40 Jahre Versöhnungskirche Dachau

"Internationales Symbol der Versöhnung"

„Vor Gott sind wir zum Gedenken verpflichtet. Die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau gibt an diesem Ort des Grauens vielen Formen des Gedenkens Raum“ – mit diesen Worten würdigen Bischof Wolfgang Huber als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich die Versöhnungskirche, die vor 40 Jahren eingeweiht wurde. Zu diesem Jahrestag lädt die Evangelische Versöhnungskirche am Vorabend des 62. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am Samstag, 28. April, um 18 Uhr zu einer Festveranstaltung ein.

Im Gottesdienst und beim anschließenden Empfang wird an die Einweihung der Versöhnungskirche vor 40 Jahren erinnert. Der Präsident des Internationalen Lagerkomitees Dachau (CID), Pieter J. Ph. Dietz de Loos aus den Niederlanden, wird den schwierigen Weg zur Errichtung der Kirche nachzeichnen. Sein Vater, Dirk de Loos, war als ehemaliger Dachau-Häftling und CID-Vertreter maßgeblich an der Realisierung dieses Ortes der Besinnung in der Gedenkstätte beteiligt. Dietz de Loos bezeichnet die Versöhnungskirche in seinem Grußwort als „wichtiges internationales Symbol der Versöhnung“: „So strahlt die Versöhnungskirche in die ganze Welt aus, indem sie die Botschaft von Dachau, das ‚Nie Wieder!‘, als Vermächtnis der Häftlinge verkündet.“ Der Mannheimer Architekt Helmut Striffler, dessen unkonventionelle und einfühlsame Gestaltung der Versöhnungskirche internationale Anerkennung findet, und der Pullacher Bildhauer Hubertus von Pilgrim, der zur Zeit Werke im Kontext seines Todesmarschmahnmales in der Kirche ausstellt, haben ihr Kommen zugesagt.

Im Mittelpunkt des Abends stehen aber die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau. Max Mannheimer (86), jüdischer Überlebender und Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, wird ein Grußwort sprechen. Hermann Scheipers (93), letzter deutscher Häftling aus dem Pfarrerblock, hat wegen einer Verletzung seine ökumenischen Grüße schriftlich geschickt. An Leidensgenossen von Mannheimer und Scheipers erinnert das 372 Seiten starke und mit historischen Fotos illustrierte Buch „Namen statt Nummern“, das an diesem Abend vorgestellt wird. 15 für den Druck überarbeitete Lebensgeschichten aus dem Dachauer Gedächtnisbuch-Projekt, Predigten und das neu recherchierte Verzeichnis der 113 evangelischen Pfarrer, die aus ganz Europa von den Nazis ins KZ Dachau verschleppt worden waren, finden sich in dem Band. Die Herausgeber Sabine Gerhardus, Projektleiterin des „Gedächtnisbuches für die Häftlinge des KZ Dachau“, und Björn Mensing, Pfarrer der Versöhnungskirche, freuen sich, mehreren Mitautoren druckfrische Exemplare des Buches überreichen zu können. Aus der Schweiz, aus Polen und Tschechien werden Kinder von im Band porträtierten Dachau-Häftlingen anreisen. Aus der Region kommen unter anderem Söhne von Martin Niemöller und Heinrich Grüber. Neben der Erinnerung geht es an diesem Abend auch um den Einsatz gegen aktuelle Formen von Rechtsextremismus und Antisemitismus. Im Buch werden Initiativen zur Rassismusprävention unter Fußballfans vorgestellt. Die afrikanischen Gäste aus der Asylbewerberunterkunft in Dachau spiegeln das interkulturelle Engagement vor Ort wider.

Dass die Priorin Enikö vom Karmel-Kloster, die Gedenkstättenleiterin Barbara Distel und Oberbürgermeister Peter Bürgel bei dem Abend mitwirken, zeigt die gute Kooperation der Versöhnungskirche mit Einrichtungen im Umfeld der Gedenkstätte und mit der Stadt Dachau.
Rechtzeitig zum Jubiläum konnte die Orgel der Versöhnungskirche generalüberholt werden. Neben der Organistin Christine Hänsel tragen das Bläserensemble St. Peter sowie Gudrun Huber (Geige) und Esther Bauer (Cello) zur musikalischen Ausgestaltung bei.

Um die Arbeit, die in den vergangenen 40 Jahren an der Versöhnungskirche gewachsen ist, auch in Zukunft fortführen und weiterentwickeln zu können, ist vor kurzem eine Stiftung errichtet worden. Landesbischof Johannes Friedrich, auf dessen Initiative die bayerische Landeskirche 100.000 Euro als Grundstock der Stiftung bereitgestellt hat, wird die Predigt im Gottesdienst halten. Jeweils 50.000 Euro kommen von der EKD und der Landeskirche Hessen-Nassau, deren Kirchenpräsident – und damit Nachfolger Martin Niemöllers – Peter Steinacker beim Empfang sprechen wird. Zustiftungen von Kirchen, Organisationen und Einzelpersonen sind schon eingegangen, so dass fast die Hälfte des nötigen Betrages zusammen ist. Die Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger bittet als Vorsitzende des Kuratoriums der Versöhnungskirche um weitere Spenden auf das Konto 422738 bei der VR-Bank Dachau, BLZ 700 915 00 (Kontoinhaberin: Versöhnungskirche Dachau; Verwendungszweck: Stiftung).


Hannover, 26. April 2007

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Evangelische Versöhnungskirche KZ-Gedenkstätte Dachau