatten,“ so hat Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker die weihnachtliche Botschaft zusammengefasst. Steinacker gestaltete an Heiligabend die Christvesper in Angersbach im Vogelsberg. Er predigte, die Weihnachtsgeschichte sei „die Geschichte von der Verwandlung der bitteren, trostlosen Welt in eine freundliche, Gottesnahe Welt“. Diese Verwandlung sei freilich noch nicht zu Ende. Auch in der biblischen Weihnachtsgeschichte bleibe den Zeugen, den Hirten und den Königen, ein hartes Leben. Und das neugeborene Jesuskind müsse angesichts eines königlichen Mordbefehls nach Ägypten fliehen. Aber, so sagte Steinacker, „über aller Trauer, Entbehrung und dem Todesschatten geht das messianische Licht Gottes auf, der sich seiner Welt erbarmend und lächelnd zuneigt.“

Weihnachten kommt, weil Gott es will

„Alljährlich fegt über die stille Erwartungszeit des Advents ein Tornado aus Feierstress, Erledigungswahn und Jahresendhektik hinweg. Es ist, als müssten wir vorher alles, aber auch alles in Ordnung bringen, bevor es Weihnachten werden kann.“ Darauf hat Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker hingewiesen. Am Ende komme der Heilige Abend „über uns und wir haben den Eindruck, noch nicht fertig und noch nicht in Stimmung zu sein“. Kinder wüssten dagegen, dass sie Weihnachten nicht machen können. Wörtlich sagte Steinacker: „Als Kinder haben wir gewartet und erwartet. Wir haben uns Weihnachten schenken lassen. Und damit hatten wir die Botschaft Gottes zu diesem Fest besser verstanden als die Erwachsenen.“ Das Kind in der Krippe, Jesus Christus, komme aus Gottes Initiative. Seine Eltern seien, genau wie alle, „rein empfangende Menschen“. Diese Lebenshaltung sei wichtiger als unaufgeräumte Schreibtische, unerledigte Telefonate und lückenhafte Einkaufslisten. Weihnachten komme in die Welt, weil Gott es will. Das Beste, was Menschen tun könnten, sei sich dafür Zeit zu nehmen.




Landesbischof Friedrich Weber
Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

Friedensstifter werden

Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat die Christen aufgefordert, das Licht der Heiligen Nacht in die Welt zu tragen und Friedensstifter zu werden. Das gelte gerade für die Religionen und Kulturen in unserem Land, sagte er am 24. Dezember in seiner Weihnachtspredigt im Braunschweiger Dom. Das Fremde dürfe nicht nur als Bedrohung gesehen werden: „Vom Licht unseres Glaubens erwärmt, werden wir auch das Schöne im Glauben der Anderen sehen.“ Das gelinge aber nur, wenn uns das Eigene nicht fremd sei, so der Landesbischof.

Weber erinnerte außerdem an die schwierige Lage der Christen im Heiligen Land. Sie stünden zwischen den Fronten: verdächtig den Einen, weil sie Palästinenser, verdächtig den Anderen, weil sie keine Muslime seien. Er würdigte das Engagement der lutherischen Kirche in Palästina, die sich unter anderem mit einem Hospital und einer Schule insbesondere um die Kinder kümmere. Dies seien sichtbare Zeichen der Versöhnung und der Hoffnung.




Schriftführer Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz
Bremische Evangelische Kirche

Ein heller Ton im dumpfen Geschrei der Welt

Die Hoffnungsgeschichte von Bethlehem verkünde die hoffnungsvolle Vision einer neuen Welt angesichts der Realität von Streit, Krieg und Not, erklärte der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche, Schriftführer Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz, in seiner Predigt am 2. Weihnachtsfeiertag in der St. Stephani-Kirche in Bremen. „Die Hoffnung auf den Gesalbten Gottes, der die Welt Gottes heraufführen wird, bringt einen leichten hellen Ton in das dumpfe Geschrei der Welt.“ Hoffnung stelle sich aber nicht einfach ein, „unsere Herzen müssen dafür bereitet werden.“ Dazu brauche es Geschichten, Lieder und Rituale.

Die Weihnachtsgeschichte vermittele die Ahnung davon, dass es etwas Großes geben müsse angesichts dieser Welt, in der es viel Schlimmes gebe. „Wir ahnen, dass es etwas Heiles, etwas Wahrhaftiges und etwas Vollkommenes geben muss.“ Weihnachten könne die Menschen lehren, das Leben in seiner Radikalität und letzten Dichte zu sehen. „Es will uns befähigen, dass hinter den Strukturen des Realen nicht das Absurde und der Abgrund mit ihren Schrecken lauern, sondern dass dort Zärtlichkeit, Zuwendung und liebevolle Geheimnisse herrschen. Und mit dieser Vermutung beginnt eigentlich erst das Leben.“

Der Anfang im armen Stall zu Bethlehem mache Mut, selbst anzufangen, der Hoffnung auf das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit zu trauen und selbst Schritte des Friedens und der Gerechtigkeit zu gehen. „Gott hat in der Nacht von Bethlehem ein Licht angezündet, das uns leuchten will, damit wir unseren Fuß auf den Weg des Friedens richten.“


Hannover, 22. Dezember 2006

Pressestelle der EKD
Christof Vetter/Silke Fauzi