Der syrische Krippenbauer

Nach seiner Flucht griff Fadi Bardaqji sein Hobby aus Kindertagen wieder auf

Der Syrer Fadi Bardaqji mit einer selbstgebauten Weihnachtskrippe
Fadi Bardaqji bastelt an einer seiner Krippen.

Frankfurt a.M. (epd). Eine Krippe hatte Fadi Bardaqji schon an seinem zweiten deutschen Weihnachtsfest. Sie war aus Pappe, gebastelt aus einem Karton, den der syrische Flüchtling auf der Straße in Frankfurt fand. Doch diese Krippe ist längst ersetzt. Denn der 29-jährige hat sein Hobby aus Kindertagen wieder aufgenommen: Er baut Krippen – aus Holz.

„Ich bin in einer großen katholischen Gemeinde in Aleppo aufgewachsen“, erklärt Bardaqji, der vor zwei Jahren aus seinem Land floh. Sein Vater arbeitet als Schreiner. Als Kind habe er mit ihm jahrelang Weihnachtskrippen gebaut. Nach seiner Flucht aus Aleppo fehlte ihm die weihnachtliche Tradition.

„Als ich die erste Krippe in Deutschland fertig gebaut hatte, war ich sehr glücklich“, sagt der gelernte Informatiker. Kurz darauf fragten ihn Freunde und Bekannte, ob er auch für sie ein Exemplar bauen könnte. Bardaqjis Vater, dem sein Sohn Fotos der Krippe geschickt hatte, gab ihm Tipps. Allein in diesem Jahr hat Bardaqji etwa 14 Krippen gebaut. Das Frankfurter Theater Willy Praml stellt sie noch bis zum 23. Dezember aus.

Alles Unikate

Bardaqjis Krippen sind leer. Nur in einer der Hütten stehen zwei schlichte Weihnachtsfiguren. „Die sind in diesem Jahr neu – meine Frau hat sie gebastelt“, erklärt der Christ strahlend. Denn anders als an seinen ersten deutschen Weihnachtsfesten ist Bardaqji in diesem Jahr nicht allein – seit September sind seine Frau und seine zweijährige Tochter in Deutschland.

Keine von Bardaqjis Krippen gleicht der anderen – die mit Moos geschmückten Hütten haben andere Formen und Details. Bei manchen gibt es einen Brunnen oder eine Feuerstelle, bei anderen sind kleine Feuerholzlager oder Leitern angebracht. Teilweise brennt im Dach der Krippen ein kleines elektrisches Licht, das an- und ausgeschaltet werden kann. Wenn Bardaqji seine Werke, die bei der Ausstellung zwischen Tannenzapfen und Stroh präsentiert werden, betrachtet, strahlen seine dunklen Augen. Er wirkt stolz.

Tradition mit neuem Touch

„Das Krippenbauen ist mein Hobby“, sagt Bardaqji. Geld nimmt er für seine Werke nicht, über eine kleine Spende freue er sich aber. Dass viele Menschen seine Weihnachtskrippen mögen, hat den Familienvater erst überrascht. Denn Weihnachtskrippen seien bei den deutschen Christen schon ein Kulturgut, erklärt er. Er glaubt, dass vielen an seinen Krippen aber gefalle, dass sie arabisches Handwerk sind. „Meine Krippen sind etwas Neues an einer bekannten Tradition.“

Für Bardaqji gehört der Glaube fest zu seinem Leben. In Syrien, wo nur etwa acht Prozent Christen leben, ist er jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Er hat dort sogar im Chor gesungen. Doch irgendwann sei er aus Angst nicht mehr zur Kirche gegangen. „Seit sieben Jahren ist Krieg in Syrien, seitdem ist es nicht wie vorher“, erklärt er. Dass in Deutschland viele Menschen nicht in die Kirche gehen, versteht Bardaqji nicht. Er sehe vor allem alte Menschen, Jugendliche gebe es dort kaum. „Das ist schade, sehr schade“, sagt er.

Selbstverständlich steht auch bei Bardaqji zu Hause eine seiner Krippen. An Heiligabend möchte er einen Gottesdienst auf Arabisch besuchen. Das sei in diesem Jahr aber nicht das Wichtigste für ihn, erklärt er. „Ich bin einfach glücklich, mit meiner Familie zu feiern.“

Patricia Averesch (epd)