Libysches Flüchtlingsboot strandet in Wittenberg

Flüchtlingsboot aus Sizilien auf der Weltausstellung in Wittenberg
Fast 16 Meter misst der Rumpf des libyschen Flüchtlingsschiffes, das auf den Namen „Fröhlichkeit“ hört.

Wittenberg (epd). Die Weltausstellung Reformation in den Wittenberger Wallanlagen richtet den Blick auf die Lage der Mittelmeerflüchtlinge. Am 23. Juni wurde ein Boot aus Sizilien angeliefert, das vor vier Jahren 244 Flüchtende unversehrt von Libyen auf die italienische Insel gebracht hatte. Gemeinsam mit weiteren geflochtenen Booten, die auf dem Schwanenteich treiben, will die Installation zur Diskussion über den Umgang mit geflüchteten und asylsuchenden Menschen anregen.

Das 23 Tonnen schwere Boot hat den Namen al-bahja (Fröhlichkeit, Freude). Es misst in der Länge 15,70 Meter, ist 4,70 Meter breit und mit aufgesetzter Kajüte ebenso hoch. Das Schuff ist Teil des Torraums „Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung“.

Flucht als Antithese

Verantwortlich für das Projekt sind der Anthropologe Michael Leube von der Fachhochschule Salzburg und eine Gruppe Studierender. „Die Flüchtlingskrise ist die Antithese zum Titel dieses Torraumes“, sagte Leube bei der Vorstellung der Themenwoche „Gerechtigkeit“. Der Schwanenteich symbolisiere das Mittelmeer. Die Wallanlagen, in denen heute die Weltausstellung präsentiert wird, stünden für die Abgrenzung einer Elite nach außen hin, sagte Leube: „Die Burg Europa betreibt eine ähnliche Asylpolitik.“

Seit dem 20. Mai präsentieren sich auf der Weltausstellung Reformation in Wittenberg mehr als 80 Kirchen und Organisationen aus aller Welt. Noch bis zum 10. September laden sie Besucher in die Lutherstadt, um am Ausgangsort der Reformationsbewegung über gesellschaftliche Herausforderungen im 21. Jahrhundert zu sprechen.

Symbolische Flüchtlingsboote auf dem Wittenberger Schwanenteich
Geflochtene Boote treiben auf dem Wittenberger Schwanenteich – Symbole für dramatische Fluchten übers Meer, die oft auch tragisch scheitern.