Unierte Protestanten und lutherische Freikirchen feiern Aussöhnung

Gemeinsamer Gottesdienst am Buß- und Bettag

Christian Schad und Hans-Jörg Voigt unterschreiben eine gemeinsame Erklärung
In dem Gottesdienst zum Buß- und Bettag unterzeichneten die leitenden Geistlichen der beiden Kirchen, UEK-Kirchenpräsident Christian Schad (rechts) aus Speyer und SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt aus Hannover ein „Gemeinsames Wort“ und verlasen einen „Brief an die Gemeinden“ beider Kirchen.

Berlin (epd). Die Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) haben am Buß- und Bettag einen gemeinsamen Buß- und Dankgottesdienst gefeiert. Mit dem Gottesdienst am Abend des 22. November in Berlin sollte die Aussöhnung der beiden Kirchen mit ihren unterschiedlichen reformatorischen Bekenntnissen betont werden, teilten UEK und SELK in Berlin mit.

Bei der Feier wollten die leitenden Geistlichen der beiden Kirchen, UEK-Kirchenpräsident Christian Schad aus Speyer und SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt aus Hannover, ein „Gemeinsames Wort“ unterzeichnen. Zugleich wurde ein „Brief an die Gemeinden“ verlesen. In den Dokumenten werde auch bekräftigt, die bisherigen Gespräche fortzusetzen und „weiter theologisch miteinander zu arbeiten“.

Eine gegenseitige Bitte um menschliche Vergebung

In Anerkennung einer gemeinsamen Verantwortung für die Schuld der Vergangenheit werde in dem Brief an die Gemeinden eine gegenseitige Bitte um menschliche Vergebung ausgesprochen, hieß es. Die UEK erkenne an, dass Vorgängerkirchen einst an den Altlutheranern schuldig geworden seien. Die SELK erkenne zugleich unter anderem „ihre lange währenden inneren Spaltungstendenzen“, eine „oft unangebrachte Härte“ gegenüber der Kirchenunion und eine „Neigung zur Selbstgenügsamkeit“ an.

In dem „Gemeinsamen Wort“ heißt es unter anderem, „eine gemeinsame Besinnung auf reformatorische Grundeinsichten könnte und sollte Wege zu einer weiterführenden Verständigung eröffnen“. Dies gelte besonders im Blick auf die Feier des Abendmahls.

„Gemeinsam stellen sich SELK und UEK der schmerzlichen Einsicht, dass die unterschiedlichen Auffassungen von Geltung und Reichweite der jeweils verbindlich gültigen Bekenntnisse derzeit noch dazu führen, dass die Bedingungen für den Vollzug kirchlicher Gemeinschaft im Sinne von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft“ unterschiedlich bestimmt würden, heißt es dort weiter.

Geschichte der SELK und UEK

In der SELK sind lutherische Freikirchen zusammengeschlossen, die sich aus Protest gegen die Einführung der evangelischen Kirchenunion in Preußen im 19. Jahrhundert gegründet haben und seither als eigenständige Kirchen bestehen. Heute gehören zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche etwa 33.500 Gemeindemitglieder in bundesweit 174 Gemeinden. Die Freikirche hat eine theologisch-konservative Ausrichtung, so ist die Ordination von Frauen nach der Grundordnung ausgeschlossen.

1817 hatten sich in Preußen lutherische und reformierte Gemeinden zur Evangelischen Kirche der Union (EKU) zusammengeschlossen. 2003 fusionierten diese Kirchen mit der Arnoldshainer Konferenz zur Union Evangelischer Kirchen. Diesem Kirchenbund gehören zwölf evangelische Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.